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Südasien-Gipfel: Chance für Gespräch über Kaschmir

3. Januar 2002

Seit zwei Wochen ist der Kaschmir-Konflikt wieder ins Licht der Öffentlichkeit gerückt. Die Welt hofft auf eine Eindämmung des Konflikts zwischen den Atommächten Indien und Pakistan.

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Gefechtsbereitschaft in KaschmirBild: AP

Vor der prächtigen Kulisse der schneebedeckten Himalayagipfel treffen sich am Wochenende die Regierungschefs der verfeindeten Atommächte Indien und Pakistan. Der Rahmen scheint perfekt für Gespräche über eine Entspannung des Konflikts um die umstrittene Kaschmir-Region, doch noch ist noch nicht einmal klar, ob es überhaupt zu einem persönlichen Gespräch des indischen Ministerpräsidenten Atal Bihari Vajpayee mit dem
pakistanischen Militärmachthaber General Pervez Musharraf kommen wird.

Beide treffen am 5. Januar mit fünf weiteren Staats- und
Regierungschefs im Verlauf des Gipfels der Südasiatischen
Vereinigung für Regionale Zusammenarbeit (SAARC) im Luxushotel Club Himalaya im nepalesischen Ort Nagarkot zusammen. Bei klarem Wetter ist von dort der Blick frei auf den mit 8.850 Metern höchsten Berg der Erde, den Mount Everest. Im Norden thront der Friedensberg. Er erhielt seinen Namen 1994 im Rahmen des internationalen Friedensblütenprojekts, mit dem weltweit Stätten von nationaler Bedeutung dem Frieden gewidmet werden.

So mancher hofft, dass der Friedensberg und die imposante
Umgebung die Stimmung bei dem Treffen zumindest ein wenig aufhellen. "Mein Vater betet darum, dass das Wetter am Tag des Gipfels gut sein wird, dass der Himalaya in all seiner Pracht zu sehen sein wird, und dass die Schönheit der Umgebung die beiden Politiker inspiriert, miteinander ins Gespräch zu kommen", sagt Yogendra Sakya, Verwaltungsdirektor des Hotels.

Doch die Beziehungen zwischen Neu-Delhi und Islamabad haben sich seit dem Selbstmordanschlag auf das indische Parlament am 13. Dezember derart abgekühlt, dass die Medien sogar darüber spekulieren, ob sich Vajpayee und Musharraf wenigstens die Hand reichen werden. Aus indischen Regierungskreisen verlautete, dass Vajpayee die Form wahren werde - "aber ein Gruß auf dem Flur ist ja
noch kein Friedensgespräch".

Der Konflikt

Indien weigert sich, über den seit 50 Jahren schwelenden Konflikt um die überwiegend moslemische Region Kaschmir zu verhandeln, bis Islamabad seine Unterstützung für islamistische Rebellen beendet, die aus Pakistan operieren. Diese Unterstützung umfasst nach indischer Darstellung Ausbildung, Waffenlieferungen und Finanzhilfen für die Untergrundkämpfer. Pakistan hat erklärt, die Kämpfer würden lediglich ideologisch unterstützt.

Seit dem Anschlag in Neu-Delhi, bei dem 14 Menschen ums Leben kamen, verlegten beide Staaten Truppen und Raketen an die Grenze, zogen Diplomaten ab und unterbrachen die Verkehrsverbindungen.

In der Vergangenheit führten Indien und Pakistan bereits zwei Kriege um Kaschmir. Inzwischen scheinen beide Seiten aber bemüht, Drohgebärden und feindselige Rhetorik abzuschwächen.

Gipfel-Abstecher

Der mehrstündige Abstecher des SAARC vom Haupttagungsort - in diesem Jahr von Kathmandu ins 40 Kilometer nordöstlich gelegene Nagarkot - gilt gewöhnlich als Gelegenheit, Differenzen etwa über eine Erklärung zur wirtschaftlichen Zusammenarbeit, zu Terrorismus oder Armut auszubügeln. In diesem Jahr warten Beobachter gespannt
darauf, ob Vajpayee und Musharraf die Gelegenheit nutzen werden, ihren Konflikt zu entschärfen.

Bei dem Abstecher werden die Staats- und Regierungschefs von Indien, Pakistan, Sri Lanka, den Malediven, Bangladesch und Bhutan per Hubschrauber nach Nagarkot eingeflogen, wo sie von ihrem Gastgeber, dem nepalesischen Ministerpräsidenten Sher Bahadur Deuba, begrüßt werden.

Hoffnung auf Blair

Im Rahmen einer mehrtägigen Asienreise soll der britische Premier Tony Blair am 6. Januar in Neu Delhi mit Vajpayee zusammentreffen. Zwei Tage später will er in Islamabad Musharraf treffen. Die Lage in der Krisenregion sei "potenziell gefährlich", sagte Blair jetzt. In einem Telefonat mit US-Präsident George W. Bush habe er Möglichkeiten zum Abbau der Spannungen zwischen Indien und Pakistan erörtert, wie das Weiße Haus mitteilte.