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Stichwort: Islam in Deutschland

29. März 2006

In Deutschland leben nach Schätzungen rund 3,2 Millionen Muslime - davon sind 370.000 bis 450.000 Deutsche.

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Mevlana Moschee, BerlinBild: AP

Sie gehören verschiedenen Glaubensrichtungen innerhalb des Islam an: Darunter sind nach grober Schätzung zwischen 2,1 und 2,4 Millionen Sunniten, 125.000 Schiiten und rund 60.000 Ahmadis.

Muslime lebten in geringer Zahl bereits im 18. Jahrhundert auf dem Territorium des Deutschen Reiches. Im Ersten Weltkrieg kamen rund 15.000 muslimische Gefangene dazu, vor allem nach Berlin. Eine geringe Anzahl von ihnen blieb dort und gründete erste religiöse Vereinigungen wie die "Islamische Gemeinde zu Berlin e. V." oder das heute in Soest ansässige Islam-Institut. Größere Bedeutung gewann der Islam in der Bundesrepublik seit den 60er Jahren durch die so genannten Gastarbeiter. 1961, 1963 und 1965 wurden Anwerbeabkommen mit der Türkei, Marokko und Tunesien geschlossen. Derzeit stellen die Türken mit rund 2,4 Millionen Menschen die größte aus einem islamisch geprägten Land stammende Volksgruppe in Deutschland. Es folgen mit weitem Abstand rund 183.000 Personen aus Bosnien-Herzegowina und 124.000 aus dem Iran.

Geringer Organisationsgrad

Nach Einschätzung der Bundesregierung ist der Organisationsgrad der Muslime in Deutschland gering; am größten ist er bei den Türken. Die Spitzenverbände wie der Islamrat oder der Zentralrat der Muslime repräsentieren nach Schätzungen rund 300.000 Personen. Größte türkische Organisation mit rund 800 Mitgliedsvereinen ist die "Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion" (DITIB). Sie wurde 1982 in Berlin als Verband von zunächst 15 Moscheen mit dem Ziel gegründet, für die religiösen Belange der in Deutschland lebenden Türken zu arbeiten. Die DITIB wird stark vom türkischen Staat beeinflusst und vertritt seine laizistischen Grundpositionen. Die Mitglieder werden durch vom türkischen Staat besoldete Vorbeter (Hodschas) betreut.

Daneben bieten bundesweit zwei weitere Organisationen religiöse Einrichtungen und Programme für vorrangig türkische Muslime an: Der 1973 gegründete "Verband der Islamischen Kulturzentren" (VIKZ) bezeichnet sich als ein auf den Verbleib der Türken in Deutschland ausgerichteter religiöser Zusammenschluss, dessen Aufgabe darin bestehe, Kindern und Erwachsenen Korankurse zu erteilen und die Wahrung einer türkisch-islamischen Identität zu ermöglichen. Politische Stellungnahmen zu Entwicklungen in der Türkei werden strikt abgelehnt. Die Zahl der Gemeindemitglieder wird für Deutschland mit 100.000 angegeben. Vom deutschen Verfassungsschutz beobachtet wird die 1985 gegründete "Islamische Gemeinschaft Milli Görüs" (IGMG). Sie übernimmt soziale, kulturelle und religiöse Aufgaben.

Wachsende Zahl von Moscheen

Zur Zahl der islamischen Gotteshäuser in Deutschland gibt es keine genauen Informationen. Die Bundesregierung geht aber in einer im Herbst 2000 veröffentlichten Studie von einer wachsenden Zahl von Gebetsräumen und Moscheen aus. Die meisten Gebetsstätten seien in Wohnhäusern oder gewerblichen Gebäuden untergebracht. In den vergangenen Jahren wurden aber auch zahlreiche "echte" Moscheen gebaut.

Etwa 20 islamistische Organisationen in der Bundesrepublik werden vom Verfassungsschutz beobachtet. Die Zahl ihrer Mitglieder beläuft sich auf rund 31.000 oder 1,2 Prozent aller Muslime in Deutschland. Nach Informationen der Bundesregierung streben diese islamistischen Gruppierungen nicht nur die Einführung eines islamischen Rechts- und Gesellschaftssystems in ihren Heimatländern an, sondern auch die Umgestaltung des gesellschaftlichen Lebens in Deutschland.