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Symbolischer Handschlag bei Katyn

7. April 2010

Eine historische Geste der Versöhnung: 70 Jahre nach dem Massaker von Katyn haben Polens Ministerpräsident Tusk und sein russischer Kollege Putin gemeinsam an die Opfer dieses Verbrechens in Westrussland erinnert.

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Tusk (l.) und Putin beim Handschlag von Katyn (Foto: dpa)
Tusk (l.) und Putin beim Handschlag von KatynBild: picture-alliance/dpa
Putin kniet vor Kranz (Foto: dpa)
Putin kniet nieder im Gedenken an ein russisches VerbrechenBild: picture-alliance/dpa

Erstmals haben am Mittwoch (07.04.2010) ein russischer und ein polnischer Regierungschef gemeinsam der Opfer des Massakers von Katyn gedacht. Russlands Ministerpräsident Wladimir Putin und sein polnischer Kollege Donald Tusk legten an der Gedenkstätte in einem Wald bei Katyn für die Ermordeten Kränze nieder. Danach reichten Tusk und Putin sich in einer historischen Versöhnungsgeste die Hand.

Kommission soll Wahrheit ermitteln

"Wir sind hier, um unserer gemeinsamen Erinnerung und Schande zu gedenken", sagte Putin. Polen und Russland teilten das Schicksal und die Tragödien des 20. Jahrhunderts. Die Wahrheit müsse ermittelt werden. Diese Aufgabe werde einer polnisch-russischen Historikerkommission übertragen. Jahrzehntelang sei mit "zynischen Lügen" die Wahrheit über die Exekutionen in Katyn vertuscht worden, sagte Putin weiter. Es sei aber eine Lüge, das russische Volk für diese Verbrechen verantwortlich zu machen.

Tusk dankte Putin dafür, am 70. Jahrestag des Massakers zur Gedenkstätte von Katyn gekommen zu sein. Warschaus Regierungschef bezeichnete die Wahrheit über Katyn als "Gründungsmythos des freien Polen". Jahrzehntelang habe die kommunistische Propaganda die Menschen belogen und das Massaker als Verbrechen deutscher Faschisten dargestellt. Die Wahrheit sollte Polen und Russen aber nicht trennen. "Vor uns steht der Weg zur Aussöhnung." Dazu müssten Polen und Russen "Mut und Kraft zur Offenheit" finden. "Ein Wort der Wahrheit überwindet die ganze Welt", zitierte Tusk den russischen Literaturnobelpreisträger Alexander Solschenizyn.

Wunder Punkt in polnisch-russischen Beziehungen

Putin, Tusk, Soldaten halten Kranz (Foto: dpa)
Putin ist der erste russische Regierungschef, der die Gedenkstätte offiziell besuchtBild: picture-alliance/dpa

Der Name Katyn steht für eines der größten Verbrechen im Zweiten Weltkrieg. Insgesamt waren dort und an zwei anderen Orten im Frühjahr 1940 fast 22.000 polnische Offiziere sowie Vertreter der bürgerlichen Elite vom sowjetischen Geheimdienst NKWD getötet worden. Die Sowjetführung leugnete die Täterschaft an dem Massaker und machte deutsche Truppen dafür verantwortlich; erst Anfang der 90er Jahre machte Moskau Abschriften von Stalins Liquidationsbefehl der polnischen Regierung zugänglich. Doch auch danach blieb das Thema ein wunder Punkt im schwierigen Verhältnis beider Länder. Putin ist der erste russische Regierungschef, der überhaupt die Gedenkstätte von Katyn besucht hat.

Autor: Martin Schrader (afp, dpa)

Redaktion: Sabine Faber