Studie: Urgroßeltern prägen sozialen Status
5. März 2018Für die Untersuchung haben die Forscher des Instituts für Wirtschaft in Kiel über vier Generationen hinweg Daten zum sozialen Status von Familien im 20. Jahrhundert ausgewertet. Demnach werden rund 60 Prozent der für den sozialen Status einer Person maßgeblichen Faktoren von einer Generation zur nächsten weitergegeben. Solche Faktoren sind beispielsweise das gesellschaftliche Netzwerk, aber auch vererbte Begabungen.
Niedriger sozialer Status ist wie eine Last
Bildungsgrad und Berufsstand der Urgroßeltern haben laut der Studie Auswirkungen auf den ihrer Nachfahren in der vierten Generation. "Dies bedeutet, dass sich die soziale Ungleichheit in Deutschland nur sehr langsam abbaut", sagte IfW-Expete Sebastian Braun. Er war als Arbeitsmarktfoscher an der Studie beteiligt. "Je geringer der soziale Status der Urgroßeltern, desto geringer der Status der Urenkel heute." Ein niedriger Status der Vorfahren wirke wie eine Last, die den Aufstieg durch vier Generationen später noch bremse.
Das Prinzip funktioniert auch in die andere Richtung: Urenkel von Menschen mit einem hohen sozialen Status haben auch heute noch einen höheren sozialen Status.
Messfehler wurde bereinigt
Die Ergebnisse widersprechen laut IfW vergangenen Studien. Bislang war man davon ausgegangen, dass der soziale Status nur zu etwa 30 bis 40 Prozent von den Eltern geprägt sei und soziale Ungleichheit deswegen schnell verschwinden könne. In Bezug auf soziale Mobilität, also den Wechsel zwischen verschiedenen gesellschaftlichen Schichten, habe es jedoch bislang einfach keine vernünftigen Daten gegeben, so die Wissenschaftler. Frühere Studien hatten sich vor allem mit dem Eltern-Kind-Verhältnis beschäftigt. "Indem wir mehr als zwei Generationen beobachteten, konnten wir diesen "Messfehler" bereinigen", so Braun.
luh/sam (rtr)