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Strom-GAU lässt Siemens und ABB hoffen

Rolf Wenkel22. August 2003

Europäische Konzerne könnten zu den Gewinnern des Stromausfalls in Nordamerika und Kanada gehören. Denn das Leitungsnetz in den USA muss dringend modernisiert werden. Siemens und ABB setzen auf Großaufträge.

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Gute Aussichten in den USA für SiemensBild: AP

Der Unternehmenssprecher der US-Tochter von Siemens betonte, in den Vereinigten Staaten böten sich enorme Möglichkeiten: Der öffentliche Druck auf die Regierung in Washington, eine verlässliche und sichere Stromversorgung zu gewährleisten, sei enorm gestiegen. "Wir gehen davon aus, dass wir den betroffenen Energieversorgern bald ein erstes Maßnahmenpaket offerieren können", ergänzte auch der zuständige Siemens-Manager Tom Garrity in einem Zeitungsinterview. Dagegen kommentiert Thomas Weber, Pressesprecher der Siemens-Konzernzentrale in München, die ganze Sache etwas zurückhaltender. Es solle auf keinen Fall der Eindruck entstehen, als habe Siemens Milliarden-Aufträge schon so gut wie in der Tasche - für solche Meldungen sei es noch viel zu früh.

Neben Siemens rechnet sich auch der schwedisch-schweizerische Energiekonzern ABB recht gute Chancen aus. Denn mit 18 Prozent Weltmarktanteil für ABB und zwölf Prozent für Siemens sind die beiden Konzerne führend im Bereich der Übertragungstechnik, gefolgt vom französischen Konzern Alstom - erst dann kommt der amerikanische Konzern General Electric. Kein Wunder, dass auch Joachim Schneider, Vorstandsmitglied von ABB Deutschland, optimistisch ist. "Ich rechne mir für ABB sehr gute Chancen aus", sagte er im Interview der Deutschen Welle. "Es wird ja von einem Investitionsbedarf von rund 50 Milliarden US-Dollar gesprochen, und wir sind als ABB in den USA sehr gut positioniert. Wir haben große Produktionseinheiten und Geschäftseinheiten in den USA, die den amerikanischen Markt bedienen, und wir sind sicherlich einer der wichtigsten Partner für die Energieindustrie in den USA."

Investitionen von 50 Milliarden Dollar

Die Vereinigung der börsennotierten US-Stromversorger, das Edison Electric Institute, hatte den Investitionsbedarf zur Sicherung der Stromversorgung auf dem derzeitigen Niveau bereits vor dem Stromausfall mit 56 Milliarden Dollar für die nächsten zehn Jahre beziffert. Inzwischen sprechen auch Politiker in Washington von einem Investitionsbedarf in Höhe von 50 Milliarden Dollar.

Schneider ist zuversichtlich, dass ABB von diesem Kuchen ein gehöriges Stück abbekommt: "Wenn ich mir mal die 50 Milliarden ansehe und unser Liefer- und Leistungsspektrum dem gegenüberstelle, dann sind wir in der Lage, alles zu liefern mit Ausnahme der Primärtechnik bei den Kraftwerken. Anteilsmäßig würde ich sagen: das sind sicherlich fast zwei Drittel der gesamten Investitionssumme, die unser Liefer- und Leistungsspektrum betrifft."

Mangel an US-Experten

Der Stromausfall, so viel ist klar, ist die Folge einer sträflichen Vernachlässigung der Netze: Seit 1951 haben sich die Investitionen in das Übertragungsnetz zwar fast verfünffacht, in der gleichen Zeit hat sich die Stromproduktion allerdings verzehnfacht. Auch die Leitungen müssten modernisiert werden, sie sind im Schnitt 13 Jahre alt. Aber amerikanische Spezialisten für die Übertragungstechnik gibt es kaum, betont ABB-Vorstandsmitglied Schneider. Auch hier bieten sich Chancen für die Europäer. "Es gibt sicher Spezialisten in den USA, aber es besteht durchaus ein Zusammenhang zwischen dem Netz in den USA und der Industrie."