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Konzepte der Opel-Bieter

22. Juli 2009

Drei Bieter liegen noch im Rennen um den Rüsselsheimer Autobauer Opel. Wer legt welches Konzept für das Traditionsunternehmen vor? Und welche Staatshilfen werden gefordert? Ein Überblick.

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Schild: Wer rettet Opel? (Foto: ap)
Wer rettet Opel - und vor allem mit welchen Folgen für das Unternehmen?Bild: AP

MAGNA

Die Magna Steyr Fabrik in Graz, Österreich (Foto: ap)
Die Magna Steyr Fabrik in Graz, ÖsterreichBild: AP

Der österreichisch-kanadische Konzern Magna gehört zu den weltweit größten Autozulieferern und bietet gemeinsam mit der russischen Sberbank für Opel. Magna könnte mit der Übernahme vom Autozulieferer in die Liga der Autobauer aufsteigen. Bisherige Magna-Kunden wie VW, Daimler, BMW und Porsche würden dann zu Konkurrenten werden. Aus dem VW-Konzern wurde bereits Kritik geübt, dass mit staatlicher Unterstützung ein neuer Wettbewerber geschaffen werden könnte.

Magna will nach Reuters-Informationen rund 20 Prozent der Opel-Anteile kaufen, der russische Partner Sberbank etwa 35 Prozent. Rund zehn Prozent sollen an die Belegschaft gehen, die restlichen 35 Prozent bei der einstigen Opel-Muttergesellschaft General Motors (GM) bleiben. Für die Übernahme benötigt Magna seinem Konzept zufolge Bürgschaften in Höhe von insgesamt 4,5 Milliarden Euro. Zudem ist ein Kapitalinvestment in Höhe von 500 bis 700 Millionen Euro geplant. Der überwiegende Teil davon soll als Wandelanleihe eingebracht werden. Das Geld würde also nicht von Magna kommen, sondern von Käufern der Anleihe. Von den etwa 50.000 Arbeitsplätzen bei Opel will Magna ein Fünftel streichen, davon rund 2500 in Deutschland.

RHJ

RHJ International ist ein Beteiligungsunternehmen mit Sitz in der belgischen Hauptstadt Brüssel. Nach eigenen Angaben sind derzeit rund 60 Prozent des verwalteten Kapitals bei diversen Autozulieferern investiert. Das Unternehmen wurde 2004 von dem US-Unternehmer Timothy Collins gegründet, der heute noch größter Anteilseigner ist und 15,2 Prozent der Aktien kontrolliert. Weitere Großaktionäre sind unter anderem der Finanzinvestor BlackRock und die Bank of America. Im Aufsichtsrat sitzt auch der Vorstandschef des Springer-Konzerns, Mathias Döpfner.

Das börsennotierte Unternehmen setzt nach eigener Darstellung mit seinen Investments auf ein langfristiges Engagement. 2008 setzte RHJ etwa drei Milliarden Euro um, ein Drittel weniger als ein Jahr zuvor. Der Verlust belief sich auf eine Milliarde Euro.

Die Strategie, die RHJ bei Opel verfolgt, ist nicht völlig klar. Möglich wären eine Sanierung von Opel unter der Ägide von RHJ und ein anschließender Verkauf mit Gewinn. Dabei könnte GM an einem Rückkauf interessiert sein.

RHJ will einem Bericht der Nachrichtenagentur AP zufolge mehr als 50 Prozent an Opel kaufen. Ähnlich wie bei dem Konzept von Magna könnte auch die Belegschaft beteiligt werden. Der Rest der Anteile soll bei GM bleiben. RHJ plant für sein Konzept Staatsgarantien in Höhe von 3,8 Milliarden Euro und ein Eigenkapitalinvestment in Höhe von rund 300 Millionen Euro ein. Es sollen weniger als 10.000 Stellen gestrichen werden.

BAIC

Auto-Produktion im Werk Eisenach (Foto: ap)
BAIC will das Opel-Werk in Eisenach für zwei Jahre stilllegenBild: AP

BAIC (Beijing Automotive Industry Corp) ist ein staatlicher chinesischer Autohersteller. Er stellt im Falle eines Einstiegs bei Opel eine Expansion des Unternehmens in China in Aussicht. BAIC will 51 Prozent von Opel kaufen, die restlichen 49 Prozent sollen bei GM bleiben. Medienberichten zufolge wollen die Chinesen für ihre Beteiligung bis zu 660 Millionen Euro ausgeben, deutlich mehr also als die beiden Mitbewerber. Weitere zwei Milliarden Dollar sollen dem BAIC-Konzept zufolge in den Ausbau von Opel in China fließen. Zudem sind die geforderten Staatsgarantien in dem Konzept von BAIC am niedrigsten: 2,64 Milliarden an staatlichen Bürgschaften fordert BAIC in seinem Konzept.

Die Chinesen wollen zwischen 7000 und 8000 Opel-Arbeitsplätze in Europa streichen, davon etwa 3000 in Deutschland, den Rest vor allem in Belgien und Spanien. Der Standort Antwerpen soll unter Umständen geschlossen werden. Der Standort Eisenach soll 2010 und 2011 pausieren und 2012 wieder den Betrieb aufnehmen. Der Standort Bochum soll verkleinert werden, das Modell "Astra" würde dort nicht weiter produziert, 1608 Stellen würden abgebaut werden. Der Standort Rüsselsheim soll ebenfalls schrumpfen, 1160 Arbeitsplätze würden dadurch wegfallen.

Obwohl das Konzept finanziell die beste Offerte ist und den geringsten Arbeitsplatzabbau vorsieht, stößt es sowohl in der Politik als auch bei den Arbeitnehmervertretern auf Skepsis. Befürchtet wird, dass BAIC hauptsächlich an einem Technologietransfer nach China interessiert ist. (mas/ul/ap/rtr)