1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Deutschland, müdes Forschungsland

16. Mai 2016

Es klingt nicht gut, was Wirtschaftsforscher und -berater über den Forschungsstandort Bundesrepublik herausgefunden haben: Vor allem bei der Digitalisierung droht dem Land eine Talfahrt.

https://p.dw.com/p/1IoOJ
Deutschland Hochtechnologie GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung (Foto: picture-alliance/dpa/D. Reinhardt)
Große Lenkmagnete (rot) und Fokussiermagnete (gelb) im GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung in DarmstadtBild: picture-alliance/dpa/D. Reinhardt

Deutschland verliert als Forschungsland zunehmend an Boden gegen die Konkurrenten aus Asien und Nordamerika. In wichtigen Bereichen der Hochtechnologie gingen immer mehr Patente nach Korea und China, heißt es in einer Studie der Wirtschaftsberatung BDO und des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts (HWWI).

Südkorea bei Patenten weit vorn, USA beim Überholen

"Für das Bestehen im globalen Wettbewerb wird es zunehmend wichtiger, Innovationsvorsprünge zu sichern", sagte BDO-Vorstand Arno Probst. "Die Daten unserer Studie zeigen, dass Deutschland in dieser Hinsicht noch deutlichen Handlungsbedarf hat." Ein Blick auf die Details der weltweit angelegten Studie zeigt ein differenziertes Bild. So gehört die Bundesrepublik mit 916 Patenten je eine Million Einwohner im Durchschnitt der Jahre 2012 bis 2014 immer noch zu den fünf erfindungsreichsten Ländern.

Weit vorne liegen hier Südkorea (3134 Patente) mit aufsteigender und Japan (2159 Patente) mit absteigender Tendenz. Die USA, die bei dieser Betrachtung stets deutlich hinter Deutschland lagen, setzen mit 886 Patenten zum Überholen an. China hat enorm aufgeholt, ist an Frankreich und Großbritannien vorbeigezogen und liegt mit 501 Patenten auf Platz zehn. "China steht auf dem Sprung vom Imitator zum Innovator", heißt es in der Studie.

Stark nur bei CO2-Reduktion und erneuerbaren Energien

Sorgen bereitet den Herausgebern der Studie allerdings, dass Deutschland in zentralen Bereichen der Hochtechnologie nur eine geringe Rolle spielt. Bei der digitalen Datenübertragung oder mobilen Dienstleistungen kommen nur wenige Patente aus der Bundesrepublik. "Gerade bei der Digitalisierung wird der globale Technologie-Wettlauf noch erheblich weiter an Intensität zunehmen. Ohne entsprechende Anstrengungen wird Deutschland seine internationale Position nicht halten können", sagte der Direktor des HWWI, Professor Henning Vöpel. Der deutschen Schwäche im Hochtechnologiefeld Digitalisierung stehe zwar eine relative Stärke bei Technologien zur Treibhausgasreduktion oder der Erzeugung erneuerbarer Energien gegenüber. "Diese Stärken betreffen aber im Vergleich zum restlichen internationalen Feld der Innovationen eine eher kleine Nische", sagte Vöpel.

HWWI-Direktor Henning Vöpel (Foto: picture-alliance/dpa/C. Charisius)
HWWI-Direktor Henning VöpelBild: picture-alliance/dpa/C. Charisius

sti/djo (dpa)