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Sturmtief behindert Arbeiten am Öl-Leck

23. Juli 2010

Wegen des Tropensturms "Bonnie" wurden die meisten Schiffe und Plattformen über dem ramponierten Bohrloch im Golf von Mexiko abgezogen. Umweltminister Röttgen fordert einen Stopp für Bohrungen in der Nordsee.

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Plattforme und Schiffe im Golf von Mexiko (Foto: AP)
Die See in der Region ist unruhig gewordenBild: AP

Ein Tiefdruckgebiet über der Karibik ist vom Nationalen Hurrikan-Zentrum in Miami offiziell zum Tropensturm "Bonnie" heraufgestuft worden. Die Ankunft des Sturms in der Gegend des ramponierten Bohrlochs wird für den frühen Samstagmorgen (Ortszeit) erwartet. Der Einsatzleiter im Kampf gegen die Ölpest, Admiral Thad Allen, ordnete in der Nacht zum Freitag (23.07.2010) den Abzug der meisten Schiffe und Plattformen über dem Bohrloch an. Einige Schiffe könnten möglicherweise vor Ort bleiben. Im Zweifel gehe aber die Sicherheit vor, so Allen.

Die Abdeckhaube bleibt

Die auf das lecke Bohrloch aufgesetzte Abdeckhaube, die in den vergangenen Tagen einen weiteren Ölaustritt verhinderte, soll auch nach dem Abzug von Schiffen und Gerät nicht entfernt werden, wie Allen bekräftigte. Einige Experten hatten Bedenken geäußert, weil während des Sturms der Druck in dem Zylinder nicht überwacht werden kann und es nicht auffallen würde, wenn Öl an anderen Stellen am Meeresgrund austreten würde. Der Einsatzleiter sagte, er habe BP angewiesen, die Schiffe, von denen aus Untersee-Roboter zur Überwachung des Zylinders gesteuert würden, als letztes vor dem Sturm abzuziehen. Sobald der Sturm vorüber sei, solle sofort wieder mit dem Abschöpfen des Öls von der Meeresoberfläche begonnen werden.

"Bonnie" könnte die kurz vor dem Abschluss stehenden Arbeiten an einer Entlastungsbohrung um bis zu zwölf Tage verzögern, erklärten Allen und Vertreter von BP. Die Bohrung soll genutzt werden, um Schlamm und Zement in die Ölquelle zu pumpen und sie so dauerhaft zum Versiegen zu bringen.

Bohr-Stopp in der Nordsee gefordert

Bundesumweltminister Norbert Röttgen (Foto: dpa)
Will neue Bohrungen in der Nordsee vorübergehend stoppen: Umweltminister RöttgenBild: picte

Unter dem Eindruck der Katastrophe sprach sich Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) für einen vorübergehenden Stopp neuer Bohrungen in der Nordsee aus. Von Deutschland sollte eine Initiative für ein Moratorium ausgehen, sagte Röttgen am Donnerstag im ZDF. Die Ölkatastrophe am Golf von Mexiko sei Anlass genug zu überprüfen, welche Risiken bei Bohrungen künftig gemieden werden sollten. Es werde aber voraussichtlich schwer sein, das Moratorium bei den Nordsee-Anrainern durchzusetzen.

Vor zwei Wochen hatte schon EU-Energiekommissar Günther Oettinger ein Moratorium als Konsequenz aus der Katastrophe im Golf von Mexiko gefordert. Unter anderem Großbritannien hatte dies aber abgelehnt.

Wollte BP sich Schweigen erkaufen?

Im britischen Rundfunksender BBC wurden neue Vorwürfe gegen den BP-Konzern erhoben. Angesichts erwarteter Klagen wegen der Ölpest im Golf von Mexiko soll das britische Unternehmen versucht haben, das Schweigen von Experten zu erkaufen. Hier habe ein Großunternehmen umfassend versucht, sich Stillschweigen zu sichern, sagte Cary Nelson vom Amerikanischen Verband der Professoren der BBC. Von BP angebotene Verträge verlangen laut BBC von Wissenschaftlern, dass sie ihre Forschungen im Auftrag des Konzerns nicht veröffentlichen.

Der BP-Konzern gab in einer Erklärung an, mehr als ein dutzend Wissenschaftler mit Fachkenntnissen zum Golf von Mexiko angeheuert zu haben. Das Unternehmen erlege Forschern aber "keine Beschränkungen dabei auf, über wissenschaftliche Daten zu reden".

Autorin: Pia Gram (dpa, afp, apn)
Redaktion: Thomas Grimmer