1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Tägliches Sterben in Syrien

22. August 2014

Rechnerisch ist es eine Großstadt, deren Einwohner ausgelöscht sind: Im syrischen Bürgerkrieg wurden Hunderttausende Menschen getötet. Und die Zahl wächst jeden Tag weiter.

https://p.dw.com/p/1Cz7e
Leichensäcke in Syrien mit Opfern eines mutmaßlichen Giftgaseinsatzes in Ghouta (Foto: Reuters)
Bild: Reuters

Werden die Opferzahlen summiert, wird das tägliche Sterben sichtbar: Im syrischen Bürgerkrieg haben nach UN-Angaben bereits weit mehr als 190.000 Menschen ihr Leben verloren. Die Zahl der Todesopfer habe sich innerhalb eines Jahres verdoppelt, sagte UN-Menschenrechtskommissarin Navi Pillay in Genf. Zugleich beklagte sie eine "internationale Lähmung" im Umgang mit dem Konflikt. "Die Mörder und Folterer sind durch diese Untätigkeit ermutigt worden", so Pillay.

Wahrscheinlich kamen im dreijährigen Kampf um die Macht in Damaskus noch weit mehr Syrer um als die jetzt bestätigten 191.369. Doch die Datenspezialisten, die im Auftrag des UN-Menschenrechtsrates die Zahlen prüften, haben aus Angaben zu mehr als 300.000 Todesfällen nur jene berücksichtigt, bei denen eindeutig überprüfbare Angaben vorlagen. Außerdem gibt es Hinweise darauf, dass zahlreiche Tötungen gar nicht registriert worden sind.

Tausende tote Kinder

Eine verletzte Frau hält nach einem Luftangriff in Syrien ihr verletztes Kind auf dem Arm (Foto: AFP)
Überleben im Grauen: Das Leiden der ZivilistenBild: KHALED KHATIB/AFP/Getty Images

Bei der Erfassung wurden keine Unterschiede zwischen Kämpfern und Zivilisten gemacht. Die weitaus meisten Opfer seien Männer gewesen, etwas mehr als neun Prozent waren Frauen. Aber nach den vorgelegten Zahlen wurden auch mindestens 8800 Kinder und Jugendliche getötet.

Der Konflikt in Syrien hatte im März 2011 mit Protesten gegen Staatschef Baschar al-Assad begonnen und war rasch eskaliert. Der Ansturm der dschihadistischen Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS), vormals ISIS, veränderte die Konfliktlinien und heizte das Geschehen zusätzlich an.

Heftige Gefechte im Osten

Die Kämpfe gehen mit unverminderter Härte weiter. Bei heftigen Gefechten um einen strategisch wichtigen Militärflughafen im Osten des Landes seien mindestens 30 IS-Männer getötet und Dutzende verletzt worden, meldete die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in London. Die syrische Armee habe Verstärkung in das Gebiet geschickt.

IS-Kämpfer versuchen seit Tagen, den Flughafen Al-Tabka einzunehmen. Er ist die letzte Bastion des Assad-Regimes in der ostsyrischen Provinz Al-Rakka. Sollten die IS-Kämpfer den Flughafen erobern, könnten sie die Region unbehelligt beherrschen.

US-Luftschläge auch in Syrien?

Die US-Regierung schließt Luftangriffe auf die Dschihadisten auch in Syrien nicht mehr aus. "Wir denken über alle Optionen nach", sagte US-Verteidigungsminister Chuck Hagel im Pentagon auf die Frage eines Reporters. Hagel bezeichnete die radikale Sunnitenmiliz als extreme Bedrohung der Vereinigten Staaten. Die Terrorgruppe sei "so hoch entwickelt und so gut finanziert wie keine andere".

US-Generalstabschef Martin Demspey erklärte, die Organisation könne nicht besiegt werden, ohne ihre Teile in Syrien ins Kalkül zu ziehen. Der Kampf müsse auf beiden Seiten der "quasi nicht existierenden Grenze" zwischen dem Irak und Syrien geführt werden. Die IS-Extremisten beherrschen sowohl in Syrien als auch im Nachbarland Irak große Gebiete. Kämpfer und Waffen können die Grenze zwischen beiden Ländern ungehindert passieren.

jj/sti (dpa, afp, rtr)