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Es wird ernst für Uli Hoeneß

10. März 2014

Gefängnis, Bewährungsstrafe - oder vielleicht doch ein Freispruch? Vor dem Landgericht München hat der Prozess gegen Uli Hoeneß - Präsident des deutschen Fußball-Rekordmeisters Bayern München - begonnen.

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Uli Hoeneß, zwischen zwei Beamten, beim Betreten des Gerichtsaals (Foto: Reuters)
Bild: Reuters

Mit großem Medienrummel hat der mit Spannung erwartete Steuerprozess gegen Uli Hoeneß begonnen. Der Präsident des FC Bayern soll mit Konten in der Schweiz Steuern in Millionenhöhe hinterzogen haben. An voraussichtlich vier Verhandlungstagen muss Richter Rupert Heindl darüber befinden, ob sich der FC Bayern-Boss der Steuerhinterziehung in Millionenhöhe schuldig gemacht hat.

Kernfrage des Verfahrens ist, ob das Gericht Hoeneß' Selbstanzeige von Anfang 2013 ganz oder wenigstens teilweise anerkennt. Bereits am Donnerstag dieser Woche soll das Urteil fallen.

Selbstanzeige unvollständig?

Bei Steuerhinterziehung drohen in Deutschland Haftstrafen von bis zu fünf Jahren, in besonders schweren Fällen können es bis zu zehn Jahre sein. Wer sich selbst anzeigt, bleibt nur dann straffrei, wenn die Behörden von dem Fall bis zu diesem Zeitpunkt nichts wussten. Bis dahin räumt das Gesetz die Möglichkeit ein, dem Finanzamt die nicht-erklärten Einkünfte nachzumelden - dann aber vollständig. Die Staatsanwaltschaft hält Hoeneß' Selbstanzeige für unwirksam, sie soll unvollständig sein.

Das Medieninteresse ist gewaltig. Bei Gericht waren insgesamt 454 Akkreditierungsgesuche von Journalisten eingegangen. Aus Kapazitätsgründen konnten jedoch nur 49 von ihnen einen reservierten Sitzplatz ergattern.

Tausende Schaulustige?

Die 5. Wirtschaftsstrafkammer hat sich auch auf einen Ansturm von Schaulustigen vorbereitet. "Ich kann nicht ausschließen, dass 100 kommen, es können aber auch 500 oder 5000 sein", sagt der Präsident des Landgerichts München II, Christian Schmidt-Sommerfeld. Wie sehr das Gerichtsverfahren gegen den prominenten Steuersünder Fans und Gegner des FC Bayern mobilisiert, war vor Beginn nur schwer einzuschätzen. Vorsichtshalber sollen 22 Justizbeamte im Gebäude für Sicherheit sorgen, außerdem sind bis zu 150 Polizisten im Einsatz.

Wie auch immer der Prozess ausgeht, seinen Status als moralische Instanz dürfte Hoeneß so oder so los sein. Vor Bekanntwerden seiner Steuerhinterziehung galt er vielen als ein Vorbild - auch weil er sich selbst als solches inszenierte: "Ich weiß, dass das doof ist. Aber ich zahle volle Steuern", sagte er zum Beispiel 2005 in einem inzwischen vielzitierten Interview der "Bild"-Zeitung.

wa/kle (dpa, afp, sid)