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Steigende Opferzahl in Bad Reichenhall

3. Januar 2006

Zwei weitere Tote sind in den Trümmern der eingestürzten Eissporthalle von Bad Reichenhall geborgen worden. Jetzt gehen die Rettungsarbeiten nach einer Unterbrechung weiter.

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Noch immer werden Menschen unter den Trümmern vermutetBild: AP

An der Unglücksstelle hat am Dienstagabend (3.1.2005) eine Spezialfirma begonnen, große Trümmerstücke der eingestürzten Eissporthalle wegzuräumen. Man sei zuversichtlich, dass die Arbeiten schnell vorangingen, teilte die Firma mit, deren Spezialgerät extra angefordert worden war, nachdem die Bergungsarbeiten am Nachmittag wegen akuter Einsturzgefahr hatten ausgesetzt werden müssen. Kreisbrandrat Rudi Zeif erklärte, man hoffe, dass die Suche in den nächsten Stunden wieder aufgenommen werden könne und "wir noch in dieser Nacht alle vier vermissten Personen befreien können". Nach Angaben von Polizeidirektor Hubertus Andrä werden noch eine Frau und drei Kinder im Alter zwischen 12 und 16 Jahren vermisst.

Mindestens elf Menschen sind bei dem Einsturz der Eissporthalle von Bad Reichenhall ums Leben gekommen. Am Dienstagmittag (3.1.2005) und damit gut 20 Stunden nach dem Unglück wurden zwei weitere Tote aus den Trümmern geborgen, wie Polizeisprecher Fritz Braun sagte. Bis zum Morgen waren neun Tote geborgen und identifiziert worden.

Staatliche Hilfe für die Opfer

Der bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber hat den Opfern der Einsturz-Katastrophe und ihren Angehörigen unbürokratische Hilfe zugesagt. "Wir werden einen Fonds einrichten, um Betroffenen zu helfen", kündigte Stoiber nach einem Besuch der Unglücksstelle an.

Über die Überlebenschancen der Opfer des Eishallen-Unglücks in Bad Reichenhall entscheiden nach Einschätzung von Notfallmedizinern viele Faktoren. "Es ist überhaupt keine Prognose möglich, wenn man nicht weiß, wie die Situation ist", sagte der stellvertretende Vorsitzende der Bundesvereinigung der Arbeitsgemeinschaften der Notärzte Deutschlands, Peter Sefrin, in einem dpa-Gespräch.

Dach auf Eishalle eingebrochen Eissporthalle in Bad Reichenhall
Das eingestürzte Dach aus der Perspektive der ZuschauerreihenBild: AP

Den Opfern, die unter den Trümmern eingeschlossen sind, droht laut Sefrin neben Verletzungen auch Unterkühlung. Wie lange sie in der Kälte überleben könnten, sei nicht einzuschätzen. Die Chancen hingen etwa vom allgemeinen körperlichen Zustand, dem Grad der Erschöpfung und der Kleidung ab. Außerdem spiele es eine Rolle, ob Wind wehe, ob es feucht sei und wie lange der Körper direkt mit der Kälte Kontakt habe, erklärte der Professor an der Universität Würzburg.

Fehlende Überprüfung?

Der Berliner Statiker Horst Franke vermutet bautechnische Mängel am Dach als Ursache für den Einsturz der Eissporthalle von Bad Reichenhall. "Der Schnee allein kann nicht die Ursache sein", sagte der frühere Präsident der Berliner Baukammer im Nachrichtensender N24. Allerdings werde es schwierig sein, diese Mängel, die sich vermutlich über lange Zeit schleichend ergeben hätten, im Nachhinein festzustellen.

Der starke Schneefall sei womöglich nur das Zünglein an der Waage gewesen, das die Tragreserve des Daches erschöpft habe. Anders als bei Brücken gebe es keine gesetzlich vorgeschriebenen regelmäßigen Überprüfungen für solche Hallen. Dies müsse sich ändern, forderte der Berliner Planer. (kas)