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Katalonien-Krise zieht Kreise in der Kunstwelt

11. Dezember 2017

Die Katalonien-Krise trifft jetzt auch die Kunstwelt: Nach einem Gerichtsbeschluss muss ein katalanisches Museum 44 Kunstschätze an Aragonien zurückgeben. Vor dem Museum gab es Proteste.

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Ein Polizist drückt seine Hand in das Gesicht eines Demonstranten vor dem Museum von Lleida in Katalonien
Bild: picture-alliance/AP Photo/M. Fernandez

Die Rückgabe hatte ein aragonisches Gericht entschieden. Experten begannen am frühen Montagmorgen im Diözesanmuseum der katalanischen Stadt Lleida mit der Verpackung der wertvollen Kunstwerke. Sie kamen in Begleitung von Polizisten, wie spanische Medien berichteten. Am Mittag wurden erste Exponate aus dem Museum getragen und in Kleinlaster verladen.

Jahrzehntelang hatten die nordostspanische Region und das angrenzende Aragonien um die Kunstschätze gestritten. Es geht um drei hölzerne Sarkophage aus dem 15. Jahrhundert, Teile eines Alabaster-Altars sowie Gemälde aus dem 18. Jahrhundert. Die Stücke waren während des Spanischen Bürgerkriegs aus dem königlichen Kloster Santa María de Sigena in Aragonien entfernt und nach Katalonien gebracht worden. Die letzten Mönche hatten 1936 bei ihrem Umzug in die Nähe von Barcelona ursprünglich knapp hundert Kunstwerke für rund 300.000 Euro an die katalanische Regionalregierung verkauft.

Puigdemont spricht von "Staatsstreich"

Nach Ansicht des aragonischen Provinzgerichtshofs in Huesca waren diese Transaktionen jedoch nicht rechtsgültig, da das romanische Kloster seit 1923 nationales Kulturerbe ist. Der Klosterschatz bilde ein "unteilbares Ganzes" und dürfe nicht auseinandergerissen werden, urteilten die Richter. Eigentümerinnen seien die Nonnen, die sich mittlerweile in der Ruine des während des Spanischen Bürgerkriegs schwer zerstörten Konvents angesiedelt haben.

Spanien Katalonien Proteste vor Museum von Lleida
Polizisten halten Demonstranten vor dem Museum abBild: Reuters/A. Salame

Vor dem Museum versuchten mehrere hundert Demonstranten, den Abtransport zu verhindern. Auf Transparenten war zu lesen: "Die Museen dürfen nicht angerührt werden." Die Polizei war mit einem Großaufgebot im Einsatz. Es kam zu vereinzelten körperlichen Auseinandersetzungen. Der entmachtete katalanische Ex-Präsident Carles Puigdemont, der sich nach Brüssel abgesetzt hat, kritisierte auf Twitter, die Zentralregierung habe "im Schutze der Nacht" damit begonnen, "Katalonien ungestraft zu plündern". Er sprach von einem "Staatsstreich".

Vom spanischen Kulturminister angeordnet

Nach einem Unabhängigkeitsbeschluss des katalanischen Parlaments Ende Oktober hatte die Zentralregierung in Madrid die Regionalregierung entmachtet und die Kontrolle in der Region übernommen. Seitdem ist der spanische Kulturminister Íñigo Méndez de Vigo für die Museen zuständig - und der ordnete nach dem Gerichtsurteil an, die Rückgabe umgehend einzuleiten. Genau das hatte die Regionalregierung jahrelang mit allen juristischen Mitteln versucht zu verhindern.

"Ich bin sehr traurig, wir fühlen uns wehrlos", sagte die Ex-Direktorin des Museums, Montse Macià. Aragonien hatte immer wieder die Herausgabe der Stücke gefordert, jedoch hatten die Behörden in Katalonien stets argumentiert, die Werke seien zu zerbrechlich, um einen Transport zu überstehen.

ka/nf (dpa/faz.net)