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Chinesischer Tastenlöwe

30. März 2009

Der chinesische Pianist Lang Lang füllt mühelos Konzerthallen oder Stadien. Sein perfektes Spiel sowie sein sympathisch offenes Auftreten begeistern außergewöhnlich viele jugendliche Fans.

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Lang Lang spielt an einem roten Steinway-Flügel (Quelle: AP)
Ein Hauch Extravaganz: Lang Lang am roten FlügelBild: AP

Es kommt immer darauf an, wo Lang Lang auftritt. Bei einem Open-Air-Konzert etwa im New Yorker Central Park ist der chinesische Pianist durchaus ungezwungen und locker drauf. Anders sein Auftritt in der Bonner Beethovenhalle. Dort schritt er langsam und bedächtig ans Klavier, gekleidet in einen dunkelgrauen Anzug, das schwarze Haar kurz und leicht igelig abstehend. Ein Moment der Sammlung und Konzentration und dann zieht sein Klavierspiel das Publikum im Konzertsaal ebenso in seinen Bann, wie es sonst bei einer Freiluftveranstaltung der Fall wäre.

Pianistisches Wunderkind

Der chinesische Klaviervirtuose Lang Lang 2005 bei der Aufzeichnung einer TV-Show in München (Foto: dpa)
Lang Lang 2005 bei einer TV-Show in MünchenBild: dpa

Im Gegensatz zu seiner wirtschaftlichen Weltmarktposition spielte China im internationalen kulturellen Bereich lange Zeit eher eine Nebenrolle. Pekingente und Pekingoper werden zwar schon lange als exotische Spezialitäten geschätzt; Schauspieler oder Musiker aus der Volksrepublik waren dagegen bisher kaum auf den großen Bühnen oder Konzertpodien der Welt anzutreffen. Das änderte sich, als der damals 17jährige im Jahr 1999 in letzter Minute bei einem Galakonzert des Chicago Symphony Orchestra einsprang und dort das erste Klavierkonzert von Peter Tschaikowsky spielte. Danach überschlugen sich die Kritiken vor Begeisterung. Bereits im zarten Alter von drei Jahren begann Lang Lang mit dem Klavierspiel; zwei Jahre später gewann er einen chinesischen Klavierwettbewerb und trat erstmals öffentlich auf. Als Neunjähriger studierte er am Pekinger Musikkonservatorium und 1995 gewann Lang Lang den internationalen Tschaikowsky-Wettbewerb.

Auftakt ohne Beethoven

Lang Langs Auftritt am 27. März in der ausverkauften Bonner Beethovenhalle bildete einen doppelten Auftakt für das diesjährige Beethovenfest. Zum einen war es das erste von drei Sonderkonzerten vor dem offiziellen Festivalstart Anfang September, zum anderen eröffnete der chinesische Pianist mit seinem Klavierabend eine Reihe, in der viele namhafte Pianisten während des Beethovenfestes in Bonn auftreten werden. Dazu gehören unter anderem Pierre-Laurent Aimard, Alexei Volodin, Elisabeth Leonskaja, Lars Vogt, Rudolf Buchbinder, sowie Christine Schornsheim oder Andreas Staier als Spezialisten für historische Aufführungspraxis. Zwar fand Ilona Schmiel, die Intendantin des Beethovenfestes, es bedauerlich, dass Lang Lang kein Werk des großen Sohnes der Stadt auf sein Programm gesetzt hatte; trotzdem ging für sie ein großer Wunsch in Erfüllung: "Ich wollte, dass er sich bewusst in die große Tradition von großen Pianisten hier beim Beethovenfest stellt, und mit diesem Sonderkonzert als Auftakt jetzt im März für 2009 können wir einen Startschuss geben auch für ein Publikum, was vielleicht den Weg zum Festival noch nicht gefunden hat."

Popstar der Klassik

Lang Lang am Flügel
Starpianist Lang Lang bei einem PresseterminBild: DW

Seit seinem aufsehenerregenden Auftritt 1999 ist Lang Lang ein gern gesehener Gast auf den Konzertpodien der Welt. Daneben wirkte er bei zahlreichen Großevents mit, beispielsweise bei Open-Air-Konzerten, zum Auftakt der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 oder auch zum Abschluss der Fußball-Europameisterschaft 2008. Im gleichen Jahr spielte Lang Lang auch bei der Eröffnungszeremonie der Olympischen Sommerspiele in Peking und dürfte mit rund zwei Milliarden Zuschauern sein bisher größtes Publikum erreicht haben. Medienscheu ist der Künstler keineswegs, das zeigen seine vielen Auftritte in Fernsehshows. Auch sonst weiß Lang Lang sich gut in Szene zu setzen. Es gibt weltweit Fanclubs, und die CD-Produktionen des Pianisten landen nicht nur in den Klassiklisten, sondern auch in den Pop-Charts immer wieder auf Spitzenplätzen.

Lang Lang fasziniert die Jugendlichen weltweit und ist in China ein absolutes Idol für zahllose angehende Pianisten. Obwohl sie Starkult kritisch gegenübersteht, kann Intendantin Ilona Schmiel diesem in Bezug auf Lang Lang auch positive Seiten abgewinnen: "Wenn es dazu führt, dass Kinder und Jugendliche Klavier spielen lernen und viele für klassische Musik sich begeistern lassen, finde ich den Hype gut. Für mich ist ganz wichtig, dass er etwas ausstrahlt, was dieser Klassikmarkt braucht: das ist Enthusiasmus und Begeisterungsfähigkeit."

Autor: Klaus Gehrke

Redaktion: Gudrun Stegen