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Studenten-Oscar für Johannes Preuss

14. Oktober 2017

Es ist eine große Ehre, als Filmstudent einen Oscar zu bekommen. Johannes Preuss ist für "Galamsey" nach Ghana gereist und hat dort das illegale Geschäft mit dem Gold gefilmt.

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Ghana Goldmine in Kibi
Bild: Getty Images/AFP/C. Aldehuela

DW: Herr Preuss, was verbirgt sich hinter dem Titel Ihres Films "Galamsey"?

Das ist ghanaisches Pidgin und da stecken die Wörter „gather" and „sell" drin, also sammeln und verkaufen. So nennt man in Ghana das illegale Goldgraben. Es ist ein Überbegriff für das Smallscale Mining.

Wie sind Sie als deutscher Filmstudent auf das Thema aufmerksam geworden?

Ich bin 2010 mit dem Deutschen Entwicklungsdienst nach Ghana gekommen und habe in einem Bürgerradio gearbeitet. Da war ich in einem Zentrum des Galamsay, weil die Stadt sich an einem der großen Flüsse in Ghana befindet. Ich habe den Boom miterlebt, und als Journalist war es für mich ein interessantes Thema. Es hat so viele Facetten: die katastrophalen Folgen für die Natur, wie es die Menschen verändert hat. Und als ich die Möglichkeit hatte, an der Filmakademie meinen ersten eigenen Film zu drehen, war es eine gute Möglichkeit, dieses Thema in den Fokus zu nehmen.

Filmemacher Johannes Preuss  (Foto: picture-alliance/dpa/Filmakademie BW)
Johannes Preuss hat mit Galamsay den Studenten-Oscar gewonnenBild: picture-alliance/dpa/Filmakademie BW

"Wenn wir nicht aufpassen, dann wird Ghana zu Hölle", sagt einer der Interviewpartner in Ihrer Dokumentation. Wie sieht diese "Hölle" aus?

Die Hölle sieht aus wie eine gigantische Kraterlandschaft. Das Problem ist, dass die Unternehmen, solange sie profitabel sind, immer weiter Löcher in den Boden buddeln, weil sie in den Flüssen nicht graben können. Sie schütten die Löcher mit Wasser auf. Das machen sie so lange, bis sie keinen Profit mehr bekommen. Es gibt keinen, der die Krater zuschüttet. Deshalb ist das ganze Land aufgewühlt wie eine Mondlandschaft.

Gold ist – neben Kakao - das wichtigste Exportgut in Ghana. Wer profitiert von den illegalen Geschäften?

Das große Geschäft machen multinationale Unternehmen, und die haben den "Major Share", den größten Anteil, in dem Goldgeschäft. Es ist bezeichnend, dass es dort keine Raffinerie gibt. Das Gold wird in der Schweiz raffiniert. Die Profite werden in den westlichen Ländern eingefahren. In Ghana bleibt kaum etwas. Die kleinen Unternehmen laufen so lange, wie sie den Sprit für die Bagger bezahlen können. Und dann gibt es noch die illegalen Goldgräber. Am Anfang waren es Chinesen, die haben die Technik nach Ghana gebracht. Sie wurden 2013 aus Ghana rausgeschmissen, aber viele sind trotzdem geblieben. Jetzt gibt es im Goldgeschäft einen bunten Haufen von armen Arbeitern aus verschiedenen Ländern.

Wie verhält sich die Regierung zu Galamsey?

Das ist momentan ein riesiges Thema. Die haben den illegalen Goldschürfern den Krieg erklärt. Es gab einen Skandal, als ein Familienmitglied der Regierung ermordet wurde, das gegen die Goldgräber vorging und in einen Hinterhalt gelockt wurde, bei dem es regelrecht gelyncht wurde. Jetzt geht die Regierung mit harter Hand gegen die illegalen Goldminen vor.

Kann man denn die Umweltzerstörung noch rückgängig machen?

Das Quecksilber bekommt man nicht mehr aus den Flüssen. Quecksilber geht eine Bindung ein mit Gold. Wenn die Schürfer den ganzen Tag Sand den Flussgrund über ein Sieb spülen, haben sie am Ende einen riesigen Sandhaufen. Um das Gold darin zu finden, arbeiten sie mit Quecksilber, das aus dem Sand das Gold gewissermaßen raussaugt. Am Ende haben sie eine Quecksilberflüssigkeit, in der die Goldpartikel sind. Sie können das Quecksilber wegbrennen und dann bleibt das Gold übrig. Die Quecksilberflüssigkeit wird in den Flüssen entsorgt. Es gibt eine Statistik, dass ein Drittel des gesamten Quecksilbers im Ökosystem von diesen Kleinschürfern stammt.

War es schwierig für Sie als ausländischer Filmemacher, Zugang zu den Minenarbeitern zu finden?

Eigentlich wollte ich auch über die großen Goldminen, die die Hauptschuldigen sind, in meinem Film sprechen, aber an die kommt man nicht ran. Sobald die erfahren haben, dass ich eine Kamera dabei hatte, bin ich nirgendwo mehr rein gekommen. So blieb mir nur das illegale Geschäft mit dem Goldschürfen. Der Vorteil war, dass ich gute Kontakte in der Region hatte. Auch Leute, mit denen ich im Radio zusammengearbeitet habe, sind ins Goldgeschäft eingestiegen, und die konnten mir Tipps geben, wo ich mich sicher bewegen konnte und wo nicht.

Können Sie den Film in Ghana zeigen?

Ich arbeite gerade daran, eine Premiere in Ghana zu organisieren. Man sollte ihn dort zeigen. Auf jeden Fall!

Das Interview führte Sabine Oelze.

Autorin Sabine Oelze
Sabine Oelze Redakteurin und Autorin in der Kulturredaktion