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Strich durch Kerrys Rechnung?

Udo Bauer23. Februar 2004

Den US-Demokraten gilt er als Schreckgespenst, seit er Al Gore vor vier Jahren die Präsidentschaft verhagelte. Jetzt geht der Ex-Verbraucheranwalt wieder ins Rennen um das höchste Amt im Staate.

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Manchmal erreicht man trotz bester Intentionen das genaue Gegenteil dessen, was man eigentlich erreichen wollte. Ralph Nader zum Beispiel wollte vor vier Jahren als Präsidentschaftskandidat der Grünen Partei Amerikas umweltpolitischen Themen mehr Gehör verschaffen, die in der wirtschaftsfreundlichen Clinton-Regierungszeit unter den Tisch gefallen sind. Immerhin etwa drei Prozent Wählerstimmen konnte er sammeln, drei Prozent, die am Ende dem Demokraten Al Gore fehlten.

So kam ein Texaner ins Amt, unter dessen Ägide alles nur noch schlimmer wurde: Das Umweltabkommen von Kyoto wurde nicht unterzeichnet, das Trinkwasser durfte wieder mehr Arsen enthalten, viele andere Umweltstandards für die Industrie wurden gelockert in den letzten drei Jahren - nicht nur Greenpeace schlägt die Hände vor Entsetzen über dem Kopf zusammen angesichts der Umweltpolitik von George Bush.

"Sehr bedauerlich“

All die Jahre war es ruhig geworden um Ralph Nader. Bis jetzt. Jetzt ist knapp neun Monate vor der nächsten Präsidentschaftswahl und Ralph Nader will es noch einmal wissen. Nur diesmal nicht auf dem Ticket der Grünen, sondern im Alleingang: als unabhängiger Kandidat links von den Demokraten.

"Sehr bedauerlich“ sei Naders Entscheidung, meinte dann auch der demokratische Parteichef, Terry McAuliffe, gleich nach Naders Ankündigung. In der Tat. McAuliffe und viele andere hochrangige Demokraten hatten alles versucht, um Nader von dieser Entscheidung abzubringen, sie hatten ihn mit Anrufen bombardiert und auf den Knien gebeten "Bitte, Ralph, bitte nicht!“- ohne Erfolg.

Prinzipien statt Pragmatismus

Ralph Nader hatte schon immer seinen eigenen Kopf. Seine Sturheit und Beharrlichkeit waren jahrzehntelang sein Erfolgsrezept als Rechtsanwalt. Damit hat er die größten Konzerne in die Knie gezwungen, und damit hat er sich eine große Anhängerschaft geschaffen. Auch der Schriftsteller und Filmemacher Michael Moore war einmal ein Nader-Fan erster Güte, bevor er sich mit dem "Egomanen“ (O-Ton Moore) überwarf.

Was will Nader nun: Er will eine radikale politische Neubesinnung Amerikas weit jenseits der Vorstellungskraft der beiden etablierten Parteien. Er bezeichnet Washington, D.C. als von Großkonzernen besetztes Territorium. Mit Präsident Bush sei ein Konzern im Weißen Haus eingezogen, der sich als menschliches Wesen ausgibt. Ähnliches hat man auch schon vom demokratischen Spitzenreiter John Kerry gehört. Naders erklärtes oberstes Ziel ist es, diesen republikanischen Präsidenten zu entthronen. Das ist auch Kerrys Ziel. Wenn Nader so weitermacht, wird er das Gegenteil erreichen. Dann wird er Bushs Königsmacher. Wieder einmal.