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Steuerermittlungen gegen Uli Hoeneß

21. April 2013

Der Bayern-Präsident hat Selbstanzeige wegen eines Kontos in der Schweiz erstattet. Als moralische Instanz hat Hoeneß ausgedient, Politiker und Sportfunktionäre zeigen sich enttäuscht von ihm.

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Uli Hoeneß sitzt allein auf einer Bank (Bild: Getty Images)
Uli Hoeneß Ermittlung wegen SteuerhinterziehungBild: Bongarts/Getty Images

Die Steueraffäre um Bayern-Präsident Uli Hoeneß bestimmte an diesem Wochenende die Schlagzeilen in Deutschland. Kaum einen Zeitung, kaum ein Online-Portal, das nicht mit der Selbstanzeige des Fußball-Funktionärs aufgemacht hätte.

Die Vereinskameraden und Kollegen von Hoeneß hielten sich in ihren Reaktionen erwartungsgemäß zurück. Trainer Jupp Heynckes verwies kurz vor dem Champions-League-Halbfinale gegen den FC Barcelona auf sportliche Aspekte und betonte, dass sich seine Mannschaft "von nichts beeinflussen und beeindrucken lässt". Sportdirektor Matthias Sammer bezeichnete die Vorkommnisse als "private Konstellation", weiter wollte er sich nicht dazu äußern, und Ehrenpräsident Franz Beckenbauer konnte in der Bild am Sonntag "Uli nur die Daumen drücken, dass es gut ausgeht."

Während Bundes-Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) sagte, dass "jeder Kommentar von mir einfach falsch" wäre, hielten sich andere Politiker nicht so zurück. "Uli Hoeneß kann keinen Promibonus erwarten. Steuerbetrug ist ein schwerwiegendes Verbrechen zum Schaden der Allgemeinheit", äußerte sich Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) in der Bild-Zeitung und ihr Finanzminister in NRW, Norbert Walter-Borjans (SPD) zeigte sich "enttäuscht, dass jemand wie Uli Hoeneß, der Leistung, Disziplin und Geradlinigkeit unerbittlich wie kaum ein anderer fordert, beim Steuerzahlen Anspruch und Wirklichkeit nicht in
Übereinstimmung bekommt."

Die Sportbeauftragte der Anti-Korruptions-Organisation Transparency International, Sylvia Schenk, sagte: "Die Glaubwürdigkeit von Hoeneß ist extrem erschüttert. Es wird sicher ganz schwer sein für ihn, da wieder herauszukommen". Die ehemalige Präsidentin des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR) sprach Hoeneß in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung fortan jegliche Legitimation für Angriffe wie zuletzt auf den unter Korruptionsverdacht stehenden Weltverbands-Präsidenten Joseph Blatter ab: "Wenn er Herrn Blatter angreift und fordert, dass dieser den FIFA-Saustall endlich aufräumen soll, aber selbst Geld an der deutschen Steuer vorbeibringt, dann schmeißt Uli Hoeneß mit Felsbrocken aus dem Glashaus", so Schenk.

Hoeneß schweigt

Uli Hoeneß will sich nach der Selbstanzeige in seiner Steueraffäre vorerst mit weiteren öffentlichen Äußerungen zurückhalten. "Ich darf im Moment nichts sagen, denn ich befinde mich in einem schwebenden Verfahren", sagte der Präsident des FC Bayern München am Sonntag der "Süddeutschen Zeitung". "Sie können sich vorstellen, dass mir vieles auf der Zunge liegt, aber ich muss erst mit den Behörden meine Hausaufgaben machen".

Hoeneß hatte nach Angaben des Nachrichtenmagazins "Focus" erklärt: "Ich habe im Januar 2013 über meinen Steuerberater beim Finanzamt eine Selbstanzeige eingereicht." Sie hänge "mit einem Konto von mir in der Schweiz" zusammen.

Die Wirksamkeit der Selbstanzeige und die steuerlichen Folgen würden "derzeit von den Behörden geprüft", sagte Hoeneß weiter. Dies bestätigte die ermittelnde Staatsanwaltschaft München II. Nicht bestätigt wurden Informationen des "Focus", wonach das Anwesen von Honeß im Tegernseer Tal von Ermittlern durchsucht worden sei. Beide Seiten machten keine Angaben über die Höhe der fraglichen Summe.

Deutsch-Schweizer Steuerabkommen

Der Bayern-Präsident sagte zudem, er habe die "Angelegenheit ursprünglich" über das Deutsch-Schweizer Steuerabkommen regeln wollen, das "dann bekanntlich Mitte Dezember 2012 nicht zustande gekommen" sei.

Wäre das Steuerabkommen zustande gekommen, hätten Schweizer Banken für bei ihnen deponiertes Schwarzgeld einen Abschlag an den deutschen Fiskus überwiesen, ohne jedoch die Identität des Kontoinhabers preisgeben zu müssen. SPD und Grüne lehten allerdings das von der schwarz-gelben Bundesregierung ausgehandelte Abkommen in Bundesrat und Vermittlungsausschuss ab.

Keine Stellungnahme vom FC Bayern

Mit einer Selbstanzeige kann ein Steuerhinterzieher für sich das Strafmaß und die Nachzahlungen deutlich reduzieren. Wenn er aber zum Zeitpunkt der Selbstanzeige bereits Kenntnis vom Beginn von Ermittlungen hat oder haben müsste, ist eine Selbstanzeige nicht mehr möglich beziehungsweise nicht mehr strafmildernd.

Der bereits als neuer Meister feststehende FC Bayern wollte sich am Samstag wenige Stunden vor dem Bundesliga-Auswärtsspiel bei Hannover 96 "nicht zu dem Bericht äußern", wie Vereinssprecher Markus Hörwick sagte.

to/GD/kle (sid, dpa, focus)