Strahlende Aussichten
12. Juli 2009Jürgen Nefzger mag Atomkraftwerke nicht. Er hat bereits in den 1980er Jahren gegen das AKW im deutschen Wackersleben protestiert. Eine Welt ohne Atomkraftwerke würde Nefzger besser gefallen. Trotzdem fotografiert er sie. "Es ist diese Faszination von etwas Gewaltigem, das einem aber gleichzeitig auch Angst einflößt", sagt Nefzger. Mehr als 80 europäische Atomkraftwerke hat er inzwischen mit landschaftlichen Idyllen kombiniert auf Film gebannt.
Nefzger wollte wissen, wie die Menschen mit den Atomkraftwerken in ihrer Nähe umgehen. Und war erstaunt, wie oft sie deren Existenz einfach verdrängen. Die Angler auf diesem französischen Campingplatz sind extra wegen der dicken Karpfen angereist. Das Wasser im Fluss ist durch das AKW wärmer als normal und die Fische, das sind große Brocken.
Die Ingenieure des Atomkraftwerks Sellafield in Großbritannien entspannen sich bei einer Runde Golf vor dem hauseigenen Werk. "Ich war immer wieder erstaunt, wie sehr sich die Menschen, die in der Nähe eines Atomkraftwerkes leben, damit arrangieren. Sie legen sich eine Argumentation zurecht, denn wenn sie Atomkraft für gefährlich halten würden, müssten sie ja wegziehen", sagt Jürgen Nefzger.
Jürgen Nefzger ist im süddeutschen Fürth aufgewachsen, lebt und arbeitet aber seit fast 20 Jahren in Frankreich als Fotograf. Landschaften interessieren ihn am meisten - wie sich die Gesellschaft in ihnen spiegelt und wie Menschen die Landschaft verändern. Seine Atomkraftwerkfotos sind vom 17. Juli bis 27. September im Stadtmuseum München zu sehen. Es wird auch ein Buch dazu geben mit dem Titel "Fluffy Clouds". Immer wenn Nefzger Probleme hatte, die Atomkraftwerke auf seinen Reisen durch Europa zu finden, hat er sich einfach an den dampfenden Kühlturmwolken am Himmel orientiert.
Autorin: Marlis Schaum
Redaktion: Marcus Bösch