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Stichwort: Quadriga-Preis

12. Juli 2011

Die Absicht, dem russischen Ministerpräsidenten Wladimir Putin den diesjährigen Quadriga-Preis zu verleihen, hat in Deutschland wie in Russland Kritik hervorgerufen. Wer oder was steht hinter diesem Preis?

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Die Plastik eines Viergespanns, von unten gesehen
Die Namensgeberin: Quadriga auf dem Brandenburger Tor in BerlinBild: Fotolia/Doc RaBe

Der renommierteste politische Preis in Deutschland ist der Karlspreis. Die Stadt Aachen, ehemalige Residenz Kaiser Karls des Großen, verleiht ihn für Verdienste um die europäische Einigung. Großes Renommee hat auch der Menschenrechtspreis erlangt, den die Stadt Nürnberg, einst Schauplatz nationalsozialistischer Reichsparteitage, seit einigen Jahren vergibt.

Kleiner Verein, große Wirkung

Hinter dem Quadriga-Preis dagegen steht keine öffentliche Körperschaft und auch keine wichtige Organisation. Er wird von der Werkstatt Deutschland vergeben, einem Verein mit 35 Mitgliedern. Diese sind nach eigenen Angaben "prominente Vertreter aus allen Parteien, Chefredakteure und Intendanten sowie namhafte Repräsentanten der Wirtschaft".

Papandreou seine Frau lächeln stehend
Quadriga-Preisträger 2010 Giorgos Papandreou, griechischer Ministerpräsident, und seine Frau Ada bei der Verleihung im Konzerthaus BerlinBild: DW

Treibende Kraft und geschäftsführende Vorsitzende des Vereins ist die freie Journalistin Marie-Luise Weinberger. Wie der Berliner "Tagesspiegel" anlässlich der ersten Quadriga-Verleihung 2003 zu berichten wusste, hatte sie 1993 mit zwei Bekannten, dem früheren sozialdemokratischen Landespolitiker Klaus Riebschläger und Sony-Geschäftsführer Rainer Wagner, in einer Kreuzberger Kneipe den Verein aus der Taufe gehoben. Ziel sollte sein, das innere Zusammenwachsen des wiedervereinigten Deutschland zu befördern.

Die umtriebige Marie-Luise Weinberger vermochte für den Vorstand ihres Vereins den letzten Ministerpräsidenten der DDR zu gewinnen, den Christdemokraten Lothar de Maiziere, sowie den Fraktionsvorsitzenden der Sozialdemokraten im letzten, freigewählten Parlament der DDR, Richard Schröder. Und sie verstand es, prominente Persönlichkeiten aus dem In- und Ausland für ihre Veranstaltungen zu engagieren, bis hin zum früheren US-Präsidenten Bill Clinton.

Pompöse Preisverleihungen

Den Quadriga-Preis vergibt die Werkstatt Deutschland seit 2003. Die jährliche Preisverleihung am 3. Oktober, dem Tag der Deutschen Einheit, wird wie ein Staatsakt inszeniert, und viele Medien spielen in der Berichterstattung bereitwillig mit. Zu verlockend ist die Prominenz, die jedes Mal aufläuft. Zu den Geehrten gehörten ehemalige Politiker wie Helmut Kohl, Gerhard Schröder, Michail Gorbatschow und Václav Havel, aber auch Aktive wie der Türke Recep Tayyip Erdogan, der Afghane Hamid Karzai, der Serbe Boris Tadic und der Grieche Giorgos Papandreou.

Autor: Peter Stützle

Redaktion: Sabine Kinkartz