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Iran dementiert Verantwortung

Hans Sproß16. Februar 2012

Waren die Anschläge und Explosionen in Tiflis, Neu Delhi und Bangkok die angekündigte "Rache" für die Attentate auf Irans Atomwissenschaftler? Die Regierung in Teheran dementiert jegliche Beteiligung.

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Indische Ermittel am zerstörten Auto eines israelischen Diplomaten in Neu Delhi (Foto: AP/dapd)
Indien Israel Anschlag auf israelische Diplomaten in New DelhiBild: dapd

Israel sieht in den Bombenexplosionen und Anschlägen beziehungsweise Anschlagsversuchen von Tiflis, Neu Delhi und Bangkok den Iran am Werk. Am Montag (13.02.2012) wurde ein Anschlag auf den Dienstwagen des israelischen Diplomaten in Tiflis vereitelt. Am selben Tag wurde die Frau eines israelischen Diplomaten in Neu Delhi bei der Explosion einer Magnetbombe in ihrem Auto schwer verletzt. Die Täter sind bislang unbekannt. Am Dienstag wurden in Bangkok zwei Iraner verhaftet, nachdem es in dem von ihnen bewohnten Haus zu einer offenbar unbeabsichtigten Explosion gekommen war. Ein dritter Iraner aus der Gruppe wurde am Mittwoch in Malaysia verhaftet.

Thailands Außenminister Surapong Tovichakchaikul erklärte am Mittwoch (15.02.2012) zunächst, es gebe noch keine Beweise für einen terroristischen Hintergrund der Vorfälle. "Wir sind mit der iranischen Botschaft in Kontakt und prüfen, ob es sich wirklich um Iraner handelt. Sie könnten auch falsche Pässe besitzen“, so der Minister. Später teilte Polizeichef Prewpan Dhamapong mit, die Festgenommenen hätten Anschläge auf israelische Diplomaten geplant.

Verhafteter Iraner am Bangkoker Flughafen (Foto: Reuters)
Nach den Bombenexplosionen in Bangkok wurde einer der Verdächtigen am Flughafen festgenommen.Bild: Reuters

Er bestätigte auch Berichte, wonach die Sprengsätze, die am Ort der Explosion entdeckt wurden, die gleichen seien, die Anfang der Woche an Autos israelischer Diplomaten in Indien und Georgien angebracht worden waren.

Für die israelische Regierung ist klar, dass der Iran hinter der Serie von Anschlägen beziehungsweise Anschlagsversuchen steckt. Es sei auch schon vor dieser jüngsten Serie zu mehreren Anschlagsversuchen auf Israelis gekommen, so in Aserbaidschan und Thailand. Diese hätten jedoch vereitelt werden können.

Teheran bestreitet Verwicklung

Teheran bestreitet unterdessen jede Verwicklung in die Vorfälle. Der Sprecher des iranischen Außenministeriums, Ramin Mehmanparast, sagte am Mittwoch, das "zionistische Regime“ versuche, die historischen Bande zwischen dem Iran und Thailand zu zerstören.

Bereits am Montag, nach den Zwischenfällen in Georgien und Indien, hatten israelische Medien einen Zusammenhang mit dem vierten Jahrestag der Tötung des Hisbollah-Kommandeurs Emad Maghanija vernutet. Der Top-Terrorist war im Februar 2008 in Damaskus mit einer Bombe getötet worden. Die Hisbollah hatte Israel vorgeworfen, für die Tat verantwortlich zu sein und Rache geschworen. Der israelische Rundfunk berichtete, es bestehe möglicherweise auch eine Verbindung zu der Anschlagsserie auf iranische Atomwissenschaftler. Seit Januar 2010 sind im Iran vier Atomwissenschaftler durch Attentate getötet worden, weitere wurden verwundet. Dahinter sehen der Iran, aber auch westliche Beobachter, das Werk des israelischen Geheimdiensts Mossad.

Dem jüngsten Attentat dieser Serie fiel im Januar 2012 der Chemiker Mostafa Ahmadi-Roshan zum Opfer. Ein Motorradfahrer brachte eine Magnetbombe an der Tür seines Autos an. Der Ermordete hatte an der Urananreicherungsanlage von Natans gearbeitet.

Rache für Attentate in Iran?

Nicht nur der religiöse Führer Irans, Ayatollah Khamenei, drohte Israel damals mit Rache. Auch die konservativen Medien des Landes forderten Vergeltungsmaßnahmen gegen Israel. So schrieb die Tageszeitung "Ressalat": "Die einzige Möglichkeit, um die zwecklosen Aktionen des Feindes zu stoppen, sind Vergeltungsmaßnahmen für die Ermordung iranischer Gelehrter“.

Der iranische Wissenschaftler Mostafa Ahmadi-Roshan (Foto: Reuters)
Rache für den ermordeten iranischen Wissenschaftler Mostafa Ahmadi-Roshan?Bild: FARS

Und auch danach sei es mit solchen Äußerungen weitergegangen, hat Reza Taghizadeh, iranischer Experte für internationale Politik, beobachtet. In den vergangenen Wochen seien wiederholt vom Außenamtsprecher, vom obersten religiösen Führer und von konservativen Medien, insbesondere der Zeitung "Keyhan", "Vergeltungsmaßnahmen“ und "Rache“ gefordert oder angedroht worden.

Angesichts der verschärften Sanktionen und der Spekulationen über einen israelischen Militärschlag mag der jetzige Zeitpunkt für eine solche Racheaktion unpassend erscheinen. Demgegenüber meint Taghizadeh, dass Planung und Durchführung solcher Aktionen monatelange Vorbereitungszeit brauchten und vom iranischen Geheimdienst nicht ohne weiteres abgeblasen werden könnten.

Sollte die Verwicklung Irans in die Vorfälle in Thailand, Indien und Georgien bewiesen werden, zeige das auch eine neue Vorgehensweise Irans: "Früher hat Iran keine Staatsbürger für Terrorakte eingesetzt. Die Attentate gegen seine Atomwissenschaftler scheinen bewirkt zu haben, dass Teheran seine Politik diesbezüglich geändert hat", so der Iran-Experte.

Autor: Shahram Ahadi
Redaktion: Hans Spross