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Studenten schießen scharf

Anke Hagedorn (mb)13. Juni 2005

Der Bundeswehrstandort Immendingen im Schwarzwald lockt Besucher mit einer ungewöhnlichen Werbe-Maßnahme: Gästeschießen am Tag der Offenen Tür. Anke Hagedorn war dabei.

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Anonym den Ernstfall probenBild: AP


Samstag Morgen kurz nach acht auf dem Schießplatz der Bundeswehr in Immendingen im Schwarzwald. 80 Studenten stehen brav in Reih und Glied. Alle sind sehr gespannt auf diesen Tag. "Also ich sag mal ganz ehrlich, ich möchte einfach mal schießen", erzählt einer, der nicht beim Bund war, jetzt aber Pulverdampf riechen will. Ein anderer "wollte einfach mal aus Interesse wieder vorbeischauen".

"In der Politik ist die Frage ja immer wieder aktuell: Soll die Wehrpflicht abgeschafft werden? Ich denke, wenn man da mitreden möchte, auch als Frau, dann muss man auch wissen, worum es geht", erklärt eine Studentin.

Stefan Bächle, Hauptgefreiter der Reserve, ist Mitorganisator der ungewöhnlichen PR-Maßnahme. "Die Veranstaltung gibt es seit fünf Jahren. Die Idee war, denjenigen, die Bundeswehr zu zeigen, die sie noch nie von innen gesehen haben. Und die Bundeswehr hat natürlich ein Interesse daran, die Leute, die sie nicht gut kennen, aber mal Führungskräfte im Land sein werden, für sich aufgeschlossen zu machen", erklärt der Reservist.

Schießen macht Spaß

Nachdem die Studenten in verschiedene Gruppen eingeteilt worden sind, geht es unter der Leitung eines Reservisten zum ersten Schießstand. Hier werden alle in die Handhabung der Maschinenpistole MP 2, der so genannten Uzi, eingewiesen. "Das ist die älteste Waffe, die die Bundeswehr noch besitzt. Wenn die Aufsicht 'teilladen' sagt, dann stecken sie das Magazin einfach da rein, bis es klack macht", erklärt der Reservist.

Alle bekommen Ohrstöpsel, dann darf endlich auf die 50 Meter entfernte Zielscheibe geschossen werden. Einige aus der Gruppe haben zum ersten Mal eine scharfe Waffe in der Hand und sind nach dem ersten Schuss begeistert. "Hat Spaß gemacht, irgendwie habe ich sogar ein paar Mal getroffen," sagt Julia Biehn.

Die Schießergebnisse werden am Ende verglichen. Die Mädels, wie der Gruppenführer flapsig verkündet, haben deutlich besser abgeschnitten. Die Jungs setzen daher ihre Hoffnungen auf die nächste Waffe, die ihnen vorgestellt wird: das Maschinengewehr, kurz MG.

"Dem Hasen seine Nase"

Beim Schießen wird es hier so richtig laut. Und in der Tat, die Trefferquoten zeigen es, das MG scheint mit seinen über 13 Kilogramm eher eine Männerwaffe zu sein. Das Sturmgewehr G 36, das am nächsten Stand ausprobiert werden darf, wirkt im Vergleich fast wie eine Spielzeugwaffe. Es ist aber, wie der zuständige Reservist erklärt, die modernste Handfeuerwaffe der Bundeswehr. Entsprechend präzise lässt sich damit ein Ziel anvisieren.

"Dieser rote Punkt ist dann quasi meine Kimme und Korn. Das heißt, wenn ich irgendwo einen Hasen sehe, und diese Visiereinrichtung geht bis 200 Meter, dann schaue ich da durch, und wenn der Hase den roten Punkt auf der Nase hat, dann war's dem Hasen seine Nase", verkündet der Reservist.

Nur, dass es bei Einsätzen der Bundeswehr in der Regel nicht um Hasen, sondern um Menschen geht, die dann ins Visier genommen werden. Dieser Aspekt gerät bei der Veranstaltung ziemlich in den Hintergrund. Es geht eher zu wie bei einem Schießsportwettbewerb. Entsprechend eifrig werden beim anschließenden Mittagessen auch die Schießergebnisse verglichen.

Insbesondere für die Damen

Zum Abschluss der Veranstaltung gibt es noch einen etwas schwer verdaulichen sicherheitspolitischen Vortrag. Die Aufmerksamkeit der Studenten hält sich in Grenzen. Sie sind müde. Doch insgesamt sind alle zufrieden mit diesem Tag. Einer der Studenten betont, dass er ziemlichen Respekt vor den Waffen bekommen hat, aber auch einen guten Einblick in die Arbeit der Bundeswehr. Der Reservist wünscht eine gute Heimreise und empfiehlt sich noch der Damenwelt: "Insbesondere für die Damen: Bis zum nächsten Mal."