Ein Wort hat 2011 Karriere gemacht, weil man es oft in den Medien hören oder lesen konnte: der Stresstest. Durch die Wirtschaftskrise und die Diskussion über die Atomkraft hat es eine neue Bedeutung bekommen.
Die Gesellschaft für deutsche Sprache hat "Stresstest" zum Wort des Jahres 2011 gekürt. Damit hat die Jury den Nerv des Mainstreams getroffen. Unter den 400 Vorschlägen, die zum Wort des Jahres eingingen, war „Stresstest“ der Favorit. Seit 1971 vergibt die Gesellschaft für deutsche Sprache jedes Jahr den Titel „Wort des Jahres“ an Wörter und Redewendungen, die wichtig für das politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben sind.
Eigentlich kommt der Stresstest aus der Medizin und beschreibt einen Test, bei dem die körperliche Belastbarkeit von Patienten untersucht wird. Das Wort hat aber eine politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Bedeutung bekommen. Man spricht von einem Stresstest, wenn geprüft wird, welche Folgen extreme und außergewöhnliche Ereignisse für eine Sache haben. Seit der Wirtschaftskrise werden zum Beispiel Banken Stresstests unterzogen. Aber auch in der politischen Diskussion um die Sicherheit von Atomkraft taucht das Wort auf.
Wichtige Themen im Jahr 2011 waren neben der Wirtschafts- und Finanzkrise auch die politischen Veränderungen in den arabischen Staaten oder die Plagiatsaffäre um Karl-Theodor zu Guttenberg. Diese Ereignisse prägen die Sprache und lassen auch neue Wörter entstehen. So sind zum Beispiel "guttenbergen" für abschreiben oder "Arabellion" als neues Wort für die Revolutionen in den arabischen Staaten unter den Top Ten der Wörter des Jahres.
Glossar
Karriere machen – Erfolg haben; berühmt werden
Medien, die (Plural) – Fernsehen, Zeitungen, Radio und Internet
sich durchsetzen – hier: gewinnen
Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS), die – der Name einer Organisation, die sich mit der deutschen Sprache beschäftigt
etwas küren – etwas auswählen
jemandes Nerv treffen – genau das finden, was jemand mag
Mainstream, der (aus dem Englischen) – hier: die meisten Leute; die Mehrheit
etwas geht ein – hier: etwas wird an jemanden geschickt; etwas kommt an
Favorit, der – hier: etwas, das am beliebtesten ist
etwas vergeben – hier: jemandem etwas geben
Belastbarkeit, die – die Kondition; Fähigkeit des Körpers, etwas zu leisten
außergewöhnlich – nicht normal; besonders
sich etwas unterziehen – hier: eine Prüfung auf sich nehmen
auftauchen – hier: vorkommen
Krise, die – die schwierige Situation
Plagiatsaffäre, die – ein unangenehmer Vorfall, bei dem öffentlich bekannt wird, dass jemand ohne Markierung fremde Gedanken und Texte für seine Arbeit verwendet hat
etwas prägt etwas – etwas hat Einfluss auf etwas
abschreiben – Gedanken oder Texte von anderen nutzen und sagen, dass es eigene sind
Top Ten, die (aus dem Englischen) – die zehn Besten
Fragen zum Text
1. Zum "Wort des Jahres" werden Wörter und Redewendungen gewählt, die sehr …
a) oft im Alltag benutzt werden.
b) wichtig für das gesellschaftliche und politische Leben sind.
c) viele Bedeutungen haben.
2. Wichtige politische und gesellschaftliche Ereignisse haben Einfluss auf die Sprache. Was stimmt nicht?
a) Die Sprache wird international.
b) Die Bedeutung von Wörtern verändert sich.
c) Es entstehen ganz neue Wörter.
3. "Ein Stresstest ist ein Test, der zeigt, …" Welche Bedeutung passt nicht?
a) welche körperliche Kondition ein Mensch hat.
b) welche Folgen bestimmte Ereignisse für eine Sache haben können.
c) wie viel Stress man hat.
4. Mit welcher Konjunktion kann man die folgenden Sätze nicht verbinden? "Mit ihrer Wahl hat die Jury den Nerv des Mainstreams getroffen. Unter den 400 Vorschlägen war 'Stresstest' der Favorit."
a) aber
b) denn
c) weil
5. Durch welche Konjunktion kann man "nicht nur … sondern auch" in folgendem Satz ersetzen? "Nicht nur 'Stresstest', sondern auch 'guttenbergen' war unter den Top Ten."
a) sowohl ... als auch
b) je … desto
c) weder …noch
Arbeitsauftrag
Den Titel "Wort des Jahres" bekommen Wörter, die eine besondere Bedeutung für das politische und gesellschaftliche Leben haben. Welches deutsche Wort finden Sie besonders lustig, wichtig, komisch, etc.? Nennen Sie ihr Wort im Kurs und begründen Sie, warum es eine besondere Bedeutung für Sie hat. Wählen Sie dann das "wichtigste, lustigste… deutsche Wort" für ihren Kurs.
Autorinnen: Naima El Moussaoui/Bettina Schwieger
Redaktion: Raphaela Häuser