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Stichwort: Gewalt gegen Männer

15. Dezember 2003
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Der Mann als Opfer der Frau – in Deutschland immer noch ein Tabu, meint der Mainzer Kriminologe Michael Bock. Dabei sind überraschend viele Männer von häuslicher Gewalt betroffen.

Erste wissenschaftliche Studien zum Thema weibliche Gewalt stammen aus den USA der 1970er-Jahren. Mittlerweile liegen international über 100 Studien vor, u. a. aus den USA, Kanada, Dänemark und Irland. Eine Auswertung durch den britischen Psychologen John Archer im Jahr 2000 ergab, dass Männer ebenso oft Opfer häuslicher Gewalt werden wie Frauen.

Als bisher wichtigster deutscher Beitrag gilt eine Untersuchung des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen von 1992, die zum gleichen Schluss kommt. Für Deutschland belegte weiterhin der Bremer Soziologe Gerhard Amend das große Ausmaß an Frauengewalt im sozialen Nahraum, sprich im häuslichen Bereich. Im Internet befragte er unterhaltspflichtige Väter über Gewaltanwendungen in Beziehungen. Vor Trennungen gingen, so das Ergebnis der "Väterstudie", Handgreiflichkeiten in jedem vierten Fall von Männern, zu 58 Prozent jedoch von Frauen aus. In 17 Prozent der gewaltsamen Konflikte ist es mal die Frau, die zuerst zuschlägt, mal der Mann.

Wie Amend weiterhin feststellte, gibt es einen Unterschied in der Wahl der Waffen: Während Männer sich auf ihre Körperkraft verlassen, greifen Frauen häufiger zu Gegenständen wie Messern oder schütten dem Partner heißen Kaffee ins Gesicht.

Die Notwendigkeit von Männerhäusern ist von Regierungsseite bislang nicht erkannt worden. Das könnte sich ändern: Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend hat eine Pilotstudie "Gewalt gegen Männer" in Auftrag gegeben, deren Ergebnis bis Ende März 2004 erwartet wird. (cg)