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Krieg im Süden des Sudan

Eric Segueda15. Februar 2013

Von der Weltöffentlichkeit wenig beachtet, schwelt seit Mitte 2011 im Sudan ein Konflikt zwischen Regierungstruppen und Rebellen aus den Provinzen Südkordofan und Blauer Nil. Die Afrikanische Union ruft zum Dialog auf.

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Die Männer des Südkordofan greifen zu Waffen um sich zu verteidigen. (Foto: Cap Anamur)
Afrika Südsudan Südkordofan FlüchtlingeBild: Cap Anamur

Menschenrechtsorganisationen prangern seit Mitte 2011 die Angriffe der sudanesischen Armee auf Zivilisten in der Provinz Südkordofan an und sprechen von "ethnischen Säuberungen". Afrikanische Medien berichten von Bomben-Angriffen der sudanesischen Luftwaffe, zuletzt Anfang Februar 2013. Dabei sollen auch ein Schulgebäude getroffen und 17 Menschen getötet worden sein. "Die nordsudanesische Armee versucht immer noch, dieses Gebiet zu erobern und zu besetzen", erklärt Raphael Veicht von der deutschen Hilfsorganisation "Cap Anamur". Seit vier Jahren kümmert er sich in den Provinzen Südkordofan und Blauer Nil um die Gesundheitsversorgung. Es komme fast täglich zu Luftangriffen und jetzt, in der Trockenzeit, vermehrt auch zu Bodenoffensiven, berichtet er der DW. Die Afrikanische Union verlangte vom Regime in der sudanesischen Hauptstadt Khartum, den Dialog mit den Rebellen aufzunehmen. Das Ultimatum endet am Freitag (15.02.2013). Auch die USA forderten die sudanesische Regierung auf, mit den Rebellen zu verhandeln.

Experten vermuten, dass die Regierung in Sudans Hauptstadt Khartum Interesse an den Ölvorkommen in den Provinzen Südkordofan und Blauer Nil hat. Seit der Unabhängigkeit des Südsudans im Juli 2011 kommt es an der Grenze zwischen den beiden Staaten immer wieder zu Spannungen, die im April 2012 fast eskalierten. Eine große Rolle spielen dabei der Erdöl-Export und die daraus erzielten Einnahmen.

Raphael Veicht von "Cap Anamur" bei seiner Arbeit (Foto: Cap Anamur)
Raphael Veicht von "Cap Anamur" bei seiner ArbeitBild: Cap Anamur

Spannungen im Grenzgebiet zwischen Sudan und Südsudan

Südkordofan und Blauer Nil liegen ganz im Süden des Sudan, an der Grenze zum Südsudan. Ursprünglich war vorgesehen, dass die Bevölkerung der beiden Provinzen durch eine Volksabstimmung entscheidet, ob sie wie bisher zum Sudan oder zum neuen Staat Südsudan gehören will. Doch diese Abstimmung fand nicht statt. "Die Menschen in der Region haben den Eindruck, dass die Regierung in Khartum sie nicht angemessen vertritt. Deshalb sind sie in den Widerstand gegangen", erklärt Ernst Jan Hogendoorn von der Nichtregierungsorganisation International Crisis Group. Die Rebellen im Widerstand nennen sich "sudanesische Befreiungsbewegung Nord" (SPLM-N). Sie ging aus der Rebellen-Bewegung SPLM hervor. Die SPLM hatte im langjährigen sudanesischen Bürgerkrieg gekämpft, der nach einer getroffenen Friedensvereinbarung schließlich zur Unabhängigkeit Südsudans führte.

Gemeinsam zählen die Provinzen Südkordofan und Blauer Nil über 3,5 Millionen Menschen. Sie sind überwiegend dunkelhäutig und bekennen sich hauptsächlich zum christlichen Glauben und zu Naturreligionen. Die Bevölkerung im Norden des Landes ist dagegen größtenteils hellhäutig und muslimisch. Dieser Hintergrund könnte ebenfalls Teil des Konflikts sein, sagt Jehanne Henry, Leiterin der Afrika-Abteilung bei der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch in Kenia.

Karte Sudan Blauer Nil Süd-Kordofan mit Südsudan
Die beiden Provinzen liegen an der Grenze zum Südsudan, der 2011 unabhängig wurdeBild: DW

Laut Jehanne Henry wollen die Rebellen nicht unbedingt zum Südsudan gehören oder einen eigenen Staat bilden. "Das ist nicht Teil ihrer Agenda. Sie wollen eine Regelung zur Machtverteilung und dadurch Einfluss in der zentralen Regierung bekommen", sagt Henry. Dabei gehe es auch um den Schutz der Menschenrechte und ein Ende der Unterdrückung.

Humanitäre Hilfe ist nur schwer möglich

Die humanitäre Lage in den beiden Provinzen Südkordofan und Blauer Nil ist alarmierend. Nach Angaben der Vereinten Nationen sind rund 700.000 Menschen von Hunger bedroht. Viele Hilfsorganisationen stehen dem Problem ohnmächtig gegenüber, denn: "Die sudanesischen Behörden verweigern ihnen den Zugang zu der Region", sagt Ernst Jan Hogendoorn von der International Crisis Group. Das Regime in Khartum glaube, dass diese Hilfe dann auch die Truppen unterstützen würde, die die Regierung bekämpfen.

Außerdem seien die Provinzen schwer erreichbar, erzählt Andreas Hansmann. Der deutsche Arzt hat zwei Monate ehrenamtlich in einem lokalen Krankenhaus in Südkordofan mitgearbeitet. "Die einzige Möglichkeit, die Provinzen zu verlassen, ist über Südsudan", sagte Hausmann der DW. Die südsudanesische Hauptstadt Juba sei aber 2000 km entfernt von den Provinzen. Hinzu komme, dass die Straßen ein halbes Jahr lang wegen der Regenzeit unpassierbar seien. Nach gezielten Bombardierungen der Landebahnen durch die sudanesische Armee könne die Region auch nicht mehr angeflogen werden.

Kaum Zufluchtsorte in der Nähe

Wer die Regionen verlassen möchte, hat wenig Möglichkeiten. Der am leichtesten zu erreichende Zufluchtsort ist Yida, eine angrenzende Stadt im Südsudan. Derzeit leben dort nach Angaben von "Ärzte ohne Grenzen" über 65.000 Menschen im Flüchtlingslager. Und jeden Tag kämen rund 300 neue Flüchtlinge hinzu. Dies mache auch die Gesundheitsversorgung schwierig, so Jordan Davidoff von der Hilfsorganisation: "Es gibt viele Todesfälle, vor allem Kinder unter fünf Jahren sind betroffen. Sie sterben an Durchfall oder auch an Malaria."

In Yida, im Norden von Südsudan, lassen sich Flüchtlinge aus Südkordofan durch den UNHCR registrieren. (Foto: Andreas Hansmann)
Flüchtlinge aus Südkordofan in YidaBild: Andreas Hansmann

Die Hilfsorganisationen sehen die Bevölkerungsdichte in der Notunterkunft mit Sorge. Sie planen deshalb, weitere Flüchtlingslager im Südsudan zu errichten. Denn der Konflikt scheint noch lange nicht beendet zu sein.