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Steffi Graf ist 40

14. Juni 2009

Gemeinsam mit Boris Becker war sie dafür verantwortlich, dass das deutsche Tennis einen Boom erlebte: Steffi Graf, die erfolgreichste Tennisspielerin aller Zeiten, feierte am Sonntag (14. Juni) ihren 40. Geburtstag.

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Steffi Graf beim Aufschlag (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance / dpa

Schon im Alter von drei Jahren hatte Steffi Graf zum ersten Mal einen Tennisschläger in der Hand - einen abgesägten, mit dem sie gegen ihren Vater Peter im heimischen Wohnzimmer spielte. War sie erfolgreich, dann gab es zur Belohnung Himbeereis und Salzstangen. Mit 13 Jahren spielte sie Profi-Turniere und galt als Wunderkind des Tennis. Mit fünfzehn belegte sie Rang sechs der Weltrangliste

Steffi Graf mit Schale (Foto: dpa)
1988: Steffi Graf nach dem Sieg in WimbledonBild: picture-alliance / dpa

Im Juni 1987 folgte dann der erste ganz große Erfolg: Sieg bei den French Open in Paris gegen Martina Navratilova. Zwei Monate später war sie die Nummer Eins der Welt. Immer wieder lieferte sich die Deutsche packende Duelle mit ihren ärgsten Konkurrentin Navratilova. So auch in Wimbledon 1988, dem erfolgreichsten Jahr der Steffi Graf. Neben dem Grand-Slam - also einem Erfolg bei den vier großen Turnieren in Melbourne, Paris, Wimbledon und New York - gewann sie auch Olympisches Gold in Seoul.

Steuerskandal und Verletzungen

Es folgten Jahre der Dominanz, die erst durch die neu im Turnierzirkus auftauchende Monica Seles gestoppt wurde, an die Graf den ersten Rang der Weltrangliste verlor. Was Graf ganz gelassen nahm, erzürnte einen ihrer Fans so sehr, dass der verwirrte Mann Monica Seles 1993 beim Hamburger Turnier am Rothenbaum mit einem Messer attackierte und sie schwer verletzte. Zwei Jahre lang litt Seles unter den Folgen und konnte keine Turniere spielen. Steffi Graf war wieder die Nummer Eins der Welt.

Steffi mit ihrem Vater Peter 1989 (Foto: dpa)
Steffi mit ihrem Vater PeterBild: picture-alliance / dpa

Mitte der neunziger Jahre machten Steffi Graf zahlreiche Verletzungen zu schaffen. Dazu kam der Steuerskandal um Vater Peter Graf im August 1995. "Ich bin für meine Turniere nach Amerika geflogen und da hat mein Bruder auf mich gewartet", erinnerte sich Steffi Graf später. "Ich war natürlich auf das Schlimmste vorbereitet, aber trotzdem habe ich nicht damit gerechnet, dass mein Vater im Gefängnis sitzt."

1997 wird Peter Graf zu einer Freiheitsstrafe von drei Jahren und neun Monaten verurteilt, das Verfahren gegen Tochter Steffi gegen eine Geldauflage schließlich eingestellt. Auf dem Tennisplatz ist Steffi Graf in dieser Zeit nur noch selten zu sehen. Neben der psychischen Belastung durch das Gerichtsverfahren zwingt sie eine Knieverletzung zu einer langen Pause.

Comeback und Rücktritt

Steffi Graf lacht mit Pokal in der Hand, im Hintergrund enttäuschte Martina Hingis (Foto: dpa)
Paris 1999: Steffi Graf strahlt, Martina Hingis nichtBild: dpa

Dennoch kommt sie zurück und schafft mit dem erneuten Sieg bei den French Open 1999 ein beeindruckendes Comeback. Gegen die damalige Weltranglistenerste Martina Hingis aus der Schweiz siegt sie in einem dramatischen Match mit 4:6, 7:5 und 6:2. Eine Genugtuung für Steffi Graf, deren junge Gegnerin vor dem Match noch getönt hatte, sie wolle auf dem Platz beweisen, dass der Generationswechsel im Damentennis bereits vollzogen sei. "Ich denke, dass das der schwerste und härteste Sieg in meiner Karriere war", sagt Steffi Graf über ihren insgesamt sechsten Erfolg in Paris. "Jeder Sieg hat seine Bedeutung, aber dieser ist meine wirkliche Nummer Eins."

Graf war wieder oben auf, beendete aber dennoch nur kurze Zeit später überraschend ihre Laufbahn. Nach dem verlorenen Wimbledonfinale und einer verletzungsbedingten Aufgabe in San Diego war am 13. August 1999 endgültig Schluss. Gemerkt, dass es Zeit war, hatte sie schon bei der Einreise in die USA. "Es gibt dieses Einreiseformular, wo man reinschreiben muss, wie viele Wochen man in Amerika bleibt. Bis zu den US-Open wären es neun Wochen gewesen, aber ich habe fünf Wochen reingeschrieben, weil ich zu dem Zeitpunkt schon das Gefühl hatte, dass ein Punkt gekommen war, wo ich mir das Leben mit dem Tennis nicht mehr richtig vorstellen konnte."

Rückzug ins Familienleben

Steffi Graf mit Andre Agassi (Foto: dpa)
Familienglück: Steffi Graf mit Andre AgassiBild: picture-alliance / dpa

Die Karriere der Steffi Graf ist gespickt mit Rekorden: 107 Turniersiege durfte sie feiern, davon 22 Grand-Slam-Titel. Alle Grand-Slams hat sie gleich mehrfach gewonnen (4 x Australian Open, 6 x French Open, 7 x Wimbledon, 5 x US-Open). Als einzige Spielerin konnte sie alle Grand-Slam-Titel auch verteidigen. Insgesamt stand sie 377 Wochen lang auf Platz eins der Weltrangliste.

Im Jahr ihres Rücktritts machte Steffi Graf auch abseits des Tennisplatzes Schlagzeilen, als ihre Liaison mit Tennisprofi Andre Agassi bekannt wurde. Seit 2001 sind die beiden verheiratet. Heute leben sie mit ihren beiden Kindern in Las Vegas.

Seit dem Ende ihrer aktiven Karriere taucht Steffi Graf nur noch selten in der Öffentlichkeit auf: Man sieht sie als Nudelköchin in der Fernseh-Werbung, als Botschafterin für ihre Stiftung "Children for tomorrow", die sich für traumatisierte Kinder einsetzt, oder wenn es gilt, den neuen überdachten Centre Court in Wimbledon einzuweihen. Zuletzt durfte sie bei der Siegerehrung der French Open in Paris den Pokal überreichen. Ihren 40. Geburtstag verbringt sie bei ihrer Familie. Groß gefeiert wird allerdings nicht.

Autor: Andreas Ziemons
Redaktion: Arnulf Boettcher