Steine auf westliche Botschaften in Damaskus
11. Juli 2011Die Botschaften der USA und Frankreichs in der syrischen Hauptstadt Damaskus sind am Montag (11.07.2011) das Ziel von Gewalt gewesen. Mehrere hundert Anhänger des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad warfen Fenster ein und hissten in der US-Botschaft die syrische Flagge. Nach Angaben von Augenzeugen riefen sie Slogans gegen "ausländische Einmischung". Sie seien vom Wachpersonal vertrieben worden, das vor der US-Botschaft Tränengas eingesetzt habe, hieß es. Wachen der französischen Vertretung setzten nach Angaben von Diplomaten scharfe Munition ein, um die protestierende Menge auseinanderzutreiben. Berichte über Verletzte lagen nicht vor.
Reaktion auf demonstrativen Besuch in Hama
Die USA kritisierten die Reaktion der syrischen Behörden auf den Angriff als zu langsam. Sie kündigten die Einbestellung des Botschafters in Washington an. Die syrische Regierung habe es nicht geschafft, die Diplomaten zu schützen, erklärte ein Vertreter des Außenministeriums.
Ein Sprecher des französischen Außenministeriums sagte, die Angriffe auf die Botschaft in Damaskus "verletzen offenkundig" internationales Recht.
Die Anhänger des international umstrittenen Regierungschefs reagierten offenbar auf eine Solidaritätsbekundung der USA und Frankreichs mit der Demokratiebewegung: Vor drei Tagen hatten die Botschafter der Länder demonstrativ die Stadt Hama besucht. In der gut 200 Kilometer nördlich von Damaskus gelegenen Hochburg der Opposition trafen sie auch mit Demonstranten zusammen. Die Regierung in Damaskus zeigte sich darüber empört.
In der Stadt Hama setzte Präsident Baschar Assad nach einem Bericht der amtlichen Nachrichtenagentur SANA inzwischen einen neuen Gouverneur ein. Anas Abdul Rassak Naem folgt auf Ahmed Chaled Abdul Asis, der in diesem Monat entlassen worden war. Grund dafür war vermutlich, dass er Regierungsgegnern eine Großdemonstration in der Stadt genehmigt hatte. Der neue Gouverneur ist auch Generalsekretär der Baath-Partei in Hama.
Auseinandersetzungen in Homs
Derweil berichteten Menschenrechtler, die Armee sei mit Panzerwagen und Maschinengewehren in die drittgrößte syrische Stadt Homs einmarschiert. Dabei sollen mindestens zwei Menschen getötet und 20 verletzt worden sein. Nachdem Regierungstruppen am Sonntag den Sohn eines oppositionellen Stammesführers getötet hätten, sei es in der Protesthochburg zu Auseinandersetzungen gekommen. Sie hätten bis zum frühen Montagmorgen angedauert.
In der Hauptstadt Damaskus wurden am Montag die von der Regierung initiierten Gespräche des sogenannten Nationalen Dialogs fortgesetzt. Auch am zweiten und voraussichtlich letzten Tag der Verhandlungen über mögliche politische Reformen nahmen die wichtigsten Oppositionsvertreter nicht daran teil. Die Regierungsgegner boykottieren den Reformdialog, weil in mehreren Provinzen nach wie vor auf Demonstranten geschossen wird.
Nach Angaben von Menschenrechtlern wurden bei den blutigen Unruhen schon mehr als 1750 Menschen getötet, darunter etwa 350 Angehörige der Sicherheitskräfte. Außerdem wurden seit Beginn der Proteste Mitte März Tausende von mutmaßlichen Regimegegnern festgenommen. Berichtet wurde auch von schweren Misshandlungen.
Autor: Herbert Peckmann (rtr, dpa, dapd, afp)
Redaktion: Sabine Faber