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Studentenverbindungen heute

Vladimir Müller2. Juni 2006

Der Kölner Studentenverein "Nibelung" kämpft seit langem gegen das schlechte Image von Studentenverbindungen an. Dabei setzt man neben preiswerten Zimmern auch auf eine internationale Mischung der Mitglieder.

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Die katholische Studentenverbindung "Nibelung"Bild: nibelung

Ein Haus aus der Zeit Ende des 19. Jahrhunderts im Kölner Bezirk Lindenthal, mitten im Universitätsviertel. Dass es ein Haus einer Studentenverbindung ist, sieht man schon an der Fahne an einem der Fenster - in den Farben weiß, gelb und violett. Die Verbindung trägt den Namen "Nibelung" - angelehnt an das mittelalterliche Heldenepos über das heroische Zeitalter der Germanen. "Ich vermute, es hängt mit dem Lebensgefühl im deutschen Kaiserreich zusammen, wo ja doch noch nationales Pathos war", sagt Hans Joachim Franke, einer der ehemaligen Bewohner. Er zählt jetzt zu den "alten Herren".

Das nationale Pathos breitete sich unter jungen Deutschen schon Anfang des 19. Jahrhunderts aus, wo auch die Wurzeln der heutigen Studenten-Verbindungen zu suchen sind: Patriotisch gesinnte Studenten, die für die Vereinigung der deutschen Mini-Staaten zu einem Deutschen Reich eintraten, schlossen sich damals zu Bünden zusammen. Als Vorkämpfer für mehr Demokratie in Deutschland wurden viele von ihnen sogar verfolgt.

Internationale Mischung

Womit die Verbindungs-Studenten heute vor allem zu kämpfen haben, ist ihr schlechtes Image. Waren noch vor 50 Jahren etwa 30 Prozent der Studenten in Deutschland in solchen Verbindungen, bewegen sich die Zahlen heute zwischen zwei und drei Prozent. Bernd, der Ostasien-Wissenschaften studiert, meint, es gebe da viel zu viele Vorurteile: "Wir sind, nur weil wir in einer Verbindung sind, keine anderen Menschen. Wir feiern hier Partys wie jeder andere Mensch auch. Und die machen auch richtig Spaß, weil viel Volk zusammen kommt. Da gibt es eine gute internationale Mischung und das kann ja nur Spaß bedeuten."

Vom Prinzip des Nationalen ist bei "Nibelung" tatsächlich nichts zu spüren: Von den sechs Hausbewohnern sind nur zwei Deutsche, zwei kommen aus Bulgarien, einer aus der Slowakei und einer kommt aus einer deutsch-stämmigen Familie, die aus Polen nach Deutschland übergesiedelt ist. Dennoch haftet den Studentenverbindungen ein konservativer Ruf an. Hans-Joachim Franke gibt zu, dass nach vielen Jahren der Selbstfindung und Krisen noch nicht die Linie gefunden wurde, die von der heutigen Jugend akzeptiert würde.

Den "richtigen Anschluss" suchen

Franke ist trotzdem zuversichtlich, denn was bleibt, ist "das Gemeinschaftserlebnis natürlich. Gerade auch als junger Mensch sucht man Anschluss und in einer so großen Universitätsstadt wie Köln ist das ein Riesenproblem, weil man natürlich den richtigen Anschluss haben möchte. Man möchte einen Anschluss haben, der auch, sage ich mal, dem akademischen Milieu entspricht. Man kann alle möglichen Bekanntschaften als Mensch schließen, aber wenn man in dieser Richtung etwas tun will, dann bieten sich natürlich die Korporationen an."