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Suarez, der Beißer

Stefan Nestler25. Juni 2014

Mehr noch als über das WM-Aus Italiens wird über die Beißattacke des Uruguayers Luis Suarez diskutiert. Ihm droht wegen der Unsportlichkeit eine Sperre für die restlichen WM-Spiele.

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Bild: Getty Images

Wenigstens einer hat sich über den Biss von Uruguay-Stürmers Luis Suarez in die Schulter seines italienischen Gegenspielers Giorgio Chiellini gefreut: Thomas Syversen. Der Norweger, ein professioneller Pokerspieler, hatte nach einem Bericht der Tageszeitung "Aftenposten", 32 norwegische Kronen (umgerechnet 3,85 Euro) darauf gesetzt, dass der Fußball-Profi des FC Liverpool bei der WM einen Gegenspieler beißen würde. Nach dem Eklat vom Dienstag beim 1:0-Sieg Uruguays kann Syversen einen Gewinn von 5600 Kronen (673 Euro) einstreichen.

Suarez: "Solche Dinge passieren"

Suarez ist Wiederholungstäter. 2010 hatte der Uruguayer als Stürmer von Ajax Amsterdam seinen Gegenspieler Otman Bakkal vom PSV Eindhoven gebissen und war dafür sieben Spiele gesperrt worden. 2013, diesmal im Trikot des FC Liverpool, biss er erneut zu, diesmal war Branislav Ivanovic vom FC Chelsea das Opfer. Zehn Spiele Sperre waren die Folge. Nach dem WM-Spiel gegen Italien wusch Suarez seine Zähne in Unschuld. "Solche Dinge passieren im Spiel. Das sollte man nicht überbewerten", sagte der 27-Jährige und beschuldigte Chiellini. "Er hat mich hart mit seiner Schulter angegangen, dabei auch mein Auge getroffen." Suarez sah für seinen Biss nicht einmal Gelb. Der Weltverband FIFA hat jedoch ein Disziplinarverfahren gegen Suarez eröffnet. Ihm droht eine Sperre, möglicherweise für den Rest der WM.

Biss-Opfer Ivanovic vom FC Chelsea beschwert sich beim Schiedsrichter. Foto: dpa-pa
Biss-Opfer IvanovicBild: picture-alliance/dpa

Der "Zahn Gottes"

Im Internet sorgt die Aktion von Suarez für eine Flut von Kommentaren und Fotomontagen in den sozialen Netzwerken. So wird der Spieler mit Maulkorb oder einem Hunde-Halskragen gezeigt und als "Dracula" oder "Menschenfresser" beschimpft. Ein Bild zeigt das Logo des Computerherstellers Apple, den angebissenen Apfel, versehen mit dem Titel: "Suarez was here". Ein anderer User bemerkt: "Suarez hat mehr Leute gebissen, als Wayne Rooney WM-Tore geschossen hat." Auch die Schlagzeilen-Macher der internationalen Presse hat der Uruguayer inspiriert. "Uruguay ein Biss-chen besser", titelt der "Kurier“. Von einem "Ciao mit Oberbiss" spricht "Der Standard", ebenfalls in Österreich. Die belgische Zeitung "Het Laatste Nieuws" nennt Suarez den "Zahn Gottes" - in Anspielung auf Maradonas Beinamen "Die Hand Gottes" wegen dessen absichtlichen Handspiels bei der WM 1986 in Mexiko.

Bei der WM in Südafrika klärt Suarez (l.) im Viertelfinale gegen Ghana mit der Hand. Foto: AP
Bei der WM in Südafrika klärt Suarez (l.) im Viertelfinale gegen Ghana mit der HandBild: AP

Absichtliches Handspiel bei WM 2010

Seine Hand hat Suarez hat auch schon einmal spektakulär eingesetzt. Bei der WM 2010 in Südafrika wehrte er im Viertelfinale gegen Ghana in der letzten Minute der Nachspielzeit einen Schuss auf der Linie mit der Hand ab. Ghana vergab den fälligen Strafstoß, Uruguay gewann später das Elfmeterschießen. Suarez wurde gesperrt, meinte jedoch nur lapidar: "Das war die beste Parade des Turniers."

Auch wegen rassistischer Ausfälle sorgte der Uruguayer für Schlagzeilen. 2011 beleidigte Suarez den dunkelhäutigen Franzosen Patrice Evra von Manchester United und wurde für acht Spiele gesperrt. Vier Monate später verweigerte er Evra beim nächsten Aufeinandertreffen auf dem Platz den Handschlag.

Suarez‘ Qualitäten als Torjäger sind unumstritten. In der vergangenen Saison war er mit 31 Treffern für den FC Liverpool der erfolgreichste Stürmer der Premier League. Bei der WM in Brasilien schoss Suarez die Engländer mit zwei Toren aus dem Turnier.