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Sri Lanka: Waffenstillstand in Gefahr?

12. Mai 2006

Nach Gefechten vor der Küste Sri Lankas mit vermutlich fast 70 Toten haben die tamilischen Rebellen weitere Anschläge angekündigt.

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Die Polizei auf Sri Lanka ist in AlarmbereitschaftBild: AP

Jedes Marineschiff, das sich den Küstengewässern unter ihrer Kontrolle nähere, werde angegriffen, hieß es auf der Website der Befreiungstiger von Tamil Eelam (LTTE). Außerdem sollten sich Friedensbeobachter der EU von diesen Schiffen fern halten.

Bei der Seeschlacht am Donnerstag (11.5.2006) wurden offenbar 50 Rebellen und 17 Soldaten getötet. Die LTTE-Rebellen hatten mit 15 Booten einen Marineverband angegriffen, wie Militärsprecher D. K. P. Dassanayake erklärte. Ein Kriegsschiff mit 17 Soldaten an Bord sei bei einem Selbstmordangriff versenkt worden. Die Männer würden vermisst, für sie bestehe kaum noch Hoffnung. Bei einem anschließenden Gefecht versenkten die Soldaten fünf Boote der Rebellen. Die mindestens 50 Aufständischen an Bord seien vermutlich tot, sagte Dassanayake.

Die Marine bediene sich der EU-Beobachter als menschliche
Schutzschilde, kritisierten die LTTE-Rebellen am Freitag. Sollten sich Mitglieder der Beobachtermission an Bord eines Marineschiffes begeben, "sind wir nicht für die Konsequenzen verantwortlich".

EU-Mission in Gefahr

Der Anschlag sei eine Verletzung des 2002 geschlossenen Waffenstillstands, teilten die EU-Beobachter mit und bedrohe ihre Arbeit in Sri Lanka. Sie warnte vor einer Eskalation der Gewalt.

Die LTTE-Rebellen wollen einen eigenen Staat für die 3,2 Millionen Tamilen in Sri Lanka errichten, weil sie sich von der Mehrheit der Singhalesen diskriminiert fühlen. Seit 2002 gilt ein brüchiger Waffenstillstand. Der Friedensprozess brach 2003 zusammen, nachdem die LTTE die Verhandlungen beendet hatte.

Rettungsbemühungen

Der Chef der Beobachtermission zur Überwachung des Waffenstillstands (SLMM), der schwedische Generalmajor Ulf Henricsson, reiste am Freitag von der Hauptstadt Colombo zu Krisengesprächen ins Rebellengebiet im Norden der Insel.

Bei dem Treffen in Kilinochchi übte der Anführer des politischen Flügels der Befreiungstiger von Tamil Eelam (LTTE), S. P. Thamilselvan, scharfe Kritik an der SLMM. Nach Darstellung der LTTE wurden die Kämpfe durch einen Angriff der Marine ausgelöst. Armee und SLMM teilten dagegen mit, Rebellen hätten Marineschiffe angegriffen.

In einem vor dem Treffen verbreiteten offenen Brief an Henricsson hatte Thamilselvan geschrieben: "Wir sind schockiert und enttäuscht über die Parteilichkeit, die die SLMM zeigt." Die LTTE warf den Beobachtern vor, Luft- und Artillerieangriffe der Armee auf das Rebellengebiet nach dem Gefecht auf See nicht als Verstöße gegen das Waffenstillstandsabkommen verurteilt zu haben. (kas)