Tödlicher Aufruhr nach Urteil gegen indischen Guru

Bei Ausschreitungen nach der Verurteilung eines Gurus in Indien wegen Vergewaltigung sind laut Polizei mindestens 32 Menschen getötet und etwa 180 verletzt worden. Mehr als 100.000 Verehrer des  prominenten Spirituellen Gurmeet Ram Rahim Singh waren zur Urteilsverkündung in die nordindische Stadt Panchkula gekommen.

Als der Guru der Vergewaltigung zweier Anhängerinnen im Jahr 2002 schuldig gesprochen wurde, brach sich die Wut seiner Gefolgsleute ungehemmt Bahn. Videobilder zeigen Randalierer, die Steine werfen, Feuer legen und Übertragungswagen von Fernsehsendern zerstören. Polizisten antworten mit Wasserwerfern, Pfefferspray und Schlagstöcken. Medienberichten zufolge schossen sie auch auf die Randalierer. Die Armee setzte nach eigenen Angaben 600 Soldaten ein.

Die Gewalt strahlte auch in weit entfernte Gebiete aus. Am Rande der rund 250 Kilometer entfernten Hauptstadt Neu Delhi zündeten Anhänger von Ram Rahim leere Busse und Zugwaggons an. Wegen der erwarteten Ausschreitungen waren Panchkula und die Nachbarstadt Chandigarh seit Donnerstag lahmgelegt: Schulen und Büros blieben geschlossen, Busse und Züge standen still. Der mobile Internetzugang wurde unterbrochen. Drei Cricketstadien waren als Übergangsgefängnisse für festgenommene Krawallmacher vorgesehen. Nach Ausbruch der Gewalt verkündeten die Behörden eine Ausgangssperre in Panchkula.

Der 50-jährige Ram Rahim ist ein selbsternannter Heiliger und Anführer der spirituellen Organisation "Dera Sacha Sauda" (etwa: Sekte des wahren Geschäfts), die auch politischen Einfluss ausübt. Die Gruppe, die zu keiner größeren Religion gehört, hat nach eigenen Angaben 60 Millionen Mitglieder. Ram Rahim lehrt sie unter anderem meditieren; er organisiert zudem soziale Projekte und Umweltaktionen. Der Guru, der sich häufig auf einem Motorrad zeigt, ist auch Popsänger und wirkte als Hauptdarsteller in Action-Filmen mit.

Der verurteilte Sektenchef wurde inzwischen per Hubschrauber aus Panchkula ausgeflogen. Das Strafmaß gegen ihn soll am Montag verkündet werden. In einem anderen Verfahren ist Ram Rahim wegen Mordes an einem Journalisten angeklagt. Außerdem wird ihm vorgeworfen, hunderte seiner Anhänger zur Kastration gezwungen zu haben.

jj/uh (dpa, rtr)