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Eklat in Südafrika

Katrin Matthaei, Subry Govendor3. Februar 2014

Südafrikas renommierte schwarze Anti-Apartheidsaktivistin Mamphela Ramphele wird nun doch nicht Spitzenkandidatin der mehrheitlich weißen Oppositionspartei Demokratische Allianz.

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Südafrika PK Mamphela Ramphele
Bild: Alexander Joe/AFP/Getty Images

Angespannt trat Mamphela Ramphele am Montag (03.02.2014) vor die Presse: Nach knapp einer Woche ist ihre Koalition mit der wichtigsten Oppositionspartei Demokratische Allianz (DA) geplatzt. Wie sie jetzt bekannt gab, geht Ramphele nun doch nicht als schwarze Präsidentschaftskandidatin für die DA ins Rennen.

"Wenn ich jetzt ein DA-Mitglied werden muss, um meinen Traum und meine Vision in die Tat umzusetzen, dann kann ich das DA-Angebot leider nicht annehmen", sagte die 67-jährige Ärztin und frühere Weltbank-Managerin Ramphele auf einer Pressekonferenz am Montag. Ihre Kandidatur habe sie überstürzt bekannt gegeben. "Es gibt Millionen Südafrikaner, die niemals für die DA stimmen werden, aber sie wünschen sich ein Zuhause - und das wird ihnen Agang geben."

Damit reagiert sie auf den großen Widerstand aus den eigenen Reihen: Die schwarze Anti-Apartheids-Aktivistin Ramphele hatte die Agang-Partei ("Aufbau") im vergangenen Sommer gegründet. Sie stützt sich vor allem auf schwarze Links-Intellektuelle. Für Rapheles Kandidatur war offenbar eine Verschmelzung der Agang mit der DA geplant - wie genau, war anscheinend noch nicht geklärt. Dass sie nun als eine Art Steigbügelhalter für die mehrheitlich von Weißen gewählte und geführte Demokratische Allianz dienen sollten, war offenbar vielen Parteimitgliedern bitter aufgestoßen. Vorwürfe von Opportunismus gingen in den vergangenen Tagen an die Adresse Rampheles. "Man hatte den Eindruck, als bestünde die Agang-Partei nur aus Mamphela Ramphele - und alle anderen Parteimitglieder wären nur dazu da, um sie zu unterstützen", sagt Sipho Seapo, Politikprofessor an der Universität von Johannesburg. "Sie hat sich selbst institutionalisiert - das ist immer die Gefahr, wenn eine Partei derart auf eine Person zugeschnitten ist."

Helen Zille und Mamphela Ramphele Foto: RODGER BOSCH/AFP/Getty Images
"Überstürzt": Ramphele (l.) und Zille verkünden Rampheles Kandidatur (28.01.2014)Bild: Getty Images

Verbitterung bei der Demokratischen Allianz

Die Vorsitzende der Demokratischen Allianz, Helen Zille, wies die Aussage Rampheles zurück, die Entscheidung sei überstürzt getroffen worden. "Seit dreieinhalb Jahren haben wir immer wieder über eine mögliche Kandidatur gesprochen", so die Ministerpräsidentin der Provinz Westkap. "Es war Mamphela Ramphele, die vergangene Woche auf eine sofortige Pressekonferenz bestand." Die Agang-Vorsitzende habe nun ein für alle Mal bewiesen, dass sie kein Projekt bis zu Ende bringen könne, so Zille.

DA-Vorsitzende Helen Zille Foto: MARCO LONGARI/AFP/Getty Images
Sauer: DA-Vorsitzende Helen ZilleBild: Marco Longari/AFP/Getty Images

Das sind harte Worte an die Adresse Rampheles, mit der Zille bislang eine langjährige Freundschaft verband: 1977 hatte die ehemalige Journalistin Zille aufgedeckt, dass Rampheles Mann, der schwarze Anti-Apartheids-Aktivist Steve Biko, in Polizeigewahrsam zu Tode geprügelt worden war.

Nach der gescheiterten Allianz von DA und Agang ist Zille sauer: Sie muss sich nun auf Gegenwind aus den eigenen Reihen gefasst machen, sagt Somadoda Fikeni, Politikwissenschaftler an der Universität von Südafrika in Pretoria. "Helen Zille hat eine führende schwarze Persönlichkeit an die Spitze gesetzt, ohne vorher andere mögliche Kandidaten ihrer eigenen Partei zu berücksichtigen", so Fikeni. "Die könnten Zille beim nächsten Parteitag herausfordern."

Frust über den ANC

Der Eklat macht deutlich: Eine geeinte Oppositionspartei, über die Grenzen der Hautfarbe hinweg, ist in Südafrika offenbar noch nicht möglich. Der regierende Afrikanische Nationalkongress (ANC) - die Partei Nelson Mandelas - bleibt vorerst unangefochten.

Kinder vor der Platinmine von Marikana Foto: REUTERS/Siphiwe Sibeko
Armes Südafrika: Kinder vor der Platinmine von MarikanaBild: Reuters

Und das, obwohl der Frust vieler Südafrikaner wächst. Zwanzig Jahre nach Ende der Apartheid ist die Kluft zwischen Arm und Reich enorm, ebenso die Jugendarbeitslosigkeit. Viele ANC-Wähler wenden sich von der Partei ab. Bei ihnen kommt das Wirtschaftswachstum der vergangenen Jahre nicht an. Auch macht die Führungsriege des ANC, inklusive Präsident Zuma, immer wieder mit Korruptions- und Sex-Skandalen von sich reden. Mit der geplatzten Allianz von Ramphele und Zille wird sich der ANC auch weiterhin nicht mit einer ernstzunehmenden und geeinten Oppositionspartei aus schwarzen und weißen Südafrikanern messen müssen.