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Stichwahl um die Präsidentschaft in Haiti

8. Dezember 2010

Bei den umstrittenen Präsidentenwahlen in Haiti vor über einer Woche konnte keiner der 18 Kandidaten mehr als die Hälfte der Stimmen auf sich vereinen. Eine Stichwahl soll Mitte Januar über den Präsidenten entscheiden.

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Frau (Foto: dpa)
Die Haitianer werden Mitte Januar erneut zu den Urnen gebeten, um ihren Präsidenten zu wählenBild: picture-alliance/dpa

Die meisten Stimmen habe mit 31 Prozent Mirlande Manigat erhalten, teilte die Wahlkommission am Dienstagabend (07.12.2010) mit. Ihr folgt an zweiter Stelle Jude Célestin mit 22 Prozent. Beide müssen in einer Stichwahl am 16. Januar gegeneinander antreten.

Manigat, eine anerkannte Jura-Professorin und langjährige Oppositionsführerin, war 1988 für einige Monate First Lady, bevor ihr Mann Leslie Manigat durch einen Putsch aus dem Amt gejagt wurde. Célestin ist der Kandidat der regierenden Partei Inité (Einheit) und gilt als Protégé des scheidenden Präsidenten René Préval.

Wahlplakate (Foto: ap)
Wahlplakate vom Kandidaten der Regierungspartei Jude Celestin werden von Gegnern enftferntBild: AP

Favorit der Jugend ausgeschieden

Ausgeschieden mit 21 Prozent der Stimmen ist hingegen Michel Martelly. Den populäre Musiker, der insbesondere unter den jüngeren Haitianer viel Sympathie genießt, sahen die inoffiziellen Hochrechnungen noch vor Célestin an zweiter Stelle.

Martelly selbst gab bekannt, dass er jedes Ergebnis, das Célestin für die Stichwahl qualifiziert, nicht anerkennen wird. Zusammen mit anderen Oppositionskandidaten warf er der regierenden Partei Inité noch während der Abstimmung am 28. November vor, die Wahlen massiv manipuliert zu haben. Zwölf der Kandidaten forderten in einer gemeinsamen Presseerklärung die Annullierung der Wahlen.

Umstrittene Wahlen

Kinder (Foto: ap)
Kinder spielen mit Stimmzetteln in einer WahlstationBild: AP

Doch obwohl auch internationale Beobachter von schwerwiegenden Unregelmäßigkeiten bei den Wahlen berichtet haben, haben die haitianische Wahlbehörde und die UN den Wahlprozess anerkannt. Der Chef der UN-Mission Ministah, Edmond Mulet, erklärte bei mehreren Gelegenheiten, dass das vom Erdbeben zerstörte und unter einer Cholera-Epidemie leidende Land schnell eine handlungsfähige Regierung brauche. Seitdem kommt es im Karibikstaat täglich zu Demonstrationen, gewalttätigen Kundgebungen und Ausschreitungen. Experten befürchten, dass die Situation bis zur Stichwahl weiter eskaliert.

Der Generalsekretär der Vereinten Nationen, Ban Ki-moon, sagte, die Unregelmäßigkeiten während der Wahlen seien schlimmer als erwartet. Vor der Generalversammlung der UN forderte er am Freitag "alle politischen Akteure auf, auf Gewalt zu verzichten und sofort Gespräche aufzunehmen, um eine Lösung für die Probleme in Haiti zu finden".

Armenhaus Amerikas

Müll (Foto: ap)
Bitterarm war Haiti schon vor Erdbeben und CholeraBild: AP

Ob nun Manigat oder Martelly die Stichwahlen Mitte Januar gewinnt, der Sieger wird schier unlösbaren Herausforderungen gegenüberstehen: In Haiti grassiert die Cholera-Epidemie, die schon mindestens 2100 Todesopfer gefordert hat – bei weiteren 90 000 Infizierten. Außerdem muss das vom Erdbeben zerstörte Land wiederaufgebaut werden.

Autor: Bachir Amroune (afp, dpa, Reuters)

Redaktion: Dirk Eckert