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Gesellschaft

Studie: Neuer Schüler-Boom überfordert Schulsystem

12. Juli 2017

Mehrkosten in Milliardenhöhe für die Bildung - damit müssen Länder und Kommunen in Deutschland laut einer Studie in den kommenden Jahren rechnen. Grund: ein neuer Schüler-Boom, auf den man nicht vorbereitet ist.

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Deutschland Schüler in NRW
Bild: picture-alliance/dpa/J. Stratenschulte

Statt sinkender Schülerzahlen muss sich Deutschland auf einen deutlichen Anstieg von Kindern und Jugendlichen an allgemeinbildenden Schulen einstellen. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie "Demographische Rendite ade" der Bertelsmann Stiftung. Angesichts einer steigenden Geburtenzahl und verstärkter Zuwanderung liege die Zahl der Schüler 2025 vermutlich rund eine Million über der Prognose der Kultusministerkonferenz.

"Dramatischer Engpass" an Lehrern und Gebäuden prognostiziert

Forscher errechneten im Auftrag der Stiftung, dass 2025 rund 8,3 Millionen Kinder und Jugendliche in Deutschland zur Schule gehen werden - gut 300.000 mehr als 2015. Die offizielle letzte "Vorausberechnung der Schüler- und Absolventenzahlen" der Kultusministerkonferenz aus dem Jahr 2013 sei mit nur 7,2 Millionen Schülern erheblich zu niedrig, hieß es.

Infografik Schülerzahlprognose

"Mit diesem Schüler-Boom hat kaum jemand gerechnet", sagte Stiftungsvorstand Jörg Dräger. "Viele Bundesländer müssen komplett umdenken." Es drohe ein "dramatischer Engpass" an Lehrern und Gebäuden. Auf die Bundesländer kämen Milliarden-Investitionen zu, so die Einschätzung der beteiligten Wissenschaftler.

4,7 Milliarden Euro Mehrkosten pro Jahr

Für 2030 kalkulieren die Forscher durch den Schüler-Boom mit um 4,7 Milliarden Euro höheren Bildungsausgaben jährlich als derzeit. Schon jetzt gibt es einen erheblichen Sanierungsstau für Schulgebäude: Das Deutsche Institut für Urbanistik schätzte den Nachholbedarf im Vorjahr auf Investitionen von rund 34 Milliarden Euro.

Für die Bertelsmann-Studie aktualisierten die beauftragten Wissenschaftler die bislang letzte Bevölkerungsvorausschätzung des Statistischen Bundesamtes vom März 2017 mit den jüngsten Geburtenzahlen der sogenannten Milupa-Geburtenliste. Das Babynahrungsunternehmen verfügt über Geburtenzahlen aller deutschen Geburtsstationen der Krankenhäuser des Jahres 2016.

Die Prognose der Forscher erhebe keinen Anspruch darauf, die künftige Entwicklung "akkurat vorherzusagen", erklärte Stiftungsvorstand Dräger im Vorwort zu der Studie. Sie solle ein Anstoß sein, bisherige Planungen zu überdenken und auch regelmäßiger zu überprüfen.

ww/wo (dpa, epd, kna)