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Begegnung auf Augenhöhe

Dagmar Engel19. November 2015

Zum Auftakt seiner Afrika-Reise besuchte Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier das einstige Bürgerkriegsland Mosambik. Deutschland will das Land ermutigen, den friedlichen Weg gegen Rebellen fortzusetzen.

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Frank-Walter Steinmeier auf Besuch beim Außenminister von Mosambik, Oldemiro Julio Marques Baloi Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa
Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier mit seinem Amtskollegen Oldemiro Julio Marques Baloi in MaputoBild: picture-alliance/dpa/B.von Jutrczenka

Ein "Warm Welcome" der besonderen Art: Erst eingeschlossen in einer kleinen Fahrstuhlkabine, dann vier Stockwerke die Treppe hoch, das ganze bei 26 Grad und 70 Prozent Luftfeuchtigkeit: Der deutsche Außenminister wollte wirklich zu seinem mosambikanischen Amtskollegen Barói. Auf die Frage, ob in der derzeitigen Situation nach den Terroranschlägen von Paris diese Reise wirklich angebracht sei, sagt er, er habe es zugesagt, als Oldemiro Barói seinerseits in Berlin war. Das Zeichen, das Steinmeier setzen will, heißt: "Ich nehme Afrika und meine Ankündigung, mich in meiner Amtszeit besonders um den Kontinent zu kümmern, sehr ernst."

Wirtschaftsfragen im Vordergrund

Die politischen Themen werden selbstverständlich angesprochen, öffentlich in diplomatischen Tönen. Deutlich wird aber, dass es zuallererst um Wirtschaftsfragen geht. Der große Hype um die Erdgasfelder vor der Nordküste Mosambiks ist vorbei, nachdem die Preise für Öl und Gas in den Keller gefallen sind. Mit dem Niedergang der großen Konsortien, die die Lizenzen für die Ausbeutung der Felder erworben haben, wurden die Projekte immer noch nicht durchgeplant, vielleicht ist es nächstes Jahr soweit. Da möchte die deutsche Wirtschaft auch gern noch dabei sein, hier in Maputo vertreten durch die einzige Frau in der Delegation, Sabine Dall'Omo, CEO von Siemens Südafrika.

Sie formuliert, dass ihre Firma Interesse daran habe, den Mosambikanern zu helfen, ihre Gasfelder auszuheben. Sie sieht die Deutschen, speziell ihr Unternehmen, in einer anderen Rolle als die Konkurrenten: "Wir wollen etwas für Mosambik entwickeln." Es gehe um sogenanntes inklusives Wachstum, " das heißt, dass nicht nur internationale Firmen nach Mosambik kommen, die Rohstoffe abzapfen und im Prinzip das Land in der Situation lassen, wie sie ist, sondern dass aus dem Wachstum auch etwas für die Bevölkerung herauskommt".

Die Erwartung, dass das auch im kleineren Rahmen stattfindet, hegen die mosambikanischen Geschäftsleute, die an dem Treffen mit dem Außenminister und der Wirtschaftsdelegation beteiligt sind. Afonso Tembisse erwartet, dass ganz konkrete Geschäfte aus diesem Tag erwachsen. Er hofft, dass er für sein Export/Import-Geschäft einen Investor findet: "Dieses Treffen ist wirklich sehr gut für mich."

Frank-Walter Steinmeier und Ernesto Max Tonela, Wirtschaftsminister von Mosambik Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa
Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier traf in Maputo auch auf Ernesto Max Tonela, Wirtschaftsminister von MosambikBild: picture-alliance/dpa/B.von Jutrczenka

Deutschland engagiert sich weiter

Afrika als Kontinent der Chancen ist ein ziemlich durchgerittenes Bild. Mosambik ist nach wie vor bitterarm, fast die Hälfte der Erwachsenen kann weder lesen noch schreiben, die bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen der regierenden Frelimo und den Renamo-Rebellen, die vor allem im armen Norden sitzen, halten die Wirtschaft des Landes im Würgegriff. Doch die blutige Auseinandersetzung, die Krise, will Frank-Walter Steinmeier nicht als das Bestimmende sehen: "Wir dürfen die Erwähnung Afrikas nicht auf Migrationsfragen beschränken und auch nicht auf die Konflikte, deren Fernwirkung uns in Europa erreichen, sondern wir müssen eine Begegnung auf Augenhöhe möglich machen, mit den afrikanischen Staaten, mit ihnen gemeinsam an der Entfaltung der Potentiale arbeiten."

Die Sache mit der Augenhöhe ist auch kein neuer Begriff. Aber der deutsche Außenminister war in seiner knapp zweijährigen Amtszeit bereits fünfmal in Afrika südlich der Sahara. Und er hat sich jetzt auch in Zeiten wie diesen nicht abhalten lassen.