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Stressige Zeiten für Himmelsboten

Ina Rottscheidt22. Dezember 2003

Jedes Jahr im Advent trudeln tausende Kinderbriefe in den Postbüros von Christkind & Co. ein. Sie wünschen sich nicht nur Puppen und PC-Spiele, sondern auch Frieden oder Gesundheit und sorgen für jede Menge Arbeit.

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Kinderbriefe ans ChristkindBild: AP

"Liebes Christkind, ich will, dass der FC Köln gewinnt, bitte mach das, ja?" Keine Frage, das Christkind hat Großes zu bewältigen. Nicht nur, dass es den Fußballverein vom unteren Tabellenrand stemmen soll, sondern auch angesichts der rund 50.000 Kinderbriefe, die bereits in der Weihnachtspostzentrale in Engelskirchen eingetrudelt sind und beantwortet werden wollen.

Ähnlich geht es auch Kollege Santa Claus am Nordpol mit der klangvollen Adresse: "HOH OHO, Canada". Im vergangenen Jahr kamen dort mehr als eine Million Wunschzettel aus aller Welt an, der erste schon im Juni mit der Bitte: "Ich weiß, dass du Weihnachten immer so beschäftigt bist, darum schreibe ich Dir früher, damit du mich nicht vergisst."

Weihnachtsmannkrieg in Skandinavien

Weihnachtsmann Konkress in Kopenhagen
Weihnachtsmannkongreß in KopenhagenBild: AP

Auch in Nordeuropa ist der Stress groß. Grund ist jedoch weniger die Briefflut, sondern der erbitterte Streit, der zwischen den skandinavischen Ländern um den "einzig wahren Weihnachtsmann" tobt. Gemeinhin wohnt dieser in Grönland – so zumindest der Beschluß des Weihnachtsmannkongresses in Kopenhagen. Der Usurpationsversuch der norwegischen Abordnung, die den Titel "wahrer Weihnachtmann" für ihren "Julenisse" beanspruchte, wurde abgewiesen. Die Finnen wiederum behaupten hartnäckig, ihr "Joulupukki" wohne auf dem Lappländischen "Ohrenberg", wo er die Wünsche der Kinder aus der ganzen Welt höre. Weihnachtspost gibt es jedoch von jedem der Gesellen.

Schnuller gegen Weihnachtsgeschenk

Weinachten in Engelskirchen Engel mit Weihnachtsbaum
Das Engelskirchener ChristkindBild: DW

Beim Engelskirchener Christkind geht es friedlicher zu: Seit 15 Jahren richtet es sich in seinem Stübchen der Deutschen Post ein, das bis unter das Dach mit Tannenzweigen, Lichterketten und roten Schleifen geschmückt ist. Ausgerüstet mit Engelsumschlägen, Weihnachtspoststempel und einem zehnköpfigen Helferstab antwortet es auf jeden einzelnen Brief – und das sind über 2000 pro Tag. Birgit Müller, schon seit vielen Jahren dabei, muss oft schmunzeln, wenn sie die Wunschzettel liest. So hat der zweijährige Peter dem Christkind seinen Schnuller geschickt und hofft nun für sein Opfer auf ein besonders großes Geschenk. Dass er den beigelegten Brief jedoch eigenhändig am Computer verfasst hat, mag in der Weihnachtspostzentrale keiner so recht glauben. "Da hat bestimmt die Mama ihre Finger im Spiel", vermutet Birgit Müller augenzwinkernd.

Spielzeug und Frieden

Weinachten in Engelskirchen Wunschzettel
lange Wunschzettel und BestelllistenBild: DW

Birgit Müller weiß aber auch, was auf dem Spielzeugmarkt gerade hoch im Kurs ist: "Playmobil, Barbiepuppen, Computerspiele und Baby Born sind dieses Jahr der Renner." Oft lägen den Briefen auch Bilder aus Prospekten bei, Bestellnummer und Preise inklusive, damit auch keine Missverständnisse aufkommen. Aber es gibt auch selbstlose Wünsche: "Die Menschen in armen Ländern sollen Häuser haben, damit sie nicht so frieren müssen", wünscht sich die neunjährige Friederike und der Drittklässler Roman bittet das Christkind um Frieden, denn "im Irak ist Krieg, wie Du vielleicht auch schon weißt".

Doch wie seine internationalen Kollegen antwortet das Christkind nur, Wünsche erfüllt es keine. "Für uns ist jeder Brief ein Geschenk, deswegen lesen wir uns sorgfältig all eure Post durch und erfreuen uns daran", kann man in seinen bunten Briefen lesen, die ausnahmslos jeder Absender bekommt, auch die aus Taiwan oder Brasilien und die vielen großen Kinder, die ihm jedes Jahr schreiben: Das größte in diesem Jahr ist stolze 92 Jahre alt - und wünscht sich für ihre Mitbewohner Weihnachtspost ins Altersheim.