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Nord Stream Stichwort

8. November 2011

Eine Pipeline durch die Ostsee verbindet nun Russland und Deutschland direkt. Transitländer werden umgangen. Wenn der zweite Strang fertig ist, können jährlich 55 Milliarden Kubikmeter Gas durch die Leitung fließen.

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Rohrlager der Nord Stream AG auf Rügen (Foto: Nord Stream AG)
Rohrlager der Nord Stream AG auf RügenBild: Nord Stream AG

Die Nord Stream-Gaspipeline auf dem Grund der Ostsee eröffnet neue Möglichkeiten für russische Gasexporte in die EU. Früher belieferte der staatliche russische Energiekonzern Gazprom die EU ausschließlich über Leitungen auf dem Festland - durch die Ukraine und Belarus. Nord Stream umgeht alle bisherigen Transitländer und verbindet Russland direkt mit Deutschland.

Die Gesamtlänge der Pipeline vom russischen Wyborg bis zum deutschen Lubmin beträgt 1224 Kilometer. 55 Milliarden Kubikmeter Gas können pro Jahr können durch die Leitung fließen, die den Plänen zufolge aus zwei Strängen bestehen wird. Zum Vergleich: 2010 lieferte Gazprom rund 35 Milliarden Kubikmeter Gas nach Deutschland.

Die Verlegung des ersten Strangs der Nord Stream-Pipeline ist bereits abgeschlossen. Er soll Ende 2011 in Betrieb genommen werden. Der zweite Strang wird noch gebaut und soll 2012 fertig werden. Nach Angaben der Nord Stream AG belaufen sich die Baukosten der Pipeline auf 7,4 Milliarden Euro. Das ist doppelt so viel wie ursprünglich veranschlagt.

Eine Idee von Putin und Schröder

Pläne, eine Gaspipeline durch die Ostsee zu bauen, die Russland direkt mit Deutschland verbindet, entstanden in den späten 1990er Jahren. Sie gingen vom russischen Gasmonopolisten Gazprom aus. Im Jahr 2000 kam die EU zum Schluss, dass der Bau einer neuen Pipeline in ihrem Interesse sei. Für die Pipeline sprachen zwei Argumente. Erstens würde sie vor dem Hintergrund einer steigenden Nachfrage Europa zusätzliches Gas garantieren. Zweitens umgeht die Leitung die Transitländer Ukraine und Belarus.

Fünf Jahre später, mit politischer Unterstützung aus Moskau und Berlin, nahm das Projekt Gestalt an. Im September 2005 kam Wladimir Putin, der damals Präsident Russlands war, nach Berlin, um mit Bundeskanzler Gerhard Schröder der Unterzeichnung einer Vereinbarung zum Bau einer Gaspipeline durch die Ostsee beizuwohnen.

Der Betreiber der Nord Stream-Pipeline ist die gleichnamige Firma mit Sitz im schweizerischen Zug. Sie ist ein Joint Venture der russischen Gazprom (51 Prozent) sowie der deutschen Unternehmen BASF und E.ON Ruhrgas (jeweils 15,5 Prozent). Beteiligt sind ferner die niederländische Gasunie und die französische GdF Suez (jeweils 9 Prozent). Die BASF ist durch ihr Tochterunternehmen Wintershall in diesem Projekt vertreten. Chef des Aufsichtsrates ist der ehemalige Bundeskanzler Gerhard Schröder. Geschäftsführer des russisch-deutschen Gaskonsortiums ist Matthias Warnig.

Lieferverträge bereits geschlossen

Gemeinsam mit Gazprom erschließen BASF/Wintershall und E.ON Ruhrgas in Russland neue Gasfelder. Das Gas für die Nord Stream-Pipeline soll vor allem aus dem autonomen Kreis Jamal-Nenzen in Westsibirien kommen.

Damit es auch die Verbraucher erreicht, muss die Nord-Stream-Gaspipeline mit dem in Deutschland bestehenden Netz verbunden werden. Dazu wurden zwei weitere Leitungen über Festland benötigt. Die OPAL-Pipeline ist bereits fertig und verbindet Lubmin mit dem Leitungsnetz im Osten Deutschlands. Richtung Westen soll das russische Gas über die NEL-Pipeline fließen, die derzeit noch in Bau ist.

Verträge mit Gasabnehmern sind bereits geschlossen - das sind in erster Linie die Aktionäre der Nord Stream AG sowie deren Tochterunternehmen. Außer ihnen wird noch die dänische DONG Energy Gas aus der neuen Leitung beziehen.

Autor: Viacheslav Yurin / Markian Ostaptschuk
Redaktion: Bernd Johann