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Strafverfahren um WM-Vergabe eröffnet

27. Mai 2015

Kurz vor dem FIFA-Kongress eröffnet die Schweizer Behörde ein Strafverfahren rund um die Fußball-WM-Vergabe 2018 und 2022. Außerdem wurden sieben zum Teil hochrangige FIFA-Funktionäre festgenommen.

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Schweiz FIFA Schriftzug Hauptquartier in Zürich
Bild: Reuters/R. Sprich

Zwei Tage vor dem Jahreskongress des Weltfußballverbandes FIFA hat die Schweizer Staatsanwaltschaft rund um die Vergaben der Fußball-Weltmeisterschaften 2018 an Russland und 2022 an Katar ein Strafverfahren eröffnet. In dem Zusammenhang seien im Hauptquartier des Fußball-Weltverbandes FIFA in Zürich elektronische Daten und Dokumente sichergestellt worden, teilte die Behörde am Mittwoch mit. Es bestehe der Verdacht auf ungetreue Geschäftsbesorgung sowie Geldwäscherei. Die Ermittlungen würden nicht gegen konkrete Personen laufen, hieß es. Im Zuge der Ermittlungen seien bereits zuvor bei Schweizer Banken Unterlagen angefordert worden. "Die heute sicher gestellten elektronischen Daten und Akten sowie die erhobenen Bankunterlagen dienen sowohl dem Schweizer Strafverfahren als auch ausländischen Strafverfahren", teilte die Staatsanwaltschaft mit.

"Das Timing ist nicht das beste"

Der Fußball-Weltverband hat die Maßnahmen der Schweizer Bundesanwaltschaft im Zusammenhang mit den WM-Vergaben an Russland 2018 und Katar 2022 generell begrüßt. Allerdings räumte Kommunikationschef Walter de Gregorio bei einer Pressekonferenz am Sitz der FIFA in Zürich ein: "Das Timing ist nicht das beste: Die Eröffnung des Strafverfahrens gleichzeitig mit dem FIFA-Kongress." Dieser beginnt an diesem Donnerstag und wird auch wie geplant mit der Wahl des FIFA-Präsidenten am Freitag fortgesetzt. De Gregorio stellte noch einmal klar, dass die FIFA den Generalstaatsanwalt im November vergangenen Jahres gebeten habe, das Verfahren zu eröffnen. "Das ist gut für die FIFA. Es nicht gut für das Image, wegen des Rufes. Im Sinne der Transparenz, dass es bereinigt wird, ist es gut", sagte de Gregorio. "In diesem Kontext ist die FIFA die beschädigte Partei."

Betrug, Erpressung, Geldwäsche

Am selben Tag hatte die Schweizer Polizei auf Antrag der USA in Zürich mehrere FIFA-Funktionäre wegen Korruptionsverdachts festgenommen. Dies bestätigten die dortigen Justizbehörden. Einen Zusammenhang zwischen beiden Vorgängen gibt es laut der Schweizer Behörden nicht.

Die FIFA-Verantwortlichen sollen nach einem Bericht der "New York Times" in die USA überstellt und dort angeklagt werden. Ihnen werde Betrug, Erpressung und Geldwäsche vorgeworfen. Zu den sechs in Zürich festgenommenen Fußball-Funktionären gehört laut Medienberichten FIFA-Vizepräsident Jeffrey Webb.

Turnier-Vergabe in Amerika im Visier

Die Aktion der Kantonspolizei in dem Züricher Nobelhotel "Baur au Lac" sei auf Anfrage des US-Justizministeriums erfolgt, wurde mitgeteilt. Gegen 14 Personen werde von der Staatsanwaltschaft im zuständigen New Yorker Bezirk Ost ermittelt. Es geht um Bestechungsgelder und verdeckte Provisionen in Höhe von über 100 Millionen Dollar seit den 90er Jahren. Die Funktionäre werden beschuldigt, sie hätten sich für die Vergabe von Fußball-Turnieren in Lateinamerika und den USA und für TV- und Sponsering-Rechte schmieren lassen.

Schweizer Hotel "Baur au Lac" in Zürich (foto: reuters)
In der Züricher Luxusherberge "Baur au Lac" schlug die Schweizer Polizei im Morgengrauen zuBild: Reuters/A. Wiegmann

"Trauriger Tag für den Fußball"

Unter den in Zürich Festgenommenen sollen sich Mitglieder des FIFA-Exekutivkomitees befinden. So wurde auch der Chef der Fußballföderation Costa Ricas, Eduardo Li, von den Beamten in Zivil abgeführt.

Laut "New York Times" und CNN gehört FIFA-Chef Joseph Blatter nicht zu den Beschuldigten. Offenbar betreffen die Ermittlungen der US-Behörden um Bestechungszahlungen für Vermarktungsrechte sogar auch schon die Zeit vor der Regentschaft des Schweizers seit 1998.

Der 79-jährige Blatter geht als großer Favorit in die Wahl für eine fünfte Amtszeit beim Kongress ab Freitag. Einziger Gegenkandidat ist Prinz Ali bin al-Hussein aus Jordanien, dem bisher überhaupt keine Chance eingeräumt wurde. "Es ist ein trauriger Tag für den Fußball", sagt der 39 Jahre alte Blatter-Herausforderer. Mit Verweis auf den weiteren Verlauf der Untersuchungen und Maßnahmen sei es aber nicht angemessen, "zum jetzigen Zeitpunkt darüber hinaus" Kommentare abzugeben, hieß es in einer Mitteilung des jordanischen Verbandschefs.

In den USA laufen seit drei Jahren Untersuchungen auch des FBI gegen frühere FIFA-Granden. Ex-US-Verbandschef Chuck Blazer und der frühere Blatter-Vize Jack Warner aus Trinidad und Tobago gehören zu den Beschuldigten in einer Reihe von Korruptionsfällen. Blazer soll zuletzt mit den US-Fahndern kooperiert haben.

Eigene interne Untersuchungen des Fußballweltverbands waren im Dezember "ergebnislos" eingestellt worden.

ra/sc/kle (dpa, sid, rtre, APE, CNN)