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Stichwort: Konjunkturgutachten

19. April 2007

Seit 1950 wurden die Frühjahrs- und Herbstgutachten für die deutsche Wirtschaft immer von denselben Forschungsinstituten erstellt. Das wird jetzt anders. Ab Herbst müssen Institute um den Gutachten-Auftrag konkurrieren.

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Alte Prognose:

An dem Gutachten waren bisher das Essener RWI, das Berliner DIW, das Münchner ifo-Institut, das Kieler IfW, das IWH in Halle und das Hamburger Welt-Wirtschafts-Archiv beteiligt. Die Forscher gingen zwei Mal im Jahr zwei Wochen in Klausur und feilten an ihrer Prognose. Anschließend präsentierten sie das Gutachten, das der Bundesregierung als Grundlage für die Haushaltsplanung und die Steuerschätzung dient. Dabei übten sie oft Kritik an der aktuellen Politik. Der Bundesregierung war die Prognose deshalb immer mehr ein Dorn im Auge. Sie nahm die Gutachten entgegen, befolgte die Ratschläge der Forscher aber kaum. Zuletzt wurden die Institute offen kritisiert. Wirtschaftsminister Michael Glos entschied sich im vergangenen Jahr für ein neues Verfahren.

Neue Prognose:

Künftig gibt es jeweils einen Wettbewerb um die beiden Gutachten. Den Zuschlag erhält das Institut, bei dem Qualität und Preis am besten sind, maximal werden vier ausgewählt. Außer den bisher Beteiligten haben etwa das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln oder die Konjunkturforschungsstelle der Technischen Hochschule Zürich (Kof) Interesse angemeldet. Künftig sollen Politiker bei den Beratungen der Forscher beobachtend mit am Tisch sitzen. Regierung und Wissenschaft sollen weniger Gegenspieler und stärker Partner sein. Die Hoffnung ist, dass die Politiker die Ratschläge von Forschern, die sie selbst jeweils ausgewählt haben, auch bereitwilliger befolgen werden. (kas)