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"Supergau"

4. Oktober 2010

Fußball-Rekordmeister Bayern München steckt in der Krise. Nach der 0:2-Niederlage bei Borussia Dortmund wird der Titelverteidiger nur auf dem zwölften Tabellenplatz notiert. Die Geduld der Clubspitze ist aufgebraucht.

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Bayern-Kapitän Mark van Bommel schimpft mit seinen Mitspielern. Foto: dapd
Viel zu schimpfen für Bayern-Kapitän Mark van BommelBild: dapd

Jetzt gibt es keinen Zweifel mehr, die Lage ist ernst. Fußballmeister FC Bayern München hat sogar den obligatorischen Besuch des Oktoberfests abgesagt. "In dieser Situation macht es keinen Sinn, auf die Wies'n zu gehen", sagt Sportdirektor Christian Nerlinger. "Das haben wir alle zusammen entschieden." Bayern-Präsident Uli Hoeneß wird noch deutlicher. "Acht Punkte nach sieben Spielen. Das kann nicht sein!", wettert Hoeneß. "Mainz hat 13 Punkte Vorsprung, das ist für den FC Bayern der Super-Gau." Tabellenplatz zwölf ist die Quittung für bisher bestenfalls mittelmäßige Auftritte des Titelverteidigers in der Bundesliga.

Viel Ballbesitz, wenig Tore

Bayern-Chefs Rummenigge und Hoeneß mit nachdenklicher Miene. Foto: dpa-pa
Rummenigge (l.) und Hoeneß sind sauerBild: picture-alliance/ dpa

"In solch einer Situation gibt es nur eines", sagt Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge: "Da musst du fighten, beißen, kratzen." Die Geduld der Verantwortlichen ist zu Ende. Selbst der Ehrenvorsitzende Franz Beckenbauer meldet sich mit deutlichen Worten: "Jetzt geht nichts mehr über 70 Prozent Ballbesitz und den ganzen Käse. Was soll das?" Tatsächlich kontrollierten die Münchner fast alle ihre bisherigen Bundesliga-Spiele: Sie waren deutlich häufiger am Ball. Ihre Gegner aber schossen die Tore. Trainer Louis van Gaal hörte sich schon relativ resigniert an, als er die 0:2-Niederlage bei Borussia Dortmund am Sonntag (03.10.2010) mit den Worten kommentierte: "Aus zwei Metern konnten wir kein Tor schießen. Da kann man als Trainer nicht viel sagen."

Mario Gomez vergab in Dortmund gleich vier gute Chancen. Und auch WM-Torschützenkönig Miroslav Klose und Ivica Olic gelingt derzeit wenig. Trotz der klangvollen Namen haben die Bayern mit gerade einmal fünf Treffern in sieben Spielen den schwächsten Sturm der Liga. Zum Vergleich: Die beiden Tabellen-Ersten Mainz und Dortmund trafen bereits 18 Mal. Dennoch will Clubpräsident Hoeneß die Krise nicht auf ein Stürmerproblem reduzieren. "Wir gewinnen zu wenige Zweikämpfe. Wir dürfen uns nicht mehr in die Tasche lügen."

Bayern-Trainer van Gaal steht in Dortmund ratlos am Spielfeldrand. Foto: dapd
Bayern-Trainer Louis van Gaal wirkte nach der Niederlage in Dortmund ratlosBild: dapd

"Gewinnen auf Teufel komm' raus!"

Schließlich hat der FC Bayern den schlechtesten Saisonstart seiner Clubgeschichte seit dem Bundesliga-Aufstieg 1965 hingelegt. Selbst wenn dem Meister eine Siegesserie gelingen sollte, ist es sehr fraglich, ob die Titelverteidigung noch gelingen kann. Bei vergleichsweise schlechtem Saisonbeginn in früheren Jahren hatten die Münchner am Ende stets den Titel verfehlt. Die von anderen Clubs in einer solchen Lage häufig vollzogene Reaktion, den Trainer zu entlassen, kommt nicht in Frage. Die Bayern haben gerade erst den Vertrag mit Louis van Gaal vorzeitig bis 2012 verlängert. "Wir sind von der Philosophie und Qualität des Trainers voll überzeugt", beteuert Vorstandschef Rummenigge. Die Spieler also sollen sich am eigenen Schopf aus dem Sumpf ziehen. "Jetzt gibt es nur eins: Gewinnen auf Teufel komm' raus!", gibt Rummenigge die neue Devise aus. "Ich erwarte von jedem einzelnen Spieler, dass er alles in die Waagschale wirft." Die nächste Gelegenheit bietet sich am Samstag kommender Woche (16.10.2010) im Heimspiel gegen Hannover 96.

Kleiner Trost für die Bayern: Die beiden anderen Champions-League-Starter aus der Bundesliga sind noch schlechter gestartet. Werder Bremen liegt mit ebenfalls acht Punkten hinter den Bayern auf dem 13. Rang. Vizemeister Schalke 04 steht mit nur vier Punkten als Tabellenvorletzter sogar auf einem Abstiegsrang.

Autor: Stefan Nestler
Redaktion: Calle Kops