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Stichwort: Ostkirchen

9. April 2003

Die Kirchen des östlichen Mittelmeerraums gliedern sich in orthodoxe, morgenländische und "unierte" Kirchen. Wer ist wer?

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Griechisch-orthodoxe Priester beim GottesdienstBild: AP

Orthodoxe Kirchen (orthodox = rechtgläubig, die wahre Lehre vertretend)

Die orthodoxen Kirchen sind aus der byzantinischen Kirche hervorgegangen. Ursprünglich gab es nur vier Patriarchate: in Alexandria (im heutigen Ägypten), Antiochia (Syrien), Konstantinopel (Türkei) und Jerusalem (Israel). Nach der Teilung und dem Zerfall des byzantinischen Reiches wurden orthodoxe Kirchen unter anderem auch in Bulgarien, Serbien, Rumänien, Georgien und Russland gegründet. Inzwischen gibt es sie in allen Teilen der Welt.

Die größte der heutigen orthodoxen Kirchen ist die russisch-orthodoxe Kirche mit schätzungsweise 35 oder auch 70 Millionen Gläubigen, genaue Zahlen gibt es nicht. Verhältnismäßig große orthodoxe Gemeinden gibt es auch in Griechenland und auf Zypern, in Finnland, Polen, der Tschechischen Republik und auf dem Berg Sinai. In Albanien wurden die Orthodoxen bis 1990 strafrechtlich verfolgt.

Die Kirchenhierarchie ist streng gegliedert, an der Spitze steht der Patriarch. Ikonenverehrung, Gebete und Hymnen sind zentrale Bestandteile des Kirchenlebens. Grundlage der orthodoxen Religion sind die Bibel und eigene Traditionen. Diese gehen unter anderem zurück auf die sieben ökumenischen Konzilien in den Jahren 325 bis 787 n. Chr. und die Lehren der Kirchenväter.

Morgenländische Kirchen

Zu dieser Kirchengruppe gehören zwei große Glaubensgemeinschaften:

  1. die nestorianische Kirche des Ostens: Die Nestorianer sind eine altchristliche Sekte des Vorderen Orients, vor allem in Persien. Ihre Religionsauffassung geht auf Nestorius, Patriarch von Konstantinopel in den Jahren 428 bis 431 zurück. Er lehrte die Trennung der göttlichen und der menschlichen Person von Christus. Heute gibt es nur noch Reste der Glaubensgemeinschaft in Kurdistan und in Nord-Amerika. Sitz des Patriarchen ist San Francisco, das einzige europäische Bistum befindet sich in Schweden.
  2. die sogenannten "monophysitischen Kirchen": Grundlage ihrer Religionsauffassung ist es, dass Jesus Christus nur eine - göttliche - Natur und nicht zwei Naturen (eine menschliche und eine göttliche) hat; daher die Bezeichnung "monophysitisch". Die syrisch-orthodoxe Kirche, die koptisch-orthodoxe Kirche, die äthiopische Kirche und die armenisch-gregorianische Kirche gehören dazu.

Unierte Kirchen

Die unierten Kirchen gehören zwar zu den Ostkirchen, aber eigentlich sind es orthodoxe und morgenländische Kirchen, die sich der römisch-orthodoxen Kirche angeschlossen haben (daher die Bezeichnung "uniert"). Ihre ursprünglich "ostkirchlich" geprägten Riten und Hierarchien haben sie beibehalten. Deshalb gibt es Kirchen mit traditionell byzantinischem, armenischem, westsyrischem, ostsyrischem und alexandrinischem Ritus. (arn)