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Syrische Flüchtlinge brauchen mehr Hilfe

20. August 2012

Droht in Syrien und den Nachbarländern ein "humanitärer Kollaps"? Zehn deutsche Hilfsorganisationen schlagen Alarm, weil der Bürgerkrieg immer mehr Syrer vertreibt. Das Bündnis "Deutschland Hilft" ruft zu Spenden auf.

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Syrische Zivilisten aus Asas bei Aleppo fliehen in die Türkei (Foto: afp)
Syrien Türkei Bürgerkrieg FlüchtlingeBild: PHIL MOORE/AFP/GettyImages

Bisher hat die Bundesregierung für die Versorgung der syrischen Flüchtlinge 11,5 Millionen Euro zugesagt. Aus Sicht des Bündnisses "Aktion Deutschland Hilft" ist das zu wenig. Mit diesem Budget sei die "humanitäre Katastrophe" in und um Syrien nicht in den Griff zu bekommen, sagte Thomas Schwarz, der Medienkoordinator des Bündnisses, am Montag in Berlin. Von privaten Spendern erwartet Schwarz kaum Unterstützung, da diese von der unübersichtlichen Lage in Syrien abgeschreckt würden. Er beklagte, dass die erforderliche Hilfe für die Flüchtlinge bisher nicht ausreichend geleistet werden könne, und fügte hinzu: "Sollten die Regierungen der reichen Länder nach wie vor derart zögerlich ihre finanzielle Unterstützung bereitstellen, muss dies zu einem humanitären Kollaps führen."

Der Bundestagsabgeordnete und Sprecher des Bündnisses, Christoph Strässer, kritisierte die internationale Gemeinschaft scharf: "Die UN sind offensichtlich in ihren bisherigen veralteten Strukturen unfähig, den Konflikt zu lösen und die humanitäre Situation zu verbessern." Daher sei nun Deutschland in der Pflicht, sagte der Sprecher der Arbeitsgruppe Menschenrechte und humanitäre Hilfe der SPD-Bundestagsfraktion. Das Bündnis rief deshalb zu Spenden zugunsten der Flüchtlinge auf.

Syrien ohne UN-Beobachtung

2,5 Millionen Hilfsbedürftige

In Syrien sind nach UN-Schätzungen etwa 1,5 Million Menschen auf der Flucht. Etwa 170.000 Menschen sind bereits haben Zuflucht in den Nachbarländern Türkei, Libanon, Jordanien oder dem Irak gefunden, 2,5 Millionen Menschen in der Region brauchen humanitäre Hilfe.

"Aktion Deutschland Hilft" wurde 2001 von zehn renommierten deutschen Hilfsorganisationen gegründet, um im Falle großer Katastrophen gemeinsam schnelle und effektive Hilfe zu leisten. Die Mitgliedsorganisationen unterstützen Betroffene durch die Verteilung von Nahrungsmitteln, Versorgung mit frischem Trinkwasser, medizinische Hilfe, Unterkünfte und Hygienemaßnahmen.

Türkei strebt Schutzzonen an

Die Türkei hat wegen der Flüchtlingswelle aus Syrien vorgeschlagen, im Nachbarland Schutzzonen der Vereinten Nationen einzurichten. Außenminister Ahmet Davutoglu sagte der Zeitung "Hürriyet", sollte die Zahl der Flüchtlinge die Marke von 100.000 übersteigen, wären die Kapazitäten seines Landes am Ende. "Wir sollten sie in Syrien unterbringen." Die UN könnten dann eine Sicherheitszone auf syrischem Boden einrichten. Derzeit leben 70.000 Flüchtlinge aus Syrien in der Türkei.

Die Uneinigkeit der Mitglieder des UN-Sicherheitsrats dürfte der Einrichtung von Schutzzonen allerdings im Wege stehen. Eine Flugverbotszone über Libyen und westliche Luftangriffe hatten voriges Jahr wesentlich zum Sturz von Machthaber Muammar al-Gaddafi beigetragen. Der Westen zeigt zudem wenig Neigung, sich in Syrien ähnlich zu engagieren. Russland und China, die im Sicherheitsrat drei UN-Resolutionen mit ihrem Veto zu Fall gebracht haben, lehnen einen Militäreinsatz gegen Staatschef Baschar al-Assad ab.

Der türkische Außenminister Ahmet Davutoglu (Foto: AP)
Der türkische Außenminister Ahmet Davutoglu macht sich für Schutzzonen starkBild: dapd

kle/re (dapd, rtr, dpa, ots)