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Spreewald ade!

Dagmar Röhrlich21. Mai 2005

Der Spreewald in der Nähe von Berlin ist eines der schönsten Ausflugsgebiete Deutschlands. Aber das wird in wenigen Jahrzehnten vorbei sein. Eine Ursache ist der erwartete Klimawandel.

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Der noch idyllische SpreewaldBild: dpa

Die Niederschläge, die am Rhein noch reichlich fallen, haben an der Elbe bereits merklich abgenommen. Und der Klimawandel wird diesen natürlichen Trend in den nächsten Jahrzehnten erheblich verschärfen, so Bernd Hansjürgens vom Umweltforschungszentrum Leipzig-Halle: "Wir befinden uns im Elbe-Einzugsgebiet in einem relativ trockenen Gebiet innerhalb Mitteleuropas. (…) Und diese Trockenheit macht sich zunehmend bemerkbar."

Seit 50 Jahren ist die Temperatur bereits deutlich angestiegen, um ein bis anderthalb Grad. Das hat Folgen für die Elbe: Wie viel Wasser bekommt sie, und von welcher Güte es ist? Aber der Klimawandel ist nur ein Teil der Geschichte. Der Strukturwandel in einer ehemaligen Braunkohleregion hat sogar weitaus drastischere Folgen.

Senkung des Grundwasserpegels

Braunkohle-Tagebau
Braunkohle-Tagebau JänschwaldeBild: dpa

Für jede Tonne Braunkohl, die gefördert wurde, mussten sechs Tonnen Wasser gefördert werden. Das hat in den Jahren 1950 bis 1990 dazu geführt, dass enorme Mengen Wasser aus der Region der Lausitz entnommen wurden und in die Spree abgegeben wurden. Ohne diese Infusion wird sich die Wasserführung der Spree auf ein Fünftel bis ein Zehntel des seit 50 Jahren üblichen senken.

"Das hat Folgen insbesondere für den Spreewald, für dieses wertvolle Biotop, und es hat Folgen auch für Berlin", meint Hansjürgens. "Die Gefahr besteht jetzt tatsächlich, wenn weniger Wasser aus dem Braunkohlegebieten gepumpt wird, dass sich der Grundwasserpegel im Spreewaldgebiet absenkt. Mit der Folge, dass ein Teil dieses Spreewaldes verschwinden würde im Zeitablauf."

Verschlechterung der Wasserqualität

Denn nach dem Ende des Bergbaus fällt nicht nur das in der Lausitz abgepumpte Grundwasser weg. Die ehemaligen Tagebaue müssen mit frischem Flusswasser geflutet werden. Denn das Grundwasser, das sich dort ansonsten ansammelt, ist stark schwefelhaltig und mit Schadstoffen überfrachtet. Damit sich Teile des Spreewalds daran anpassen können, kein Wasser aus der Lausitz zu erhalten, möchte man den Übergang jedoch abfedern.

Spreewald
Eine Wiese nahe dem Spreewalddorf LehdeBild: dpa

Beispielsweise wird diskutiert, die Flutung der Tagebauseen zeitlich zu verlängern. So gewinnt man Zeit, um sich an veränderte Situationen anzupassen. Allerdings dauert es dann länger, ehe die Lausitz touristisch genutzt werden kann. Eine Alternative wäre es, Nebenflüsse der Spree trockenzulegen, um die Tagebaue zu füllen.

Das dritte Szenario ist, Oderwasser in das Spree-Havel-Gebiet zu bringen. Die Folgen für Oder, Spree, Havel und Elbe müssen die Forscher noch berechnen - vor allem, weil die Kanäle alt sind und niemand weiß, was darin alles modert. Damit könnte sich die ohnehin geringe Wasserqualität der Spree weiter verschlechtern. Welche Alternative die beste ist, steht noch nicht fest. Fest steht nur: Ein Teil des Spreewalds wird auf jeden Fall verschwinden.