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Indonesische Muslime setzen Tempel in Brand

30. Juli 2016

Eine Buddhistin in der Stadt Medan beschwerte sich über die ihrer Ansicht nach zu laute Lautsprecheranlage einer Moschee. Doch das hörten radikale Muslime dort gar nicht gern.

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Lautsprecher einer Moschee in der indonesischen Stadt Meulaboh (Foto: Getty Images/AFP/C. Mahyuddin)
Bild: Getty Images/AFP/C. Mahyuddin

Muslime in Indonesien haben mehrere buddhistische Tempel in Brand gesetzt. Mit dem Angriff hätten sich die Muslime für die Beschwerde einer Buddhistin über die Lautsprecheranlage einer Moschee rächen wollen, berichtete die Zeitung "Jakarta Post". Die aufgebrachte muslimische Menge habe zunächst gedroht, das Haus der Frau in der Nähe der Großstadt Medan in der Provinz Nordsumatra niederzubrennen, sei daran aber von Nachbarn gehindert worden. Daraufhin habe der Mob mindestens drei Tempel in Brand gesteckt. Menschen seien bei den Anschlägen nicht verletzt worden. Der Sachschaden betrage jedoch umgerechnet rund 70.000 Euro. Sieben Menschen wurden festgenommen.

Lautsprecher tönen Tag und Nacht

Die Mehrheit der gut 800.000 Moscheen des islamisch geprägten Indonesien überträgt über Lautsprecher Tag und Nacht Predigten, Koranrezitationen und islamische Gesänge in voller Lautstärke. Ein Großteil der Vorträge kommt vom Band.

Vizepräsident Jussuf Kalla, der auch Vorstandsmitglied im Dachverband der indonesischen Moscheen ist, hat in den vergangenen Jahren mehrfach vergeblich an die Moschee-Verantwortlichen appelliert, die Lautsprecherübertragungen, wie in anderen muslimischen Ländern üblich, auf den Ruf zum Gebet zu beschränken.

Auch Christen und islamische Glaubensrichtung Ahmadiyya im Visier

Die Mehrheit der Indonesier sind moderate sunnitische Muslime. In einigen Regionen des Landes geben jedoch radikale und militante Gruppierungen den Ton an. Der Schikane und Gewalt von einflussreichen Organisationen wie der Islamischen Verteidigungsfront (FPI) sind vor allem Christen, die islamische Glaubensrichtung Ahmadiyya und Buddhisten ausgesetzt.

Auf Druck der FPI hatten im vergangenen Herbst die Behörden in Nordsumatras Nachbarprovinz Aceh neun Kirchen abgerissen. Bei gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Muslimen und Christen wurden ein Mensch getötet und eine Kirche niedergebrannt.

sti/jj (kna, rtr)