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Streit zwischen Israel und Türkei um TV-Serie

22. Oktober 2009

In Israel hat eine türkische TV-Serie für Empörung gesorgt, denn israelische Soldaten werden als Kindermörder dargestellt. Die Türkei weigert sich, die Serie des Staatssenders abzusetzen. Szenen wurden aber entschärft.

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Israelischer Soldat (Foto:AP)
Die Türkei kritisierte scharf das Vorgehen der israelischen Armee in GazaBild: AP

Eine türkische TV-Serie hat in Israel eine Welle der Empörung ausgelöst. Denn in der Fernsehreihe mit dem Namen "Ayrilik", was auf Deutsch soviel wie "Trennung" bedeutet, gehen israelische Soldaten brutal gegen unbewaffnete palästinensische Zivilisten vor und bringen kaltblütig kleine Kinder um. Israel hatte wegen der Sendung des türkischen Staatssenders TRT den türkischen Botschafter in Tel Aviv ins Außenamt einberufen und die Bevölkerung zu öffentlichen Protesten aufgefordert.

Kaltblütige Mörder?

Kind in Gaza (Foto:AP)
...bei dem auch Zivilisten und Kinder ums Leben kamenBild: AP

Bereits am vergangenen Mittwoch (14.10.2009) hatte der israelische Außenminister Avigdor Lieberman die Serie, die vom Leben einer fiktiven palästinensischen Familie in den besetzten Gebieten handelt, scharf kritisiert. Erstmals war "Ayrilik" mit dem Untertitel "Palästina in Liebe und Krieg" vergangene Woche in der Türkei ausgestrahlt worden. In einer Szene nähert sich ein schwer bewaffneter israelischer Soldat einem kleinen verängstigten palästinensischen Mädchen und treibt es in eine enge Sackgasse, bis es mit dem Rücken an eine Mauer stößt. Der Soldat macht ein paar Schritte auf das Mädchen zu, das ihn schüchtern anlächelt, hebt dann sein Gewehr und drückt ab. In einer anderen Szene feuert ein israelisches Erschießungskommando auf unbewaffnete Palästinenser, die in einer Reihe nebeneinander stehen und töten ein Baby an einem Kontrollpunkt. Nach heftiger Kritik Israels hat der staatliche türkische Fernsehsender TRT lediglich die umstrittene Fernsehserie entschärft. So sei eine Hinrichtungs-Szene, in der israelische Soldaten mehrere Palästinenser erschießen, aus der Serie "Ayrilik" gestrichen worden, berichtete die Zeitung "Milliyet" am Donnerstag (22.10.2009) unter Berufung auf die Produktionsfirma und TRT selbst.

Aufruf zum Boykott

Lieberman nannte die Fernsehreihe eine "Hetze der schlimmsten Sorte", die von der türkischen Regierung unterstützt werde. Eine Sendung, in der israelische Soldaten als skrupellose Mörder dargestellt würden, wäre nicht einmal in einem mit Israel verfeindeten Land hinnehmbar. Umso erschreckender sei es jedoch, dass solch eine Serie ausgerechnet in der Türkei produziert und ausgestrahlt werde, so der Außenminister.

Im ganzen Land wurden Aufrufe zu einem Boykott gegen türkische Produkte und Reiseziele laut. So teilte unter anderem die israelische Kaffeehauskette Ilan mit, den Verkauf von türkischem Kaffee zu stoppen. Jossi Levi, der Betriebsratschef der israelischen Fluglinie El Al, sagte am Sonntag (18.10.2009), er werde mit den Betriebsräten anderer Firmen einen Aufruf starten, damit israelische Angestellte in Zukunft die Türkei als Urlaubsziel meiden.

Türkei bezieht Position

Abdullah Gül (Foto:AP)
Die Türkei bezieht klare Position und behält sich das Recht vor, Israel zu kritisierenBild: AP

Trotz der heftigen Proteste aus Israel weigert sich die türkische Regierung, die Serie abzusetzen. "Ayrilik" habe keinerlei politische Ziele, sagte der für Medien zuständige türkische Vize-Ministerpräsident Bülent Arinc. Präsident Abdullah Gül sagte am Sonntag (18.10.2009) dem Staatssender TRT, Ankara behalte sich das Recht vor, "Fehler" der israelischen Regierung anzuprangern und "mutige Kritik" am Umgang Israels mit den Palästinensern auszuüben. Dies solle jedoch keineswegs die Beziehung der beiden Staaten erschüttern, denn schließlich sei die Türkei eines der wenigen Länder, die zu Israel gute diplomatische Beziehungen pflegten, so der Präsident.

Doch das Verhältnis zwischen Israel und der Türkei hat sich bereits seit der israelischen Militäroffensive im Gazastreifen Anfang des Jahres drastisch verschlechtert. Die Türkei hatte die israelischen Angriffe in Gaza, bei denen etwa 1400 Palästinenser getötet und mehr als 5000 Menschen verletzt wurden, scharf kritisiert. Außerdem hatte die Türkei einen unter israelischer Beteiligung geplantes Militärmanöver abgesagt und stattdessen eines mit Syrien geplant.

Autorin: Michaela Paul (dpa, afp)

Redaktion: Diana Hodali