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Summertime und Wintersorgen

Marcel Fürstenau10. Dezember 2004

Dass an dieser Stelle mitten im Winter über den nächsten Sommer räsoniert wird, ist einem bislang kaum bekannt gewordenen Skandal geschuldet, der das Potential zum Politikum hat. Es geht um den BPS.

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Marcel Fürstenau

Dieser Tage erhielten manche Hauptstadt-Korrespondenten eine E-Mail von Johanna Ismayr. Dieser couragierten Frau hat es Berlin und haben es die Journalisten im Regierungsviertel zu verdanken, dass man in diesem und im vergangenem Jahr an lauschig-warmen Abenden den Arbeitstag in einer südländisch gestalteten Strandbar am Ufer der Spree ausklingen lassen konnte.

Ein kühles Bier oder ein Glas Rotwein in der Hand blickten wir auf das Kanzleramt oder den Reichstag und schwadronierten über Parteien und Politiker, von denen sich etliche auch am Bundespressestrand blicken ließen. Doch den von eben jener Frau Ismayr erfundenen BundesPresseStrand soll es nach dem Willen des für die öffentliche Ordnung zuständigen Bezirksamtes Mitte im kommenden Jahr nicht geben. Diese bedauerliche Mitteilung machte uns Frau Ismayr in ihrer E-Mail und zitiert dabei aus dem Ablehnungsschreiben der Behörde. Beim BundesPresseStrand "handelt es sich um einen schmalen Ufersteifen, ...so dass eine nicht zu vertretende, weil auch Passanten gefährdende Einengung zur Uferkante hin entsteht, ...so dass Passanten ins Wasser stürzen könnten“.

Schilda im Bezirksamt Mitte?

Von den rund 300.000 Besuchern des BundesPresseStrandes, die Frau Ismayr 2003 und 2004 gezählt hat, soll niemand ertrunken sein. Wäre ein solches Unglück passiert, hätten wir Journalisten, neugierig und sensationslüstern wie wir sind, natürlich darüber berichtet. Mussten wir aber nicht. Was wir aber unbedingt müssen, ist schon aus ganz eigennützigen Motiven an die Mitarbeiter im Bezirksamt Mitte zu appellieren, den BundesPresseStrand auch im Jahre 2005 zu genehmigen. Oder sollen wir uns im nächsten Sommer von unseren ausländischen Kolleg(inn)en vorwerfen lassen, wir hätten keine Ahnung von Lebensfreude und so? Schließlich sind die Bilder vom BundesPresseStrand fast in die ganze Welt gesendet worden.

Sollte alles nichts nützen, müssen wir wohl die Politiker einschalten. Frau Ismayr verweist in ihrer E-Mail schließlich zurecht darauf, dass ihre Strandbar ohne öffentliche Zuschüsse auskomme und der Stadt Einnahmen, Arbeitsplätze und kostenlose Publicity beschere. Und wir Hauptstadt-Korrespondenten fügen hinzu: angenehme Arbeitsbedingungen für Journalisten ...!