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Politik

Abschied von Winnie Madikizela-Mandela

14. April 2018

In Johannesburg wird die jüngst verstorbene Anti-Apartheid-Ikone zu Grabe getragen. Von vielen wird Winnie Madikizela-Mandela noch immer als "Mutter der Nation" verehrt. Doch es gibt auch dunkle Seiten in ihrer Vita.

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Südafrika Bebgräbnis von Winnie Madikizela-Mandela in Johannesburg
Staatsbegräbnis im Orlando-Stadion von Johannesburg Bild: Reuters/S. Sibeko

Wieder kamen zehntausende Südafrikaner um der ehemaligen Widerstandskämpferin gegen das Apartheid-Regime die letzte Ehre zu erweisen. Viele Trauernde säumten die Straßen, als ein schwarzer Leichenwagen die sterblichen Überreste Winnie Madikizela-Mandelas von ihrem Wohnhaus zum Fußballstadion in Soweto nahe Johannesburg brachte. Dort wurde der mit der südafrikanischen Flagge geschmückte Sarg von rund 20.000 Trauergästen zum Staatsbegräbnis aufgebahrt. Ein Chor sang die Nationalhymne und die Lieblingslieder der Verstorbenen. Im Orlando-Stadion waren neben hochrangigen afrikanischen Politikern auch das Supermodel Naomi Campbell, Schauspieler Idris Elba und der US-Bürgerrechtler Jesse Jackson.

Bis zu der Zeremonie unter Vorsitz von Staatschef Cyril Ramaphosa und der Beisetzung mit militärischen Ehren hatte in Südafrika eine zehntägige Staatstrauer gegolten. "Stolz, kühn, und klar hat Madikizela-Mandela die Lüge der Apartheid entlarvt", würdigte Ramaphosa das Lebenswerk der Schwarzen-Führerin. Entschlossen und beispielhaft habe sie für Gleichheit und Gerechtigkeit in der Gesellschaft gekämpft.

Die Ex-Frau des ersten schwarzen Präsidenten Südafrikas, Nelson Mandela, war am 2. April im Alter von 81 Jahren gestorben. Schon am Freitag hatten tausende Menschen Abschied von ihr genommen. 

Südafrika Bebgräbnis von Winnie Madikizela-Mandela in Johannesburg
Große Anteilnahme zehntausender Mandela-VerehrerBild: Reuters/S. Sibeko

Winnie Madikizela-Mandela war eine der schillerndsten, aber auch umstrittensten Persönlichkeiten im Jahrzehnte währenden Kampf gegen die Rassentrennung in Südafrika. Die als Nomzamo Winifred Zanyiwe Madikizela geborene Sozialarbeiterin war 38 Jahre lang mit dem späteren Friedensnobelpreisträger verheiratet. Nelson Mandela verbrachte davon 27 Jahre im Gefängnis, bis er 1990 vor den Augen der Weltöffentlichkeit Hand in Hand mit Winnie in die Freiheit ging. Das Paar hatte sich jedoch während der Gefängniszeit entfremdet und trennte sich 1992.

Südafrika Bebgräbnis von Winnie Madikizela-Mandela in Johannesburg
Schwestern Zindzi (l.) und Zenani in Johannesburg bei der Abschiedsrede für ihre Mutter Winnie Madikizela-Mandela Bild: picture-alliance/AP Photo/T. Hadebe

Symbolfigur gegen Apartheid-Regime 

Madikizela-Mandela hatte die zwei gemeinsamen Töchter während der Abwesenheit ihres Mannes allein großgezogen und den Kampf für ein Ende der Apartheid fortgeführt. Sie musste auch selbst immer wieder ins Gefängnis. Sie wurde gefoltert, durfte die Schwarzen vorbehaltene Siedlung Soweto nicht verlassen und wurde schließlich ins abgelegene Brandfort verbannt. Dennoch war ihre Stimme nie verstummt. Während des Soweto-Aufstands 1976 rief sie die Studenten auf, "bis zum bitteren Ende zu kämpfen."

Verwicklung in Verbrechen und Skandale

In den 80er Jahren aber wurde die Anti-Apartheid-Ikone wegen ihrer Radikalität zur Belastung für ihren Mann und die Widerstandsbewegung. Sie umgab sich mit wegen ihrer Brutalität berüchtigten Leibwächtern, die mutmaßlichen Verrätern mit Benzin getränkte Reifen umlegten und anzündeten - zynisch als "Halsketten" bezeichnet.

1989 töteten ihre Leibwächter einen 14-Jährigen, den sie als Informanten verdächtigten. Madikizela-Mandela wurde 1991 im Zusammenhang mit dem Tod des Jungen wegen Entführung und Körperverletzung zu einer Geldstrafe verurteilt. Vor der vom früheren Erzbischof Desmond Tutu geleiteten Wahrheits- und Versöhnungskommission bestritt sie jedwede Mordbeteiligung.

Südafrika Bebgräbnis von Winnie Madikizela-Mandela in Johannesburg
Sie werden ihre Führerin "Mama Winnie" immer in guter Erinnerung behalten Bild: picture alliance/AP Photo/T. Hadebe

Dennoch verbrachte sie 2013 die letzten Monate vor Nelson Mandelas Tod an seinem Sterbebett. In den vergangenen Jahren rückte sie zudem zunehmend in die Rolle einer Landesmutter und wurde zum Symbol des Kampfes gegen die einst alles Leben bestimmende Rassentrennung am Kap. Bis heute ist sie vielen Südafrikanern als "Mutter der Nation" in Erinnerung geblieben.  

SC/qu (APE, afp, dpa, KNA)