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Neuer Direktor des Jüdischen Museums

Heike Mund1. September 2014

Der spektakuläre Museumsbau ist eines der beliebtesten Museen in Deutschland. Mehr als 700.000 Besucher kommen jedes Jahr. Der neue Direktor Peter Schäfer will jetzt behutsam neue Akzente setzen.

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Peter Schäfer - Direktor des Jüdischen Museums Berlin
Bild: picture-alliance/dpa

Ein allmählicher Umbau der Dauerausstellung über die jüdische Geschichte steht als erstes an: Peter Schäfer, der neue Direktor des Jüdischen Museums, will sich dafür allerdings Zeit lassen. Die von dem neuseeländischen Museumsdesigner Kenneth Gorbey entworfene Schau sei ein bisschen in die Jahre gekommen, räumt er ein. Ab dem 1. September wird das vor allem bei jungen Besuchern sehr beliebte Museum - von Stararchitekt Daniel Liebeskind entworfen - unter Schäfers Leitung in eine neue Ära starten. Gründungsdirektor W. Michael Blumenthal (88), der 1939 mit seiner jüdischen Familie aus Nazideutschland nach Shanghai geflohen und 1947 in die USA gegangen war, geht in den Ruhestand. Der ehemalige amerikanische Finanzminister und Top-Manager hatte das Jüdische Museum gegen viele politische Querelen 1997 mit aus der Taufe gehoben.

Das Jüdische Museum Berlin, entworfen von Daniel Libeskind, aus der Vogelperspektive, (Foto: AP Photo/Miguel Villagran)
Architektonisches Kleinod in der Berliner Museumslandschaft: das Jüdische Museum (Entwurf: Daniel Liebeskind)Bild: Miguel Villagran/AP/dapd

Karriere als Wissenschaftler

Der neue Direktor hat keinen jüdischen Familienhintergrund. Peter Schäfer ist einer der renommiertesten Judaistik-Forscher weltweit, mit internationaler wissenschaftlicher Reputation. Geboren am 29. Juni 1943 in Mülheim an der Ruhr studierte er Katholische Theologie, Philosophie und Judaistik an der Universität Bonn - für ihn nur eine Zwischenstation. "Das war mir zu trocken", sagt er im Interview mit der Nachrichtenagentur dpa. 1968 brachte er mit Erfolg seine Promotion hinter sich, seine Habilitation schrieb er 1973 dann an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt. 1984 ging er nach Berlin und wurde an der Freien Universität Direktor des Instituts für Judaistik - als Experte für das Judentum der Antike und des Mittelalters.

Von hier aus führte ihn seine wissenschaftliche Karriere 1998 an die Elitehochschule Princeton in New Jersey/USA. Schäfer war dort 2003 der erste Lehrstuhlinhaber für judaistische Studien. 2006 bekam er den renommierten "Andrew W. Mellon Award" verliehen, die höchste Ehrung für einen Geisteswissenschaftler in den USA - hochdotiert mit 1,5 Millionen Dollar. Als Mitglied der Berliner Akademie der Wissenschaften und "Fellow" am Wissenschaftskolleg zu Berlin machte er sich in der Zeit auch in Deutschland einen Namen als Judaistik-Forscher. 2007 wurde Schäfer mit der Ehrendoktorwürde der Universität Tel Aviv geehrt.

Vorurteile abbauen

Als Wissenschaftler hat Peter Schäfer keine Kontroverse gescheut. Seine polarisierenden wissenschaftlichen Thesen wurde auch in der FAZ oder der Neuen Züricher Zeitung aufgegriffen und diskutiert. Er sieht in Europa nach wie vor starke Berührungsängste mit dem Judentum. "Das geht soweit, dass in Deutschland manche Problem haben, das Wort 'Jude' überhaupt in den Mund zu nehmen", sagt er im dpa-Gespräch. Er selbst hat keine jüdische Religionsschule besucht, sieht das aber nicht als Hindernis für seine zukünftige Aufgabe als Museumsdirektor an.

Der neue Direktor Peter Schäfer (links) , der alte Direktor des Jüd. Museums, W. Michael Blumenthal und Kulturstaatsministerin Monika Monika Grütters© JMB, Foto: Yves Sucksdorff
Stabwechsel: Kulturstaatsministerin Monika Grütters mit altem (l.) und neuem Direktor des Jüdischem MuseumsBild: JMB, Foto: Yves Sucksdorff

Für sein neues Amt bringt Peter Schäfer großes Engagement mit. Zusammen mit Programmdirektorin Cilly Kugelmann will er die vorsichtige Neuausrichtung der Dauerausstellung als erstes angehen. Mit mehr als 700.000 Besucher im Jahr gehört das Jüdische Museum zu den meistbesuchten Häusern in Deutschland. Auch inhaltlich möchte Schäfer Akzente setzen: so zum Beispiel gezielt tradierte Vorurteile gegenüber Juden in Ausstellungen und der im Haus angesiedelten Akademie thematisieren. "Wir sollten mehr kulturelle und religiöse Fragen aufgreifen", sagt er dazu im Interview mit dpa.