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Surfend studieren

Maja Dreyer18. Februar 2004

Lernen kann man ein Leben lang. Mit dem Internet geht das noch besser, weil jeder immer und von überall auf die Informationen zugreifen kann. Auch in Deutschland bilden sich immer mehr Menschen auf diesem Wege weiter.

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Abgucken ist kein Problem beim Online-StudiumBild: AP

Erzieherin auf Lebenszeit? Das konnte sich Heidrun Gawurnke nicht vorstellen. Aber mit 50 noch umschulen, und das, ohne den Arbeitsplatz aufzugeben? Das ist ihr gelungen, mit einer Fernausbildung. Sieben Jahre lang belegte sie mehrere Lehrgänge und ist heute Inhaberin einer Werbeagentur und erfolgreiche Fotografin. Auch der 19-jährige Marco Reindl war mit seiner Ausbildung zum Bankkaufmann nicht zufrieden. Deswegen nutze er jeden Tag die zwei Stunden Bahnfahrt zwischen Wohnort und Arbeitsstelle zum Lernen: Per Fernstudium machte er einen Abschluss als Betriebswirt und hat damit seinen Traumberuf verwirklichen können.

My home is my school

Beispiele wie diese werden die Teilnehmer der internationalen Konferenz zum offenen Lernen und Fernausbildung gerne hören. Weltweit nutzen Menschen, die tags über entweder arbeiten, Kinder großziehen oder studieren, die Möglichkeit, sich in ihrer Freizeit weiterzubilden. Das Angebot ist riesig, es reicht von Afrikaans bis Zeichnen, vom Abitur bis zum Zeugnis für Amateurfunker.

Aber in diesem Jahr wendet sich die Weltkonferenz mit dem Motto "Lifelong Learning in the Networked World" besonders dem Internet als Medium für das Fernstudium zu. Dem kommt auch in Deutschland eine immer größere Bedeutung zu. In diesem Jahr werden beispielsweise an der virtuellen Fachhochschule "OnCampus" die ersten Online-Studenten ihren Abschluss machen. Im Jahr 2001 haben sich sieben Hochschulen aus Norddeutschland zusammengeschlossen, um die Internet-Studiengänge Medieninformatik und Wirtschaftsingenieurwesen anzubieten.

Vieles geht, aber manches auch nicht

Obwohl ein Großteil der Lehrinhalte über das Netz vermittelt wird, findet etwa 20 Prozent der Studienzeit immer noch an den Hochschulen vor Ort statt. Der wichtigste Termin eines Studiums nämlich kann nicht über das Internet abgewickelt werden: die Prüfung. Genauso problematisch ist die Kontrolle, dass die Prüflinge ihre Examens-Arbeit auch wirklich eigenständig verfassen.

Neben Seminaren mit praktischen Lernmethoden gibt es einen weiteren Grund, der in den Augen der Organisatoren die persönlichen Zusammentreffen der Studierenden unablässlich macht. "In der ersten Präsenzphase lernen sich so die Studenten untereinander kennen. Dadurch können sich gleich soziale Netzwerke bilden, zum Beispiel für Lerngruppen und Diskussionsrunden im Online-Forum", erklärt Claudia Richter von OnCampus.

E-Mail, Chat oder Diskussionsforen - das sind auch die Gründe, warum das Internet auch für solche Einrichtungen, die schon länger den Fernunterricht per Post anbieten, eine sinnvolle Ergänzung ist. Georg Seppmann von der Fernuniversität Hagen: "Wir hatten immer ein Motivationsproblem wegen der fehlenden Kontakte unter den Studenten und mit den Dozenten. Vor dem Hintergrund ist das Internet wirklich sehr nützlich." Schnellere Korrekturen, transparentere Verwaltung und stets abrufbarer Lernstoff machen das Online-Studium zusätzlich attraktiv.

Lernen per Internet für alle

Mehr als 75 Prozent der Fernlehrinstitute Deutschlands unterstützen ihre Kurse mittlerweile elektronisch. Welchen Anteil das Internet-Studium am Lernen hat, ist dabei meist von jedem Teilnehmer individuell abhängig. Weil das Aufarbeiten des Lernstoffs in interaktive und komplexe Internet-Versionen aufwändig und teuer ist, versuchen die Anbieter, einzelne Themenbereiche auszugliedern und zu verkaufen - in Unternehmen der freien Wirtschaft oder Behörden. Denn auch im Bereich der betrieblichen Fortbildung spielt das Internet eine immer wichtigere Rolle.