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Stichwort: Hanauer Plutonium-Anlage

Jochen Vock3. Dezember 2003
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Das hochgiftige Schwermetall Plutonium ist der Stoff aus dem die Bomben sind - kann aber auch zivil zur Energiegewinnung genutzt werden. Das in der Natur kaum vorkommende Element entsteht vor allem künstlich - quasi in der "Asche" von Kernkraftwerken. Per Recycling kann das Plutonium aus den "abgebrannten" Brennelementen zurückgewonnen werden. Vermischt mit angereichertem Uran werden daraus so genannte Misch-Oxid-Brennstäbe - kurz "Mox" - hergestellt. In dafür geeigneten Kernkraftwerken erzeugen sie dann wieder neuen Strom. Für diese Mox-Brennstäbe kann auch solches Plutonium benutzt werden, das aus abgerüsteten Kernwaffen stammt. Nach der Methode "Schwerter zu Pflugscharen" wird also aus Massenvernichtungswaffen Energie für friedliche Zwecke gewonnen.

Doch dieser Friedenstraum hat seine Haken. Denn ebenso wie aus abgebrannten Brennstäben das Plutonium als Bombenstoff gewonnen wird, so gelingt dies auch relativ einfach aus Mischoxid-Brennstäben. Das ist einer der Gründe, warum Atomkraftgegner gegen die Plutonium- und Mox-Technik sind. Weitgehendere Abrüstungssicherheit versprechen sie sich durch das so genannte Immobilisieren des anfallenden Plutoniums. Das bedeutet: Das das strahlendgiftige Schwermetall wird mit Atommüll vermischt und dann verglast. Danach ist reines, bombentaugliches Plutonium nur schwer zurück zu gewinnen.

In Deutschland arbeitet keine Mox-Fabrik. Eine ältere Anlage in Hanau namens Alkem wurde nach rund 20 Betriebsjahren und diversen Umweltskandalen im Sommer 1991 stillgelegt. Jetzt geht es um die seit den 1980er-Jahren im Bau befindliche Nachfolgeanlage. Sie war Anfang der 90er fertiggestellt - ging dann aber nie in Betrieb. Angesichts des in Deutschland wachsenden Widerstands gegen die Kernenergie-Technik verzichtete der Betreiberkonzern Siemens 1995 auf die Brennelemente-Fertigung. Seit Beginn der 90er Jahre bezog man die Mox-Elemente aus Fabriken in Frankreich, Belgien und Großbritannien - wobei zum Teil auch deutsche Technik eingesetzt wird.