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Stimulation und Korruption

Nikolai Zekov, Sofia19. April 2002

Am 18.4. und 19.4. fand in Sofia eine Konferenz zur Schattenwirtschaft in Osteuropa statt. Ergebnis: Bakschisch ist Teil der Überlebensstrategie.

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Einige Scheine extra - in den meisten Transformationsländern gehört das zum GeschäftBild: AP

"Korruption und Schattenwirtschaft sind unumgängliche Begleiter einer jeden Transformation. Ohne die Vergabe oder Annahme von Bestechungsgeldern zu rechtfertigen, muss ich feststellen, dass für manche Bevölkerungsschichten in den Transformationsländern die Korruption fester Bestandteil der Überlebensstrategie ist", sagte der Sonderkoordinator des Stabilitätspaktes für Südosteuropa, Erhard Busek, in seiner Eröffnungsrede auf der Sofioter Koferenz.

20 % Schmiergeld sind üblich

"Auf dem Balkan habe ich Geschäftsleute getroffen, die behaupten, dass man Menschen, von denen das Geschäft abhängt, mit 20 % des Wertes dieser Geschäfte 'stimulieren' müsse, um durch diesen 'Bakschisch' den Abschluss tätigen zu können. Falls jedoch das 'Geschenk' 20 % übersteige, handelt es sich um Korruption und Verbrechen", so fasste Erhard Busek seine Eindrücke von der Mentalität auf dem Balkan zusammen.

Als Folge von Schattenwirtschaft und Korruption würden bedeutende Investitionsgelder für diese Länder verloren gehen. Mit der Einführung der marktwirtschaftlichen Mechanismen und der Integration in die europäischen Strukturen schwinde jedoch die Bedeutung dieser Hemmnisse, so Busek.

Ein Drittel wirtschaftet im Dunkeln

Nach Angaben des Stabilitätspakt-Koordinators erwirtschaften 38 % der Beschäftigten in Südosteuropa ihr Auskommen in der Schattenwirtschaft, wobei dieser Anteil in 21 hochentwickelten Industrieländern durchschnittlich 17 % beträgt.

Der österreichische Wirtschaftswissenschaftler Schneider legte dar, dass Bulgarien nach Mazedonien an zweiter Stelle der osteuropäischen Korruptions-Rangliste liegt. In den letzten zwei Jahren wurde 36.4 % des bulgarischen Bruttoinlandsproduktes im Schatten erwirtschaftet.

Von den ehemaligen Ostblock-Staaten habe die Schattenwirtschaft den größten Anteil in Aserbaidschan, der Ukraine und Russland - mit 45 bis 60 % des Inlandsproduktes, so Schneider. Verhältnissmässig gering sei ihr Anteil in Ungarn und der Slowakei.

Bonus-System für Ehrliche

Die Teilnehmer der Sofioter Konferenz forderten eine Beschleunigung der Verwaltungsprozeduren und die Erleichterung der Kreditvergabeverfahren. Außerdem empfahlen sie Steuerreduzierungen und ein Bonus-System für pünktliche und ehrliche Steuerzahler.