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Stichwort: Atomwaffen

6. Juli 2009

Mitte der 60er-Jahre hatten die USA 30.000 Gefechtsköpfe in Bereitschaft. Russland verfügte in der Hochzeit sogar über 40.000 Atomwaffen. Diese Zahl wurde auf beiden Seiten in den letzten Jahren erheblich reduziert.

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Atombombe vom Typ "Fat Man (Foto: DPA)
Mit einer Atombombe vom Typ "Fat Man" wurden 1945 Nagasaki und Hiroshima zerstörtBild: picture-alliance / dpa
Die Unterzeichner des START-Abkommens von 1991: George Bush und Michail Gorbatschow (Foto: DPA)
Die Unterzeichner des START-Abkommens von 1991: George Bush (links) und Michail GorbatschowBild: picture-alliance/dpa

Ende des Jahres 2009 läuft der bisher umfassendste nukleare Abrüstungsvertrag zwischen Russland und den USA aus. Der START-Vertrag gesteht beiden Ländern eine Obergrenze von 6000 gefechtsbereiten nuklearen Gefechtsköpfen und insgesamt 1600 Trägersysteme zu.

Neben dem START-Vertrag haben beide Seiten im Jahr 2002 den sogenannten Moskauer Vertrag geschlossen. Er sieht eine weitere beidseitige Reduzierung der einsatzbereiten strategischen Gefechtsköpfe auf 1700 bis 2200 vor. Der Moskauer Vertrag beruht zur Verifizierung seiner Vereinbarungen allerdings auf den Prozeduren des START-Vertrags, die von beiden Seiten als unpraktikabel betrachtet werden. Er sagt auch nichts aus über die Entwicklung neuer Raketen mit Mehrfachsprengköpfen. Um die nukleare Abrüstung voranzutreiben, ist also eine Neufassung beziehungsweise Verlängerung von START notwendig.

Das US-amerikanische Atomwaffenarsenal hat - nach jüngsten Zahlen des amerikanischen "Bulletin of the Atomic Scientists" - bereits die im Moskauer Vertrag vorgesehene Obergrenze von 2200 einsatzbereiten strategischen Gefechtsköpfen erreicht. Trägersysteme sind zur Hälfte auf U-Booten stationierte Interkontinentalraketen, zu einem Viertel landgestützte Interkontinentalraketen, sowie zu einem weiteren Viertel Langstreckenbomber.

Der direkte Vergleich

Die US-Wissenschaftler zählen zum aktiven US-amerikanischen Arsenal noch 2500 Gefechtsköpfe in Reserve hinzu, sowie 500 nicht-strategische Atomwaffen, die in der Mehrzahl auf US-Basen in Europa stationiert sind. Das macht eine Gesamtzahl von 5200 nuklearen Sprengköpfen. Über 4000 weitere warten derweil auf ihre Ausmusterung.

Das russische Arsenal enthält knapp 2800 einsatzbereite strategische Gefechtsköpfe, davon die Hälfte auf landgestützten Interkontinentalraketen, die andere Hälfte verteilt sich im Verhältnis drei zu zwei auf Langstreckenbomber und U-Boote.

Hinzu kommt die relativ große Zahl von rund 2000 "nicht-strategischen" Atomwaffen in Russlands Streitkräften. Es handelt sich dabei in der Mehrzahl um Raketen- und Flugabwehrsysteme sowie um taktische Atomwaffen wie Lenkflugkörper. Weitere 8000 Gefechtsköpfe werden in Reserve gehalten beziehungsweise sind zur Ausmusterung vorgesehen.

Die USA und Russland halten zusammen 95 Prozent des weltweiten Atomwaffenarsenals. Die meisten dieser Gefechtsköpfe haben eine Sprengkraft vom Zehn- bis Dreißigfachen der Atombombe von Hiroshima.

Große Hürde: Das geplante Raketenschild

Trotz der erheblichen Verkleinerung ihrer Nuklear-Arsenale, die beide Länder bisher schon erreicht haben, dürfte ein neuer Abrüstungsvertrag mit einer weiteren Verringerung auf bis zu 1500 Sprengköpfe, von der die Rede ist, nicht leicht zu erreichen sein. Neben Detailfragen - zum Beispiel: inwieweit müssen Trägersysteme einbezogen werden? - ist die größte Hürde für einen neuen Abrüstungsvertrag das Raketenschild-Projekt der USA in Osteuropa.

Geplantes US-Raketenschild in Tschechien und Polen (Grafik: DW)

Die Pläne dafür wurden unter Obamas Vorgänger George W. Bush entwickelt. Nach US-Angaben soll das System darauf ausgerichtet sein, im Extremfall eine kleine Zahl von Raketen aus Ländern wie Nordkorea oder den Iran abzufangen. Moskau empfindet den Aufbau dieser Anlagen nahe seiner Westgrenze jedoch als Bedrohung seiner Sicherheit und sieht dadurch sein nukleares Abschreckungspotential untergraben. Ohne die Aufgabe der US-amerikanischen Raketenschildpläne werde es kein START-Nachfolgeabkommen geben, so das Signal aus Moskau.

Autor: Hans Sproß

Redaktion: Kay-Alexander Scholz